Vierter Einsatz für die reisende Zaubernanny Henni Höffner (Saskia Vester). Diesmal zieht es sie nach Apulien, an den Absatz des italienischen Stiefels. Ein deutsches Olivenbauern-Ehepaar bittet um Hilfe. Doch der Einsatz ist für Henni rätselhaft – die Kinder des Ehepaares scheinen bestens versorgt.
Die Farben leuchten unter der Sonne Italiens, die Oliven reifen, man spürt den Duft des Essens. Der Regisseur Sascha Bigler und sein Kameramann Ralf K. Dobrick haben für Saskia Vesters viertes Auslandsabenteuer als Supernanny eine Kulisse gezaubert, die manchen im Gedanken wohl sofort zum Impfpass oder zum negativen Coronatest greifen lässt, um eine Reise in die apulische Quarantäne anzutreten. Vorerst bleibt's ein Traum. Bis auf Weiteres begnüge man sich mit dem Degeto-Freitagsfilm "Das Kindermädchen: Mission Italien", der eigentlich in "Ferienfilm" umbenannt werden müsste. Saskia Vester entsteigt in Apulien dem Überlandbus aus München – unter sich das Meer, hinter sich eine Theaterkulisse, die kein Bühnenbildner einfallsreicher entwerfen könnte. Nur scheinbar hängt der Haussegen auf der Oliven-Hazienda schief, den es gleichwohl zu richten gilt.
Henni, die Supernanny aus München, die weltweit jeder haben will, wenn es irgendwelche Kinder zu betreuen gilt, ist kaum den Startklötzen, sprich dem Bus entstiegen und schon ist sie mittendrin in einer deutschen Aussteigerfamilie, die sich – Vater, Mutter, zwei nette Kinder – im tiefen Süden Italiens eingerichtet hat. Man glaubt es diesem Ehepaar, von Clelia Sarto und Janek Rieke gespielt, dass sie einst Hals über Kopf aus lauter Liebe zum Land als Olivenbauer nach Italien gingen. Sekunden später sitzt Henni an der reich gedeckten Tafel und stimmt alsbald das Partisanenlied "Bandiera rossa" mit der Familie an.
Doch alles ist nicht so rosig wie es aussieht: Traurig und gar griesgrämig wirkt Rosa, die Mutter, und Vater Benno bandelt heftig mit der schönen Vittoria (Liza Tzschirner) an. Besonders die Kinder, die Henni betreuen soll, zeigen sich darob erschüttert. Es wäre jedoch gelacht, wenn die brave Henni, die immer so treudoof gucken und so schamlos naiv fragen kann, nicht herauskriegen würde, was da los ist auf der schönen Farm.
Schon die verdorrten Olivenbäume in der Ferne weisen ja auf Krankheit hin, die Feuerbakterien Xylella haben ihnen den Garaus gemacht, die Existenz der in der Coronalrise ohnehin gefährdeten Existenz der Olivenbauern ist bedroht. Hinzukommt, es ist fast schon des Üblen zuviel, dass Bennos Vater vor Jahresfrist an Krebs verstarb, der mal ein berühmter Schlagersänger war. Wollte Rosa ihren Mann mit ihrem Schweigen vor weiterem Kummer verschonen? Plante sie womöglich für eine Zukunft ohne sie?
All dieses Ungemach hat gegen die stets positiv gestimmte Henni keine Chance, zudem ist die Umgebung viel zu schön, um hier einfach so zu sterben (auch Goethe starb ja in Neapel nicht, nur nebenbei bemerkt). So kommt es zu einem sanften offenen Schluss mit Zoom ins Krankenhaus und herzlicher Umarmung bis auf ein Wiedersehen. Ach Gott, rührender und doch lebensfroher ist noch kein anderer Freitagsfilm gewesen. Komödiantischer Neorealismus wie nach dem Krieg vor 70 Jahren.
Das Kindermädchen: Mission Italien – Fr. 21.05. – ARD: 20.15 Uhr