Man würde den Krieg verlieren, das war Anfang 1945 vielen Verantwortlichen des NS-Regimes klar, umso mehr, je weiter die Alliierten vorrückten. Die Konzentrationslager in Frontnähe wurden bereits ab 1944 aufgelöst, auch um Spuren zu verwischen. Viele der Häftlinge, die davor schon durch die Hölle gegangen waren, trieb man zu Fuß weg. Ausgemergelte und restlos entkräftete Massen auf den Straßen und Wegen - eine unvorstellbare Tortur in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs, oft war und ist auch von "Todesmärschen" die Rede. Diesem späten düsteren Kapitel der Kriegsgeschichte widmet sich nun ein neuer Dokumentarfilm mit dem drastischen aber treffenden Titel "Nicht verrecken".
In diesem Fall geht es konkret um die Anfang 1945 begonnenen Märsche aus Sachsenhausen und Ravensbrück nach Westen. Filmemacher Martin Gressmann war für "Nicht verrecken" unterwegs auf den primären Routen durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, sprach mit Menschen vor Ort. Da erinnert sich eine Frau, dass der Gefangenentross für eine Nacht auf dem örtlichen Sportplatz gelagert habe. Nah am Verhungern, hätten die Menschen wohl das Gras vom Fußballrasen gegessen, aber so ganz genau hat das damals natürlich niemand mitbekommen.
Gressmann sprach für seinen Film auch mit einigen der wenigen verbliebenen Zeitzeugen, die selbst mitmarschierten. Einer der Überlebenden blickt mit Kopfschütteln zurück auf das Erlebte: "Ich stelle mir heute noch die Frage, wie kann man 250 Kilometer gehen? Naja, es ging nur darum zu überleben." 250 Kilometer. Viele der etwa 16.000 auf diesen konkreten Routen schafften es nicht, erst im Mai 1945 wurden die Märsche von der Roten Armee und der US-Armee gestoppt. Entlang des Weges nach Raben Steinfeld südlich von Schwerin wurden bereits in den 70-ern 200 Gedenktafeln angebracht.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH