Schon Christopher Browning hat in seinem Sachbuch "Ganz normale Männer" versucht zu beschreiben, warum in Kriegszeiten Soldaten zu eiskalten Killern werden. Genau diesen Umstand beleuchtet Regisseur Stefan Ruzowitzky (Oscar für "Die Fälscher") nun in seinem Dokumentarfilm auf einfache, aber eindrucksvolle Weise. Anhand von Schilderungen aus Brieffragmenten (hier werden Erinnerungen an den ebenfalls bemerkenswerten "Letters From Vietnam" wach) und Tagebucheinträgen, Auszügen aus Gerichtsprotokollen der Nürnberger Prozesse, Interviews mit Psychologen (auch von Seiten des Militärs) und Wissenschaftlern geht der Regisseur der Frage nach, was die normalen Soldaten veranlasst hat, noch vor dem Genozid in den KZs zu Massenmördern zu werden.
Ganz sachlich stellt Ruzowitzky die Vollstreckung der brutalen Erschießungsbefehle von Juden in Osteuropa in den Vordergrund und zeigt klar, warum diese unmenschlichen Befehle in so hohem Maße befolgt wurden. Er zeigt aber auch, dass man sich weigern konnte, die Befehle auszuführen, musste dann allerdings mit den unangenehmen Konsequenzen klarkommen. So wird hier ein System geschildert, das gnadenlos funktioniert hat und das - das ist das erschreckende - jederzeit wohl wieder genau so funktionieren wird. Das authentische wie schreckliche Material unterstreicht dies auf bewusst subtile Weise. Ein starker Film!
Foto: © wfilm/Christoph Rau