Gehen und Bleiben

KINOSTART: 20.07.2023 • Dokumentarfilm • Germany (2023) • 168 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Gehen und Bleiben
Produktionsdatum
2023
Produktionsland
Germany
Laufzeit
168 Minuten
Auf den Spuren von Uwe Johnson
Von Jonas Decker

Auf's Meer hinausblicken oder auf einen See, die Natur in vollen Zügen genießen und ein wenig über das große Ganze nachdenken: Das ist schön, das ist gut für die Seele. Aber was, wenn man kein Meer und keinen malerischen See in Reichweite hat? Dann tut es in diesen Tagen vielleicht auch der Kinosaal. Filmemacher Volker Koepp hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Werk von Schriftsteller Uwe Johnson (1934 bis 1984) befasst. Im Dokumentarfilm "Gehen und Bleiben" versucht er nun, dessen Gedanken (und seinen Blick auf die Welt) für die große Leinwand einzufangen.

Ein Mann mit Zigarette sitzt auf einer Bank und liest Johnson: "Alle Flüsse sind aufgehoben in ihrer Zeit. Und alle nach ihnen, vom badischen Rhein bis zum Hudson der Walfänger. Wozu sind sie denn da? Zu erinnern an die Flüsse von ehemals." Keine Frage, man braucht ein wenig, um sich einzufinden in der Sprache Johnsons und in der Sprache dieses Films. "Gehen und Bleiben" ist kein reißender Malstrom, kein Getöse wie in Smetanas "Die Moldau", eher ein sehr ruhiges Dahinfließen. Aber genau bei diesem Tempo denkt es sich über das Leben vielleicht am besten nach.

Volker Koepp bereiste mit Johnsons Schriften in der Tasche vor allem den Nordosten Deutschlands, um die Texte zu verstehen und zu deuten, um Menschen und Wegbegleiter des großen Gruppe-47-Autoren zu treffen. Es geht dabei aber nicht nur um Johnsons Liebe zum Wasser, denn unter der Oberfläche dieses sehr stillen Kinofilms gibt es noch weitaus mehr zu entdecken und zu durchdenken. Das Weggehen, das Wiederkommen, das Dableiben, das Vergessen und "die Folgen des Krieges", vor allem aber das Suchen nach einer Heimat. Letzteres sei ja auch immer eines der großen Themen bei Johnson gewesen, wie eine Kommentatorin zu berichten weiß – die so unendlich große Frage danach, "wohin ich in Wahrheit gehöre".

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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