Der Kommissar und das Meer - Woher wir kommen, wohin wir gehen
18.12.2021 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Kriminalfilm
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Originaltitel
Der Kommissar und das Meer
Produktionsland
D, S
Produktionsdatum
2021
Altersfreigabe
12+
Fernsehfilm, Kriminalfilm

Ein Abschied ohne Ziel

Von Wilfried Geldner

Es ist der 29. und letzte Fall für den Gotland-Kommissar Robert Anders (Walter Sittler) in der seit 2007 ausgestrahlten Krimireihe des ZDF. Eine verweste Frauenleiche wird gefunden – es ist Roberts Ex-Frau Line, so stellt sich heraus. So gerät Anders bei einer neuen Kollegin unter schweren Verdacht.

Die Krimimacher mögen es neuerdings philosophisch. Im Frankfurter "Tatort" musste sich Ulrich Tukur kürzlich mit Ernst Blochs "Prinzip Hoffnung" plagen. Die neueste und zugleich letzte Ausgabe des ZDF-Samstagskrimis "Der Kommissar und das Meer" (Drehbuch und Regie: Thomas Roth) steht dem in nichts nach. Es sind die philosophischen Fragen, die der Titel aufwirft: "Woher kommen wir? Wohin gehen wir?" Geschenkt, dass sie ohne Antwort bleiben. Ohnehin wäre es besser gewesen, den berühmten Sokrates-Satz: "Ich weiß, dass ich nicht weiß" zu zitieren, der für sämtliche Kommissare gilt. Der aus Hamburg zugereiste Schweden-Kommissar Robert Anders alias Walter Sittler hatte ihn jedenfalls eineinhalb Jahrzehnte im Gepäck. Er strahlte immer viel Gelassenheit aus und kam mit karger Nachdenklichkeit stets ans Ziel.

Genau das wird ihm in seinem allerletzten Gotland-Fall so schwer wie wohl noch nie gemacht. Die Leiche, die man in einem Kiefernwäldchen findet, ist nämlich Roberts frühere Ehefrau Line. Er hatte sie vor zwei Monaten treffen sollen, doch sie kam nicht. Stattdessen lag da allerdings eine Leiche, und Anders hatte eine böse Ahnung ergriffen. Nun gerät er, nicht ganz zu Unrecht, unter größten Verdacht bei einer neuen Kollegin, die ihm zur Seite gestellt wurde. Anders wittert die Wachablösung durch die Jüngere, ein Jahr vor seiner Pension.

Zweikampf mit der Neuen

Um es gleich zu sagen: Der Zweikampf mit der Neuen ist das Beste an Anders' letztem Fall. Die von Maria Alm Norell kühl gespielte Widersacherin ist dem altgedienten Kommissar durchaus gewachsen. Ohne mit der Wimper zu zucken, spielt sie das Repertoire einer Karrieristin durch – von anfänglicher Verbindlichkeit bis zur frontalen Aggression. Sie will, sie muss Anders ja auch in die Schranken weisen, ihn vom Fall abziehen wegen Befangenheit.

Der ermittelt jedoch undercover fleißig weiter, nicht zuletzt, um seine Unschuld zu beweisen. Er ist immer ein wenig schneller als die Widersacherin – ein kluger, wenn auch in die Jahre gekommener Mann. Die Verfolgung des Kommissars durch die Neue wird dabei immer spektakulärer – zuletzt springt Anders gar Hals über Kopf ins dunkle Meer. Ausgerechnet er, der "das Meer" hasst wie kein Zweiter, weil einst seine kleine Schwester darin ertrank.

Das ist ein mitunter etwas leer laufendes Indianerspiel, auch der zu lösende Fall wirkt recht verquer: Line, die als Hebamme nach Tansania ausgewandert war, hatte sich in einen Segellehrer und Lebemann verliebt, mit dem sie wohl eine neue Existenz aufbauen wollte. Wollte sie deshalb ihr Haus auf Gotland verkaufen, stellten sich andere diesem Ansinnen in den Weg, gab es Erpressungsversuche?

Von Schweden nach Schwaben?

Die Neue, so viel sei gespoilert, wird sich bei Anders am Ende entschuldigen. Darüber hinaus gibt es viele rührende Abschiedsszenen. Ewa Svensson, die Rechtsmedizinerin (Inger Nilsson, einst Pippi Langstrumpf), lobt den tollen Kollegen noch einmal über den grünen Klee. Sie hatte zu ihm gestanden, als der Kollege Thomas Wittberg (Andy Gätjen) opportunistisch mit einem Achselzucken – "Ich habe noch ein paar Jahre!" – zwischen den Fronten lavierte. Aber auch der Abschied von Niklas, dem samt schwangerer Freundin in Stockholm lebenden Sohn (Sven Gielnik), ist bewegend, wie auch zuvor die Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit.

Am Ende wird ein endloser Horizont aufgezogen, Vater und Sohn streuen die Asche der ermordeten Mutter ins Meer. Woher kommen wir, wohin gehen wir? – Ein Schuft, wer sich da ernsthaft eine Antwort versprach.

Dass Walter Sittler jetzt bald die zweite Folge einer neuen ZDF-Serie des Titels "Der Kommissar und der See" am Bodensee drehen wird, nimmt sich dagegen wie ein Kalauer aus. Droht ein Dejà-vu-Erlebnis, grüßt das Murmeltier? Lasst das bloß nicht den Atzorn hören – sonst packt der am Chiemsee auch gleich wieder die alten "Nord, Nord, Mord"-Klamotten aus seinen Sylter Tagen aus ...!

Der Kommissar und das Meer – Woher wir kommen, wohin wir gehen – Sa. 18.12. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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