Beware of Mr. Baker
16.03.2018 • 21:45 - 23:15 Uhr
Kultur, Künstlerporträt
Lesermeinung
Ginger Baker während eines Interviews in seinem Haus in Südafrika
Vergrößern
Ginger Baker: Schlagzeuger bei Cream Ende der 60er Jahre
Vergrößern
Ginger Baker (li.) und Regisseur Jay Bulger (re.) in Ginger Bakers Haus in Südafrika
Vergrößern
Hint
Online verfügbar von 16/03 bis 23/03
Produktionsland
USA
Produktionsdatum
2012
Kultur, Künstlerporträt

Das Schlagzeug-Ekel

Von Eric Leimann

Furioser, vielfach preisgekrönter Dokumentarfilm über das abgründige Schlagzeug-Genie Ginger Baker.

Nicht umsonst steht auf einem Schild vor dem Anwesen Ginger Bakers in Südafrika geschrieben: "Beware of Mr. Baker". Jene Warnung, die dem Dokumentarfilm Jay Bulgers über den vielleicht genialsten, mit Sicherheit aber verrücktesten aller Drummer seinen Namen gab. Bulger lebte für längere Zeit mit dem drogenverseuchten, älteren Herren – der sich mit seiner vierten Frau, einer blutjungen Afrikanerin und deren Kindern, aus dem Musikbetrieb zurückckgezogen hatte. Eine Intimität, die Choleriker Baker nicht daran hinderte, dem Filmemacher zum Abschied die Nase blutig zu hauen. "Beware of Mr. Baker" ist nicht nur das filmische Zeugnis der Begegnung mit einem äußerst schwierigen Zeitgenossen. Die Musiker-Biografie spiegelt auch die Karriere des 1939 geborenen Londoners in atemberaubenden, rhythmischen 90 Minuten lustvoll und präzise wider.

Baker, der Leute bedrohen und beschimpfen kann wie kein Zweiter, wird nur selten leise in diesem Film. Dann zum Beispiel, wenn er die einzige Erinnerung an seinen Vater beschreibt. Nach dessen Fronturlaub wollte ihn die Familie am Bahnhof verabschieden. Und der kleine Peter Edward Baker – später hieß er wegen seiner roten Haare nur noch "Ginger" – rannte dem Vater weinend auf dem Bahnsteig hinterher. Vielleicht ahnte er da, dass er ihn nie wiedersehen würde. Baker senior blieb im Zweiten Weltkrieg. Eine Wunde, mit der Angehörige und Freunde die schwierige Persönlichkeit des genialen Wüterichs im Film erklären.

Zahlreichen Ausschnitte mit Baker am Drumset lassen auch jene Zuschauer nicht kalt, die sich nicht sonderlich für geniale Instrumentalisten der Popmusik interessieren. Bakers Spiel ist so furios, gleichermaßen brutal und feinsinnig, dass man selbst am Fernseher glaubt, einem Naturereignis beizuwohnen. Baker trommelte zwei Jahre lang in der Supergroup Cream – mit Eric Clapton an der Gitarre und Jack Bruce an Bass und Gesang. Für viele Musikexperten sind Cream bis heute die spielerisch beste Rockband aller Zeiten. Was man nach Ansicht der fantastisch aufbereiteten Musikszenen auch glauben mag. Ginger Baker verdiente viel Geld während der 60er und frühen 70-er. Neben Cream mit Bands wie der Graham Bond Organisation oder Blind Faith. In den 70-ern zog er sich nach Nigeria zurück, betrieb ein Studio und spielte mit Afrobeat-Veteran Fela Kuti.

Baker rauchte Kette, gründete Familien und verließ sie wieder. Er beschimpfte und bedrohte Menschen, wurde neben der Musikkarriere auch Pferdezüchter und Polo-Freak. Gleichzeitig bewegte er sich immer wieder am Rande des finanziellen Ruins. Bisweilen lebte Baker ohne Strom, aber mit Drumset in völliger Armut. Im Film äußern sich – sehr interessant – Freunde wie der reflektierte, offene Eric Clapton, der 2014 verstorbene Jack Bruce, Charlie Watts, dazu Ex-Frauen und Kinder über den gefährlichen Mr. Baker. Auch Sohn Kofi Baker, ebenfalls ein herausragender Schlagzeuger. Während der 90-er lebte Kofi mit dem Vater und dessen dritter Frau in Kalifornien. Man spielte täglich zusammen und tauschte dabei liebevolle Blicke. Irgendwann warf der Wüterich den Sohn raus und bescheinigte ihm "null Talent". Viele Jahre gesteht der Vater zwischen zwei Zügen aus der Sauerstoffmaske dem Sohn – verklausuliert – seine Liebe. "Beware of Mr. Baker" ist ein großartiger Musikfilm, aber auch das luzide Porträt eines schwierigen Menschen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Das beste aus dem magazin

Francis Tobolsky.
HALLO!

Francis Tobolsky: "Wir sind nicht so leicht unterzukriegen"

Wucan aus Dresden gehören zu den deutschen Bands der Stunde. Stilistisch kaum einzuordnen, färbt die Wucht und Faszination ihres emotionalen Vortrags auf viele Musikliebhaber ab. Mit Sängerin Francis Tobolsky sprach prisma über das neue Album „Axioms“.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt 
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, 
Hörfunk und als Buchautor.
Gesundheit

Welche Impfungen sind jetzt wichtig?

Im Herbst ist der richtige Impfschutz von großer Bedeutung, um vor Grippe, Corona und anderen Infektionen zu schützen. Besonders Risikogruppen sollten auf Auffrischungen achten. Welche Impfungen jetzt wichtig sind und worauf geachtet werden sollte.
Lisa Feller in "Ladies Night"
HALLO!

Eine Bühne für Frauen: "Ladies Night" mit Lisa Feller

Am 1. November wird die 100. Folge der ARD „Ladies Night“ ausgestrahlt. Prisma sprach mit Gastgeberin Lisa Feller über das Erfolgsformat.
Eine Spritze im Arm.
Gesundheit

Weltdiabetestag am 14. November

Am Weltdiabetestag am 14. November klären Organisationen weltweit über Diabetes auf. In Berlin findet am 16. November eine Veranstaltung zum Thema "40 Jahre erster Insulin-Pen" statt. Mehr als 90 Prozent der Diabetes-Patienten in Deutschland haben Typ-2-Diabetes.
Prof. Dr. med. Joachim Dissemond
Gesundheit

Kleine Wunden, große Gefahr

Bei Diabetes kann die Wundheilung problematisch werden. Unterschätzte Wunden können sich entzünden und schwere Infektionen verursachen. Frühzeitige ärztliche Hilfe ist entscheidend.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Bluthochdruck – Risikofaktor mit schweren Folgen

Hoher Blutdruck erhöht das Risiko etwa für Schlaganfall oder Herzinfarkt. Deshalb ist es wichtig, zu hohe Werte schnell zu erkennen und in den Griff zu bekommen. Doch nicht immer helfen Medikamente.