Ein deutsches Kulturinstitut im fiktiven Land Kisbekistan kämpft um Anerkennung -mit Deutschkursen, Süßigkeiten und Intrigen.
Wer sich diese Serie ansehen will, dem sei empfohlen, sich noch einmal des viel zitierten Tucholsky-Satzes zu erinnern: "Was darf Satire? Alles." Oder man schluckt ein paar Reisetabletten vor dieser frech gemeinten Reise ins fiktive Land Kisbekistan, wo Korruption und Cholera hausen, aber eben auch ein deutscher Kulturklüngel, der partout das deutsche Wesen unter die Kisbeken bringen will. Sechs Kulturträger schlagen sich in dieser Goethe-Comedy durch ihren lebensgefährlichen Alltag und treten laut Vorankündigung "mal in interkulturelle Fettnäpfchen, mal in sowjetische Landminen. Und an schlechten Tagen in beides." – Acht Teile von "Das Institut" sind im Programm. Los geht's mit einer Doppelfolge. Teil drei ist am 4. Januar, 22.45 Uhr, zu sehen, dann erfolgt die Ausstrahlung wöchentlich, immer donnerstags.
Man traut seinen Augen nicht, und erlebt es doch – vorausgesetzt, man hat seine Reisetabletten geschluckt. Nach ansehnlichem Rap mit Moscheen und Basarszenerie, bei dem sich "Bomben" und "Literatur" trefflich reimen und, eben, die "Oase des Scheiterns" besungen wird, trällert – laut Transparent am "Tag der Deutschen Einheit" ein Chor mit vorderasiatischen Zungen das Lied vom "schönsten Wiesengrunde". "Die Deutschklasse von Jördis", so erfährt man, "singt zum Abschied mal 'n Ständchen." 80 Prozent haben den Kurs mit dem für eine Einreise in Deutschland notwendigen Zertifikat bestanden.
Es ist die erste einer langen, schier unaufhörlichen Kette der Boshaftigkeiten. Hier im unschwer als Zerrbild eines Goethe-Instituts zu erkennenden Gemäuer, bekämpft jeder jeden. Die Hackordnung wird von der Direktorin bestimmt, und die Bemühungen um den Kulturaustausch mit den Einheimischen könnten nicht einfältiger sein. Goethe und Gummibärchen, eine Hüpfburg für die Kleinen. Am Ende wird ein Ausreisewilliger in derselben landen. Er springt durchs Fenster, weil er sein Zertifikat nicht bekommen hat. Dabei hätte er es doch so dringend gebraucht. Schließlich ist er in eine Mitarbeiterin des Kulturinstituts, dieser "Oase des Scheiterns", verliebt und will mit ihr nach Deutschland reisen.
Da wird gekalauert bis die Hütte brennt. Die drohende Trennung der Liebenden wird von Lehrerin Jördis (Nadja Bobyleva) gleich mit der schwer zu erlernenden Trennung von Verben gleichgestellt. Nadja Bobyleva macht das mit so großen rollenden Augen und Gesten, dass es einem die Sandalen auszieht. Man fühlt sich an das Schülerkabarett der holden Jugendzeit erinnert. Oder an den Herrenabend im Kegel- oder Tennisklub. Der schwarze Plastiksack, der zur Heimreise angeliefert wird, sich aber glücklicherweise nur als Teppichverpackung und nicht als Leichensack erweist, ist da noch gar nicht mit erwähnt – ebenso die Pumpgun, mit der die aus den Neuen Ländern stammende Kulturmanagerin Dr. Eckart (Christina Große) mal einfach so durchs Fenster schießt.
Soll man lachen, wenn etwa der witzig gemeinte Vergleich gezogen wird: "Die deutsche Sprache ist wie Kisbekistan: trocken, widersprüchlich und voller unentdeckter Minen"? Es ist eher ein Dauer-Sodbrennen, das einem da im Halse stecken bleibt. Deutsche Borniertheit soll verlacht, Rassismus bloßgestellt werden. Doch so unbekümmert, wie hier vorgegangen wird, sollte man nicht wirklich sein. Der Dauerspaß fällt auf die Macher selbst zurück. Wir sind wie die, hilflos im fremden und gefährlichen Land, könnte man mit viel Wohlwollen zu ihrer Ehrenrettung sagen (Buch: Robert Lohr, Regie: Markus Sehr). Schade nur, dass man das Kind mit dem Bade ausgeschüttet hat, jede Realität ist meilenweit entfernt. Das Goethe-Institut, hier Vorbild ohne Tarnung, hätte eine schärfere Klinge verdient. Den Befund, das deutsche Kulturinstitut vermittle hiesige Kultur "nicht autoritär, sondern kooperativ" darf man jederzeit in Frage stellen. Ironie sollte dann jedoch kein Fremdwort sein. Auch Tucholsky hat schon festgestellt, dass es für Satire Grenzen nach oben und nach unten gibt.