Der Europa Check
16.10.2017 • 22:45 - 23:30 Uhr
Report, Europa
Lesermeinung
Pro-Europa-Kundgebung "Pulse of Europe" in Frankfurt am Main am 30.April.2017. Das Motto: Mauern einreißen statt hochziehen.
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"Manfred Müller ist ein pensionierter Fotozubehör-Händler aus Flensburg - und seit Jahren EU-Gegner. In Büchern und im Netz argumentiert er sachlich gegen die Mitgliedschaft im europäischen Staatenbund. Denn "Zölle und eine nationale Währung sind für Staaten wichtige Instrumente, um sich vor allem in Krisenzeiten behaupten zu können." Müller kritisiert das "Dogma des Freihandels in der EU und die Folgen der Globalisierung.""
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Gaelle Bulligan kommt aus Frankreich, ihr Mann Enrico aus Italien. Sie haben sich in Leipzig im (EU-geförderten) Erasmus -Austausch kennengelernt und leben nun in Mainz. Baby Luca ist eins von mehr als einer Million Erasmus-Babys, die seit Beginn des Austauschprogramms vor 30 Jahren gezeugt wurden.
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Dosentomaten und Tomaten-Paste aus Italien überschwemmen die Märkte in Ghana. Oft sind sie billiger als die frischen, lokal in Ghana produzierten Tomaten. Für die Bauern in Ghana ist es schwer, preislich mit den EU-Subventionierten Tomaten mitzuhalten.
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Zaccariah Mutah hat seine Heimat Ghana vor 8 Jahren verlassen. Jetzt arbeitet er in Italien als Tomatenpflücker. Dort verdient er - abhängig von der Menge -10 Euro am Tag. Zaccariah ist einer von tausenden Migranten, die (illegal) auf Italiens Tomatenfeldern arbeiten.
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Seit wenigen Jahren mischt Irlands Bürgerversammlung die Politik auf der Insel auf. 99 per Los ausgewählte Bürger informieren sich über politische Themenfelder und stimmen anschließend ab, wie Irlands Regierung handeln soll. Auf diese Weise hat das erzkatholische Irland zuletzt die Homo-Ehe legalisiert, was jahrzehntelang unmöglich schien. Die Bürgerversammlung - ein Vorbild für ganz Europa?
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Produktionsdatum
2014
Report, Europa

Wollen und können wir Europa retten?

Von Maximilian Haase

Die EU ist unbeliebt wie nie zuvor. Warum Europa zahlreiche Gegner hat und was an deren Argumenten dran ist, erkundet "Die Story im Ersten: Der Europa-Check"

Europa steht nach Meinung vieler Bürger schon lange nicht mehr für Verständigung und Freiheit, sondern für elitäre Entscheidungen aus Brüssel. Aus Skeptizismus gegenüber Euro und Bürokratie erwuchs in den letzten Jahren im Zuge von Wirtschafts- und Flüchtlingskrise in vielen Kreisen purer Europa-Hass – nicht nur die erstarkten Rechtspopulisten erteilen der Idee Europa seither eine Absage. Doch woher kommt die Ablehnung? Warum wird den Erfolgen der europäischen Einigung nicht mehr Rechnung getragen? "Die Story im Ersten: Der Europa-Check" geht dem schlechten Ruf Brüssels auf den Grund: Unterwegs zwischen Europafeinden und Europafreunden fragt die Reportage, wofür die EU heute steht und was davon überhaupt der Wahrheit entspricht.

Vorgaben für Bananen? Träge Parlamentarier in einem sinnlosen Parlament? Die Liste der Klischees und Vorwürfe gegen die EU ist beliebig verlängerbar und "Brüssel" dafür längst zum Synonym geraten. Längst macht das Europa-kritische Milieu ernst, mit dem Brexit als vorläufigem Höhepunkt. Auch hierzulande schrumpft die Zustimmung zur EU: In Sachsen etwa hält sie nur noch ein Drittel der Bürger für sinnvoll.

Und das, obwohl ihr Struktur-Fonds gerade in wirtschaftlich schwachen Regionen greift, wie die Reportage aufzeigt: 8,7 Millionen Arbeitsplätze wurden durch die EU in Europa geschaffen, 2017 wurden bislang 134,7 Milliarden Euro zur Unternehmens-Förderung ausgegeben. In Wales, wo die Zustimmung zum Brexit am höchsten war, bereut man den Austritt inzwischen: Firmen wandern ab, die fehlende Förderung überlässt die Region sich selbst.

"Die Story im Ersten" fragt, warum Menschen Europa dennoch ablehnen. Manfred Müller etwa, der EU-kritische Beiträge veröffentlicht, sagt, Europa sei zu schwerfällig; die Außengrenzen sieht er nicht ausreichend geschützt. Anders die Gegenbewegung, der sich die Reportage von Matthias Ebert und Joanna Jäschke ebenfalls nähert: Hansjörg Schmitt ist Mitbegründer der Bewegung "Pulse of Europe". Er meint: "Auch wir wollen die EU reformieren, aber dafür muss sie zunächst mal erhalten bleiben."

Wie kann das bei all der Gegnerschaft gelingen? Europa, so schlagen einige Protagonisten des Films vor, muss seine echten Defizite angehen – etwa den Einfluss der Lobbyisten, den der Verein "Lobby Control" kritisiert: "Die Banken können sich solche Lobbyarbeit leisten, nicht aber beispielsweise alleinerziehende Mütter, die schon seit Jahren für eine steuerliche Gleichstellung kämpfen." Ebenso fraglich: Die Doppelmoral der "Festung Europa", die zu Fluchtursachen beiträgt, aber sich zugleich vor den Flüchtlingen abschottet.

Drohen mehr Austritte? Kann mehr Bürgerbeteiligung erreicht werden, indem Grundsatzfragen in Versammlungen öffentlich diskutiert werden? Der "Europa-Check" fragt auch bei Joschka Fischer nach, ob Europa noch zu retten ist.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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