Auch im Jahr 2021 hat der Schlager hierzulande noch immer Konjunktur. Eine ZDF-Dokumentation will nun mit Klischees aufräumen und das Genre von seiner tiefgründigen Seite zeigen. Mit von der Partie sind Stars wie Kerstin Ott, Giovanni Zarrella und Jürgen Drews.
Spätestens, als Helene Fischer im November 2013 mit ihrer Single "Atemlos durch die Nacht" die Charts stürmte und sich dort satte 117 Wochen lang halten konnte, wurde mehr als deutlich: Der deutsche Schlager ist zurück. Oder war er gar nie weg? Wirft man einen Blick in die deutschen Albumcharts, zählt das Genre auch acht Jahre nach Fischers Hit zur beliebtesten Musik der Deutschen. So findet man neben Künstlern wie Billie Eilish, Olivia Rodrigo und Farid Bang immer auch Schlager-Stars wie Florian Silbereisen oder Giovanni Zarrella in sämtlichen Hitlisten des Landes. Das ZDF widmet der Geschichte des oftmals verpönten Genres nun eine 45-minütige Sendung am Sonntagnachmittag – einen Tag, nachdem der Sender mit dem Debüt der "Giovanni Zarrella Show" (Samstag, 11. September, 20.15 Uhr) am Samstagabend ebenfalls auf Schlager setzt.
In ihrer Dokumentation "Die Schlagerstory – Geliebt, gehasst und unterschätzt" will Filmemacherin Katharina Schickling aufräumen mit den Klischees vom konservativen und seichten Schlager. Ausgerechnet die vermeintlich so bürgerliche Musikrichtung sei es, die sich über Jahre hinweg mit Themen wie "Frauenbefreiung und sexueller Revolution" auseinandergesetzt habe und der Spiegel einer "pluralistischen, modernen Gesellschaft" sei, heißt es. Um darüber zu sprechen, trifft die Regisseurin neben Schlager-Urgesteinen wie Jürgen Drews ("Ein Bett im Kornfeld"), Mary Roos ("Arizona Man"), Michael Holm ("Mendocino"), Gitte Hænning ("Ich will 'nen Cowboy als Mann") und Peggy March ("I Will Follow Him") auch junge Stars der Schlagerszene.
So spricht Schickling etwa mit LGBTQ-Ikone und "Regenbogenfarben"-Sängerin Kerstin Ott darüber, wie es um Vorurteile im Schlager steht. Der einstige Boyband-Star Giovanni Zarrella hingegen beweist, so der Film, dass heutzutage nicht nur in seinen Songs weder Genre- noch Landesgrenzen Platz haben. Auch das Schweizer Nachwuchstalent Vincent Gross, Ben Zucker ("Was für eine geile Zeit"), "Kelly Family"-Berühmtheit Maite Kelly und Ost-Legende Ute Freudenberg kommen zu Wort.
Mithilfe von Schlager-Legende Michael Holm und Hitschreiber Tobias Reitz, der unter anderem mit Schlager-Größen wie Helene Fischer und Roland Kaiser zusammenarbeitete, versucht der Film außerdem, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen: Wie geht man mit kontroversen Inhalten um? Wie werden Schlager-Texte wirklich geschrieben? Welche Rolle spielt dabei die richtige Melodie? Und vor allem: Wie viel Systemkritik, wie viel Revolution steckt seit jeher im deutschen Schlager?
"Die Schlagerstory – Geliebt, gehasst und unterschätzt" – So. 12.09. – ZDF: 14.55 Uhr