Ja glaubt man's denn? Eine Leiche liegt im Kofferraum. Von links: Rudi (Simon Schwarz), Oma (Enzi Fuchs), Leopold (Gerhard Wittmann), Franz (Sebastian Bezzel) und Papa Eberhofer (Eisi Gulp).
"Sauerkrautkoma" ist die fünfte Verfilmung eines Eberhofer-Romans der Autorin Rita Falk.

Sauerkrautkoma

KINOSTART: 09.08.2018 • Komödie • D (2018) • 97 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Sauerkrautkoma
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
D
Einspielergebnis
8.900.000 USD
Laufzeit
97 Minuten

Filmkritik

"München kann mich am Arsch lecken"
Von Kai-Oliver Derks

Man kann's vorwegnehmen: Er war schon origineller, der Eberhofer. Gerade der letzte Film rund um den mürrischen Kriminaler aus Niederkaltenkirchen, die "Grießnockerlaffäre" (2017), erwies sich auch dank eines wirklich spektakulären Falls als echter Knaller. 830.000 Zuschauer wurden gezählt, was Rekord für die Reihe bedeutete. Nun geht's schon weiter mit der bereits fünften Verfilmung des außerordentlich beliebten Provinzkrimis der Autorin Rita Falk. Wieder führte Ed Herzog Regie. Nur leider dabräslts den Film diesmal so ein bisschen. Bedeutet: Es ging schon spannender zu. Heiterer auch. Und doch werden die Fans der Krimireihe nicht wirklich enttäuscht sein. Zumal streng genommen schon diese eine Szene den Besuch im Kino lohnt ...

Da steht er also da, Nähe Candidplatz in München, und dreht förmlich durch. Papa Eberhofer lässt seine Wut raus. Macht unmissverständlich klar, was er von dieser Großstadt hält. Nämlich nichts. Einen schöneren bayerischen Wutausbruch hat man noch nicht gesehen im Kino. Es ist die pure Freude, Eisi Gulp in diesem Moment zu beobachten. 62 Jahre ist er inzwischen, der Mann, der durch Percy Adlons Film "Zuckerbaby" berühmt wurde und längst als eine Art Original im Süden der Republik durchgeht. So eine dankbare Szene war ihm, der auch in den vergangenen Filmen so ein bisschen der unterschätzte Held fürs Publikum war, zu gönnen.

Im Kern dreht es sich aber freilich auch diesmal um den Eberhofer Franz (Sebastian Bezzel), den gleich zu Beginn eine grausame Nachricht ereilt: Er soll versetzt werden: nach München. Und da will er natürlich nie im Leben hin. Aber einen eigenen Kriminaler im beschaulichen Niederkaltenkirchen braucht es halt nicht mehr, sagt der Bürgermeister (Thomas Kügel). Und so muss sich Eberhofer aufmachen in die gar nicht geliebte Landeshauptstadt, wo die Löwengrube auf ihn wartet. Seine alte Widersacherin und neue Chefin der Polizeiinspektion in München, Thin Lizzy (Nora Waldstätten), fordert Eberhofer vehement zur Team-Arbeit auf. Was der natürlich so gar nicht einsehen will. Ganz generell gilt eben: "München kann mich am Arsch lecken."

Einen ziemlich großen Teil des Films nimmt fortan allerdings eine ganz besondere Wohnsituation ein. Eberhofer zieht nämlich zu seinem alten Freund Rudi Birkenberger (Simon Schwarz), der ein recht bescheidenes Single-Leben führt. Doch mit der Dose Ravioli, die er am Abend aufmacht, wird sich der gerade kulinarisch verwöhnte Eberhofer sicher nicht zufriedengeben. Es beginnt eine schier endlose Kabbelei zwischen den beiden ungleichen Freunden, die sich irgendwann inhaltlich dann doch ein bisschen verbraucht. Wobei: Es ist ja eben jener Rudi, dem die zweifelhafte "Ehre" zuteil wird, in das titelgebende "Sauerkrautkoma" zu fallen. Noch so eine dieser schönen, weil unendlich dankbaren Szenen, an der das Publikum seinen Spaß haben wird.

Glorreich gescheiterter Heiratsantrag

Erzählthema Nummer zwei des Films ist die nun schon eine gefühlte Ewigkeit währende On-Off-Beziehung zwischen Franz Eberhofer und seiner Susi (Lisa Maria Potthoff). Nach einem glorreich gescheiterten Heiratsantrag steht es erst einmal wieder nicht gut um die Zukunft der beiden, zumal mit Karl-Heinz "Fleischi" Fleischmann (Gedeon Burkhard) plötzlich ein Nebenbuhler auftaucht, der früher mal ein pickeliger Loser war, heute aber ein echter Stenz geworden ist.

Weniger leidenschaftlich ist, wie übrigens auch schon in der Buchvorlage, diesmal der Kriminalfall geraten, um den es dann doch nur am Rande noch so ein bisschen geht: Im Auto von Vater Eberhofer liegt eine Leiche. Schnell ist klar, um wen es sich bei der jungen Frau handelt. Es ist das Au-pair-Mädchen des Niederkaltenkirchener Bürgermeisters. Der Eberhofer darf also wieder im heimischen Gefilden ermitteln. Und er setzt alles daran, dass sich das auch nie mehr ändert.

Neun Krimis aus der Buchreihe sind bislang erschienen, weit über zehn Millionen Exemplare wurden verkauft. Wer Provinzkrimis mag, für den sind die Fälle der Rita Falk das literarische Hochamt. 2019 wird Eberhofers Jubiläumsfall erscheinen, und auch die Kinoreihe wird sicher weitergehen. Auch wenn diesmal manch einer nicht ganz glücklich sein wird mit der doch eher behäbig dahintrabenden Handlung, die sich ein bisschen häufig bei bereits bekannten Ideen und Motiven bedient. Übelnehmen mag man das freilich niemandem. Dafür haben der Eberhofer, seine Gefährten, die Gefährtin und ihrer aller Erfinderin für viel zu viele charmant-entspannte Stunden gesorgt. Und die meisten echten Bayern – also die vom Dorf – sehen in diesen liebevoll beobachteten Provinzkrimis ohnehin weniger groß angelegtes Kino-Entertainment, sondern vielmehr ... sich selbst. Mit Freude.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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