Die Erfindung eines Mörders
17.02.2021 • 22:05 - 22:55 Uhr
Info, Recht + Kriminalität
Lesermeinung
Für seine Rolle im Film „Nachts, wenn der Teufel kam” studierte Mario Adorf monatelang die Akten des Falls Bruno Lüdke. Heute sieht er sie sich im Landesarchiv Berlin erneut an.
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Verschiedene Fotos, Akten und Unterlagen zum Fall Bruno Lüdke
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Mario Adorf verkörperte 1957 den vermeintlichen Massenmörder Bruno Lüdke im Film „Nachts, wenn der Teufel kam” – eine Rolle, die ihm zum Durchbruch als Schauspieler verhalf.
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Zeitungen aus der Nachkriegszeit, die den Fall Bruno Lüdke aufgriffen
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Originaltitel
Die Erfindung eines Mörders
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
Info, Recht + Kriminalität

Von Nazis erdachter Serienkiller

Von Maximilian Haase

Lange galt Bruno Lüdke als schlimmster Massenmörder Deutschlands. In Wirklichkeit war er ein Opfer der Nazis; die Polizei im Dritten Reich manipulierte die Ermittlungen. Doch auch in der Nachkriegs-BRD wurde die Fake-Geschichte weitererzählt – unter anderem in einem Film mit Mario Adorf.

Als Robert Siodmaks legendärer Film "Nachts, wenn der Teufel kam" 1957 erschien, war das sogenannte "Dritte Reich" gerade einmal zwölf Jahre Geschichte. Beziehungsweise eben nicht – schließlich wirkte die Nazizeit in der Gesellschaft und Kultur der Nachkriegs-BRD noch Jahrzehnte nach. Der auf angeblich wahren Ereignissen beruhende Kriminalfilm illustrierte damals diese Tatsache eindrücklich: Der junge Mario Adorf verkörperte in seiner ersten großen Rolle den Massenmörder Bruno Lüdke, der während der NS-Zeit beschuldigt wurde, 84 Frauen getötet zu haben. In Wirklichkeit jedoch war der geistig eingeschränkte Lüdke ein Opfer der Nazis, deren Kriminalpolizei die Ermittlungen manipuliert hatte. Wie diese Propaganda nach Kriegsende unkritisch übernommen wurde, zeigt nun die ARTE-Doku "Die Erfindung eines Mörders".

"Hätte ich in den 50er-Jahren die wahre Geschichte Brunos gekannt, dann hätte ich diese Figur ganz anders gespielt", so Mario Adorf, der die Entstehung des Films und seine Rolle darin in der Dokumentation noch einmal Revue passieren lässt – unter anderem im Gespräch mit Filmhistoriker Hervé Dumont. Im Zentrum der Doku von Dominik Wessely und Jens Becker stehen auch jene Menschen, die erst nach Jahrzehnten die Wahrheit im Fall Lüdke ans Licht brachten: Die Kulturwissenschaftlerin Susanne Regener sowie die Historiker Axel Dossmann und Jens Dobler fanden heraus, dass Bruno Lüdke keinen einzigen der ihm vorgeworfenen Morde begangen hatte.

Vielmehr fälschte die nationalsozialistische Kriminalpolizei in ihrem rassistischen Weltbild die Beweise, um ihm die Taten anzuhängen. In der von alten Nazis noch durchdrungenen jungen Bundesrepublik wurde der Fall ungeprüft medial übernommen – und manifestierte sich auch aufgrund des Films "Nachts, wenn der Teufel kam" noch lange im kollektiven Gedächtnis. Lüdke erhielt nie einen Prozess und starb 1944 im Gewahrsam des Kriminaltechnischen Instituts in Wien – wie vermutet wird an den Folgen von Menschenversuchen.

Die Erfindung eines Mörders – Mi. 17.02. – ARTE: 22.05 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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