Nach Ende des Zweiten Weltkrieges glich Deutschland einer Trümmerlandschaft. Städte wie Köln, Nürnberg, Frankfurt, Dresden oder Berlin waren nahezu komplett dem Erdboden gleichgemacht. Bislang kaum gezeigte Luftaufnahmen aus Fliegern der Allierten verdeutlichen nun das Ausmaß der Zerstörung.
Über die Anzahl der Luftangriffe, welche die allierten Bomber über die deutschen Städte bis zur endgültigen Kapitulation Nazi-Deutschlands flogen, gibt es unterschiedliche Angaben. Hunderttausende Tonnen an Bomben und noch viel mehr wurden dabei abgeworfen. Der britische Historiker Richard Overy etwa informiert in einem Buch: "Die amerikanischen Luftstreitkräfte allein warfen zwischen Januar und April 1945 mehr als viermal so viele Bomben ab wie Deutschland in den zehn Monaten des 'Blitz' auf England." Wie ungeheuer diese totale Zerstörung auf das militärisch längst am Boden liegendes Deutsches Reich wirkte, zeigte eine ganz andere Mission. Im Mai 1945 brachten englische Bomber diesmal keine tödliche Fracht. Sie brachten Touristen. Die US-Amerikaner nannten eine Rundreise der besonderen Art "Trolley Missions". Auf zwei Routen wurde dem Bodenpersonal der US-Air-Force damals das zerstörte Deutschland vorgeführt. 75 Jahre nach Kriegsende ist im deutschen Fernsehen zu bestaunen, was sie damals zu sehen bekamen.
Von den Flugzeugen aus entstanden Aufnahmen und Fotografien von nahezu pulverisierten Innenstädten. Im Rahmen der Dokumentation "Deutschland von oben – 1945" von Jörg Müllner sind die bislang kaum bekannten Bilder nun zu sehen. Die Luftbilder wurden dafür teilweise aufwendig restauriert.
Köln etwa war eine der Städte, die während der "Trolley Missions" überflogen wurden. Berühmt sind Aufnahmen, wie der Dom wie ein dunkler Fels aus einem Trümmermeer ragt. Erstaunlicherweise hat das Bauwerk mehr als 260 Luftangriffe überstanden. Beinahe wirkt das wie in Wunder, wenn der Zuschauer die Bilder aus der Maschine Robert G. Harneds sieht. Der US-Sergeant näherte sich dem Dom am 12. Mai 1945 in sehr niedriger Höhe. Sogar bauwerkliche Details sind aus einer unmittelbaren Nähe zu erkennen, während in umliegender Nähe des Doms alles in Schutt und Asche liegt.
In Müllers Film wechseln sich die spektakulären Bilder aus unter anderem den "Trolley Missions" mit Amateuraufnahmen oder Filmbeiträgen allierter Soldaten am Boden ab. Die Aufnahmen erstaunen auch deshalb, dass der Betrachter sich kaum vorstellen kann, wie aus diesen Mondlandschaften doch wieder neues Leben entstehen konnte. Neben Experten wie Filmhistoriker Konstantin von zur Mühlen, Wirtschaftshistoriker Professor Werner Abelshauser oder Filmwissenschaftler Dr. Alexander Stark kommen in der Doku auch Zeitzeugen zu Wort. Theodor Wild beispielsweise erlebte das Kriegsende in Nürnberg. Er begann damals, seine Erinnerungen in einem Tagebuch festzuhalten.
Deutschland von oben – 1945 – Di. 05.05. – ZDF: 20.25 Uhr