Ob's wieder ein "Jahrhundertring" wird? – Die Bayreuther "Ring"-Inszenierung des 33-jährigen Regisseurs Valentin Schwarz wird jedenfalls mit Spannung erwartet. Der Jüngste nach Patrice Chéreau will Großes auf dem Grünen Hügel stemmen. Familiensaga statt Götter, Zwergen und Dämonen.
Die Premiere der "Götterdämmerung", bei der Wotan bekanntlich alle anderen Götter versenken will, war tags zuvor, Bayreuth-Fans konnten sie im Kino und per Livestream sehen (BR Klassik). 3sat folgt nun mit dem Schlussteil der Tetralogie "Der Ring des Nibelungen". Der ganze Ring wird von Festspielleiterin Katharina Wagner übrigens innerhalb einer einzigen Woche serviert. Der Regisseur Valentin Schwarz ist ihre Grazer Entdeckung. Er will nach Vorab-Auskunft eine Geschichte "von heutigen Menschen, heutigen Figuren, heutigen Problemen" erzählen – "keine von Göttern, Zwergen, Riesen und Drachen". Eine "Netflix-Serie" wolle er gar auf den Grünen Hügel stemmen, bei der "eine Welt vergeht, eine neue entsteht."
Hört sich wahrhaftig nach einem Klimmzug an, die allgemeine Weltlage hätte nichts dagegen einzuwenden. Das "Rheingold", den "Vorabend" der Tetralogie (Premiere war am 31.07., nicht bei 3sat), sieht er als "Pilotfilm" an, der viele Fragen aufwirft und gespannt macht auf das Kommende. "Dass der 'Ring' in Bayreuth innerhalb von nur einer Woche komplett aufgeführt wird", so glaubt er, "gibt uns die Möglichkeit, ein Familienepos in vielfältigem Format zu zeigen und diesen Figuren in ihren Verhältnissen und Versäumnissen durch die Zeitläufe zu folgen." – Es singen unter anderem Stephen Gould, Iréne Theorin und Elisabeth Teige, am Pult sollte der Finne Pietari Inkinen stehen, der allerdings während der Proben erkrankte. Seinen Part wird nun Cornelius Meister, Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart, übernehmen. Der Abend wird von BR-Klassikredakteur Maximilian Maier moderiert.
Bayreuther Festspiele 2022 – Götterdämmerung – Sa. 06.08. – 3sat: 20.15 Uhr