Der Zürich-Krimi: Borchert und die Zeit zu sterben
18.02.2021 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
Lesermeinung
Vergrößern
Originaltitel
Der Zürich-Krimi
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2021
Serie, Krimireihe

Die Chinesen kommen

Von Hans Czerny

Im dritten von drei neuen "Zürich-Krimis" im Ersten wird Thomas Borchert (Christian Kohlund) mit dem Tod eines Uhrenfabrikanten und einem darauf folgenden Erbstreit konfrontiert. Die Tochter wurde testamentarisch enterbt. Nun soll sie die Mörderin eines ihrer Brüder sein.

Das ist doch mal ein schöner Filmtitel: "Borchert und die Zeit zu sterben" – das weist geradezu poetisch auf die Doppelbödigkeit dieses feinen Stücks aus der "Der Zürich-Krimi"-Reihe hin. Als der betagte Besitzer der Uhrenmanufaktur "Sutter & Valois", Ludwig Sutter (Heinz Trixner) plötzlich stirbt, streiten sich zwei Söhne und die Tochter Anna (Eugenie Anselin) ums Erbe. Die Testamentseröffnung zeitigt Böses: Ausgerechnet Anna, Uhrmachermeisterin und Erfinderin eines Chronometers "mit Venusphasen" gehört nicht zu den Erben. Im Gegenteil: Alsbald wird sie des Mordes an ihrem Vater verdächtigt, sie hat Fingerspuren an antiken Zeitmessern hinterlassen.

Anna, die das Testament anfechten will, schaltet Borcherts (Christian Kohlund) Kanzlei ein – er übernimmt. Und er weiß, dass er seine Mandantin nur retten kann, wenn er den wahren Mörder findet. In "Borchert und die Zeit zu sterben" (Regie: Roland Suso Richter) dringt der "Anwalt ohne Lizenz" von der gepflegten Uhrenmanufaktur bis in die Kreise dubioser Investmentbanker vor.

Die Zeiten der Gnome von der Bahnhofstraße sind passé

An die Zeiten der Gnome von der Züricher Bahnhofstraße und der gut gefüllten Schließfächer erinnern in der Anwaltsreihe nur noch die Drei-Sterne-Restaurants, in denen man dem Kellner – wie Borchert – 30 Prozent Trinkgeld gibt und in denen keine Preise auf der Karte stehen. Inzwischen haben vor allem aus dem fernen China gelenkte Investment-Banker das Sagen. Der Drehbuchautor Wolf Jakoby nennt sie gerne Hedgefonds-Manager, so wie schon im ersten der drei Filme, "Borchert und der Mord im Taxi", als ein Tal im Engadin in Investorenhände zu fallen drohte.

Diesmal haben sie es auf die ehrwürdige Uhrenmanufaktur Sutter & Valois abgesehen, die ins Schlingern geraten ist. Dabei scheuen sie keine noch so finsteren Mittel, setzen Privatdetektive auf ihre Probanden an und lassen diese gerne auch mit Wanzen und Videokameras ausspionieren. Es geht darum, zum Verkauf zu drängen und dabei die Summe so zu kalkulieren, dass sich der Deal auch lohnt. Dass es dann obendrein zu Morden kommt, müsste eigentlich nicht sein – ist aber so, weil der alte Uhrmacher einfach nicht verkaufen wollte.

Borchert legt sie alle auf die Couch

Bei seinen Recherchen dringt der stets selbstsichere Borchert mit gewohnter Chuzpe wieder einmal in Büros und alte Villen in bester Seelage ein. So, als könnte seinem Charme und seiner Schlauheit einfach niemand wiederstehen. Aber er ist auch ein Psychologe, der Mandanten – sinnbildlich – auf die Couch legen und trösten kann. Dort, wo Hass zwischen Vätern und Töchtern grassiert haben mag, entdeckt er die verschüttete Liebe und bringt die Sache, gewissermaßen aus dem Ärmel geschüttelt, in Ordnung.

Gegen so einen kommen auch die besten Nebenfiguren niemals an. Ob ein – wie sich herausstellt – stiefmütterlich behandeltes Aschenputtel wie die Uhrmacherin Ana oder Dominique, seine Chefin (Ina Paule Klink), die sich vor Längerem mit ihrem Vater entzweite: Der Anwalt mit der sonoren Stimme spielt sie alle an die Wand. Das wiederum macht er stets im Dienste der Gerechtigkeit und seiner hehren Ideale. Dass dabei manch andere Figur unterbelichtet wird, ist nicht seine Schuld. Wie sagt der eben 70 gewordene Christian Kohlund ganz ohne Selbstgefälligkeit im Interview? – "Borchert ist auf seine alten Tage so besessen davon, offene Fälle zu klären und für Recht und Gerechtigkeit gleichermaßen zu kämpfen, dass er sich um sich selbst keine Gedanken macht. Er hat nichts mehr zu verlieren, er hat sein Leben gelebt. Und wenn er sich in Gefahr begibt, hat er keine Angst mehr und tut das, was nun mal getan werden muss."

Der Zürich-Krimi: Borchert und die Zeit zu sterben – Do. 18.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. David Kubosch
Gesundheit

Wenn Atmen, Bücken oder Drehen zum Problem werden

Rundrücken durch ständiges Sitzen? Wie sich der Rücken auf den ganzen Körper auswirkt und welche Maßnahmen helfen, erklärt ein Experte für Rückengesundheit.
Die Vulkaninsel La Réunion.
Reise

Sehnsuchtsorte im Jahr 2026

prisma stellt mögliche Reiseziele fürs nächste Jahr vor und verrät, an welchen Orten besondere Erlebnisse auf Urlauber warten.
Johannes B. Kerner steht auf einer Treppe.
HALLO!

Johannes B. Kerner über das Weihnachtsfest: "Familie geht über alles"

Johannes B. Kerner moderiert rund um Weihnachten drei Sendungen. Mit prisma hat er über deren Besonderheiten gesprochen und erklärt, warum ihm die Jahreszeit so gut gefällt.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.
Oliver Mommsen vor einem Weihnachtsbaum.
HALLO!

Oliver Mommsen über seine Rolle in "Eine fast perfekte Bescherung"

Im Weihnachtsfilm „Eine fast perfekte Bescherung“ müssen die Anwohner eines Berliner Viertels an Weihnachten ihre Wohnungen verlassen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft wird. In einer Turnhalle findet sich eine bunt gemischte Truppe zusammen, die nun mit dieser Situation umgehen muss. Oliver Mommsen spielt Pfarrer Klaus Meier. Mit prisma hat er über den Film und über Weihnachten gesprochen
Carsten Henn lehnt an einer Wand.
HALLO!

Carsten Henn: „Wein ist ein bodenständiges Produkt“

Bestsellerautor Carsten Henn ist thematisch breit aufgestellt. Neben seinen Bestsellern wie „Der Buchspazierer“ und „Sonnenaufgang Nr. 5“ hat er sich einen Namen als Verfasser kulinarischer Kriminalromane gemacht. Da blitzte seine Liebe für den Wein schon hier und da auf. In seinem neuen Weinbuch schenkt der renommierte Weinjournalist und Weinbauer sein fundiertes fachliches Know-how nun einzigartig praktisch und unterhaltsam ein: Mit 66 wohldosierten und klug ausgewählten Fragen nimmt er seine Leser in „Simply Wine“, erschienen bei ZS, mit in die Welt des Weins. prisma hat mit ihm über sein neues Buch gesprochen.