Regisseur Jan Fehse hat mit der Bestseller-Verfilmung "Unter deutschen Betten" eine schrecklich klischeehafte Komödie mit Veronica Ferres in der Hauptrolle inszeniert.
Die Welt des Schlagers ist bekanntlich ein seichtes Milieu. Gesungen wird in leidenschaftlicher Attitüde von Liebe und Herzschmerz, während das Business schamlos dem Profit huldigt. Wer die Charts dominiert, darf sich glücklich schätzen. Ansonsten ist man schnell vergessen. Eine Branche also, bei der der Blick hinter die Kulissen durchaus Unterhaltungswert hat, genauso wie der Bestseller "Unter deutschen Betten" der polnischen Putzfrau Justyne Polanska, die hinter die polierten Fassaden der Schönen und Reichen blicken konnte und diese Einsichten unter Pseudonym niedergeschrieben hat. Geschichten, die auch im Kino funktionieren könnten, und so hat der Kameramann und Regisseur Jan Fehse das Buch mit einer imposanten Darstellerriege für die große Leinwand adaptiert. Dabei trägt er leider viel zu dick auf.
Linda Lehmann (Veronica Ferres) war einmal ein Star, aber der letzte, einzige Hit liegt lange zurück. Ihr Freund und Produzent Friedrich (Heiner Lauterbach) glaubt schon lange nicht mehr an sie, stattdessen betrügt er sie mit einem willigen Popsternchen. Das Comeback, es will einfach nicht gelingen, erst recht nicht, als sie Friedrich kurzerhand aus dem Haus wirft. Als der kapriziöse, selbstverliebte Produzent Ken Rivers (Simon Schwarz) ihr eine letzte Chance gibt – vorausgesetzt, sie schafft es, in zwei Wochen einen Hit zu schreiben –, versucht sie, über Friedrichs Putzfrau Justyna (Magdalena Boczarska) Zugang zu dessen Tonstudio zu bekommen, während der im Urlaub weilt. Dafür muss Linda aber putzen helfen – Wischmopp statt Star-Allüren, wenn das mal kein Culture Clash ist! Und dann mischt die heimatlose Linda auch noch Justynas Multi-Kulti-WG auf ...
Was lustig klingt und lustig sein könnte, ist tatsächlich eine unterirdische Komödie, in der das deutsche "Superweib" Veronica Ferres blauäugig und selbstverliebt zugleich das gefallene Goldkehlchen gibt, dessen Leben völlig aus dem Ruder läuft. So weit, so schlecht. Doch die Drehbuchautorinnen Lucy Astner ("Der Nanny"), Judith Bonesky und Mira Thiel ("Gut zu Vögeln") haben das Skript mit gewohnter Absicht auch noch mit allerlei Peinlichkeiten versehen, die einen sprachlos machen. Zum Beispiel, wenn Linda im schwarzen Latex-Anzug à la Catwoman versucht, durch die Hundeklappe ins Haus ihres Ex-Freundes zu gelangen, und dann der Nachbarhund den fixierten, gleichwohl prallen Hintern als Versuchung wahrnimmt, denselben zu begatten.
Es sind nicht nur solche redundanten Geschmacklosigkeiten, die irritieren, sondern auch die Vielzahl der Klischees, die hier bemüht werden: Die Musikproduzenten sind schleimige Profiteure, die Stars und Sternchen käufliche Schlampen, und überhaupt sind alle verlogen und gestört und was auch immer. Bis auf die heimelige Heile-Welt-Oase, die WG, in der die Reinigungskraft lebt, die mit den wahren Härten des Lebens konfrontiert wird. Wobei ihre wunderbaren Mitbewohner, allesamt "Gutmenschen", natürlich immer für sie da sind.
So viel Schwarzmalerei ist kaum zu ertragen, genauso wenig wie das treudoofe Spiel von Veronica Ferres. Die Nebenrollen (wie Kabarettistin Monika Gruber als nicht ganz stubenreine Society-Dame) hingegen sind der Kracher; im Falle von Heiner Lauterbach möchte man gar von einer Paraderolle sprechen.
Was Regisseur Jan Fehse, immerhin Träger des Bayerischen Filmpreises, mit diesem Film erreichen wollte – es bleibt ein Rätsel. Es ist weder gelungene Komödie noch solide Gesellschaftskritik und noch nicht mal ein One-Hit-Wonder.
Quelle: teleschau – der Mediendienst