Das Ende der Wahrheit
25.02.2025 • 00:00 - 01:30 Uhr
Spielfilm, Thriller
Lesermeinung
Dr. Aline Schilling (Claudia Michelsen) versucht, Martin Behrens (Ronald Zehrfeld) aus der Schusslinie zu bringen.
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Dr. Grünhagen (August Zirner, l.) und Dr. Joachim Rauhweiler (Axel Prahl, r.) zweifeln an den Methoden von Martin Behrens.
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Dr. Joachim Rauhweiler (Axel Prahl) spielt ein doppeltes Spiel.
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Aurice Köhler (Antje Traue) wird von ihrem Freund Martin Behrens (Ronald Zehrfeld) eindringlich gewarnt.
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Originaltitel
Das Ende der Wahrheit
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2019
Altersfreigabe
16+
Spielfilm, Thriller

Alles zerfällt

Von Andreas Fischer

Ein Geheimdienstfilm aus Deutschland – kann das gutgehen? Und wie! "Das Ende der Wahrheit" ist komplex, spannend und gut fotografiert. Ein Film von Format, den das Zweite nun wiederholt. Philipp Leinemann drehte ihn – prominent besetzt – 2019 fürs Kino, wo deutsche Politthriller-Stoffe selten sind.

In Kategorien wie Schwarz und Weiß lässt sich die Welt schon lange nicht mehr fassen. Die Wahrheit kleidet sich meist grau. Das muss auch Martin Behrens (Ronald Zehrfeld) erkennen. In dem komplexen und spannend erzählten deutschen Geheimdienst-Thriller "Das Ende der Wahrheit" (2019), den das ZDF nun wiederholt, verzweifelt er an seinem Job, an seinen Vorgesetzten und an der eigenen Verantwortung.

Der Film beginnt mit trügerischer Ruhe, ganz beschaulich in einer Hütte an einem oberbayrischen See. Dorthin hat sich Behrens mit seiner Geliebten Aurice Köhler (Antje Traue) zurückgezogen. Ihre Liaison muss geheim bleiben, wie so vieles in Behrens' Leben. Der Zentralasien-Experte arbeitet für den BND, seine Aufgabe ist es, Informationen über potenzielle oder bekannte Terroristen zu beschaffen. Dass seine Geliebte Journalistin ist und offenbar an einer großen Geschichte über die Verstrickungen hoher Beamter in Waffengeschäfte recherchiert, darf und will er nicht wissen.

Er ist Teil eines Systems, das Informationen aus Asylbewerbern presst, das mit anderen Geheimdiensten zusammenarbeitet, das den Tod unschuldiger Kinder bei Drohnenangriffen billigend in Kauf nimmt. Auch Behrens geht bei seiner Arbeit nicht immer nach demokratischen Prinzipien vor: Er setzt Menschen unter Druck, nutzt ihre Angst, verspricht ihnen Unmögliches und liefert sie dann ans sprichwörtliche Messer. So wie es offenbar Usus ist in Geheimdienstkreisen.

Gut recherchierter Spionage-Thriller

Regisseur und Drehbuchautor Philipp Leinemann ("Wir waren Könige") taucht tief ein in die Welt der deutschen Nachrichtendienste und hat dafür augenscheinlich gründlich recherchiert. Auch wenn "Das Ende der Wahrheit" natürlich ein Film-Thriller ist, der eine fiktive Geschichte in großen Bildern erzählt, so ist er doch auch eine Zustandsbeschreibung. Nicht nur eine der Arbeitsweisen des BND und der Verflechtungen seiner Mitarbeiter in Politik und Wirtschaft. Es ist auch ein Blick auf die Gesellschaft, in der wir leben, und die in rasendem Tempo immer zynischer wird.

"Wir können nicht mehr vernünftig Krieg führen", beschweren sich die Männer (Axel Prahl, Alexander Fehling) hinter der Firma "Global Logistics", die sich tief in den inneren Strukturen des BND eingenistet hat. Sie finden, dass die pluralistische Gesellschaft ein Problem sei – ein gerade wieder hochaktuelles Thema. Was die Waffenhändler damit meinen: Exportverbote für Waffen gehören verboten, und die da unten sollen sich doch alle gegenseitig über den Haufen schießen. Es wird schon passen für die Sicherheitslage in Deutschland. Und wenn sich die Situation in ein paar Monaten geändert hat, dann lassen wir die Amerikaner eben von Ramstein aus ein paar Drohnenangriffe fliegen.

Auch der von Roland Zehrfeld bravourös gespielte Martin Behrens ist zunächst mitnichten ein guter Mann, doch ein Terrorangriff in der Münchner Innenstadt wird zum Auslöser einer inneren Wandlung. Behrens lässt seine lange schlummernden Zweifel frei, hinterfragt das System und seine Protagonisten. Das geht bei Philipp Leinemann weniger über Hollywood-artige Knalleffekte, sondern über das Erwachen des Gewissens eines Einzelnen. Sein Protagonist zerfällt innerlich immer mehr, so wie die Sitten im Land und die Moral der Behörden. "Wir nutzen Menschen und ihre Schwächen aus, das ist unser Beruf": Besser als Behrens' Chefin (Claudia Michelsen) kann man es wohl nicht auf den Punkt bringen.

Das Ende der Wahrheit – Mo. 24.02. – ZDF: 23.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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