Die Spur der Tanker - Wer stoppt Russlands Schattenflotte?
11.10.2025 • 12:15 - 13:00 Uhr
Info, Recht + Kriminalität
Lesermeinung
In der Ostsee sind die Spannungen zwischen NATO und Russland größer geworden. Auf dem deutschen Kriegsschiff Mosel üben Soldaten für den Ernstfall.
Vergrößern
Eine Korvette und ein Minenjagdboot der Marine werden auf der Ostsee vor Bornholm betankt. In diesem Seegebiet verkehrt die russische Schattenflotte.
Vergrößern
Üben für den Ernstfall. Die Soldatinnen und Soldaten der Marine begegnen bei ihren Übungen auf der Ostsee häufig russischen Kriegsschiffen.
Vergrößern
Das deutsche Kriegsschiff Mosel bei einer Übung in der Ostsee. Es gehört zu einem Geschwader, das unter anderem die kritische Infrastruktur auf dem Meeresboden überwacht – Datenkabel und Pipelines.
Vergrößern
Originaltitel
Ostsee unter Waffen - Was treibt Russlands Schattenflotte?
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
Altersfreigabe
12+
Info, Recht + Kriminalität

Die Spur der Tanker - Wer stoppt Russlands Schattenflotte?

Jeden Tag fahren Öltanker der sogenannten russischen Schattenflotte an der norddeutschen Küste entlang. Russland verschifft so sein Rohöl - mutmaßlich sanktionswidrig - und finanziert seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Für die deutsche Küste sind die Schiffe eine Gefahr: Zum einen, weil sie alt sind und es bei Unfällen zu einer Ölpest kommen könnte, zum anderen, weil die Schattentanker in Verbindung mit Fällen von Sabotage und Spionage stehen. Für die "NDR Story" haben die Reporter Lennart Banholzer und Simon Hoyme die deutsche Marine in das Gebiet der Schattenflotte begleitet und sind der Frage nachgegangen, warum es dem Westen und insbesondere der Europäischen Union nicht gelingt, die Schattenflotte zu kontrollieren oder gar zu stoppen. Im Rahmen der internationalen Marine-Mission "Baltic Sentry" (Ostsee-Wache) beobachten deutsche Einsatzkräfte verdächtige Schattenschiffe rund um die Uhr. Das solle Präsenz signalisieren, erklären sie in der "NDR Story", und zur Abschreckung beitragen. Denn die Hunderte Alttanker stehen nicht nur im Verdacht, Sanktionen zu unterlaufen, sondern auch, Sabotageakte gegen die kritische westliche Infrastruktur auszuführen. Und wie die Reporter auf hoher See miterlebten, sind die Schattentanker auch aus russischer Sicht alles andere als einfache Handelsschiffe. So begleiten mittlerweile regelmäßig Kriegsschiffe der russischen Marine die Schattentanker. Bei den Vorbeifahrten sind offenbar Maschinengewehre mit Soldaten in voller Ausrüstung besetzt, also schussbereit. Auch vor den Küsten Estlands und Polens kam es in den vergangenen Monaten zu gefährlichen Begegnungen mit russischen Kriegsschiffen. In einem Fall schickte Russland sogar einen Kampfjet zum Schutz eines Tankers. Dass die Öltanker auch Umweltgefahren mit sich bringen, zeigen Unfälle wie etwa im Schwarzen Meer. Eine große Sorge, die die Ostseeanrainerstaaten umtreibe, sei ein absichtlich herbeigeführter Unfall als Teil hybrider Kriegsführung Russlands, beschreibt der Sicherheitsexperte Sebastian Bruns vom Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel. Die deutsche Marine habe nicht genug Schiffe und Kapazitäten, um alle verdächtigen Öltanker lückenlos zu überwachen. Auch Aktivisten von Greenpeace sehen Russlands Schattentanker als große Gefahr. Bei einer Protestaktion auf der Ostsee pinselten sie im Januar "Risk!" (Risiko) an die Bordwand eines Schattentankers - in voller Fahrt. Internationale Kritiker wie der Wirtschaftswissenschaftler Robin Brooks vom Washington Thinktank Brookings Institution fordern denn auch gerade von der EU eine härtere Gangart gegen die Schattenflotte. "Die USA haben im Januar 193 russische Schiffe sanktioniert und damit Russlands Ölexporte auf See drastisch einbrechen lassen", sagt er. Tatsächlich sanktionierte auch die EU weitere Schiffe, zuletzt nach langem Ringen mit der Slowakei, auch das inzwischen 18. Sanktionspaket. "Es ist an der Zeit, dass die EU nun in der Ostsee die Schattenschiffe stoppt", so der Washingtoner Wissenschaftler Brooks. Einer, der die Beratungen in Brüssel gut kennt, ist der ehemalige Außenminister von Litauen, Gabrielius Landsbergis. Er war bis Ende 2024 im Amt und bezeichnet die Sanktionen der EU heute als "Show". Eigentlich müsse das Ziel der EU sein, dass Russland die Sanktionen nicht umgehen kann. Dafür müssten sie ständig angepasst und erweitert werden. "Bei jedem Treffen sprechen wir über die Bedrohung durch Russland. Doch wo haben die Russen das Geld für ihre Armee her? Es ist das gleiche Geld, das sie durch das Öl und die Sanktionsumgehung verdienen." Es gibt zudem die Vermutung, dass bisher auch westliche Geschäftsinteressen eine konsequentere Umsetzung der EU-Sanktionen verhindert hätten. Beispielsweise gehörten etliche der Schattentanker ARD-Recherchen zufolge vor Beginn des Ukraine-Krieges westlichen Reedereien, darunter auch deutsche, und wurden dann mit vergleichsweise hohen Profiten an Zwischenhändler verkauft.

Das beste aus dem magazin

Mehrere Augenpaare & der Schriftzug "Woche des Sehens"
Gesundheit

Die Woche des Sehens

Die Woche des Sehens macht auf die Belange sehbehinderter und blinder Menschen aufmerksam.
Dr. Stefan Appenrodt im weißen Kittel
Gesundheit

Schleichender Hörverlust: Ein Hörtest bringt Klarheit

Viele Menschen bemerken ihren Hörverlust erst spät. Warum ein rechtzeitiger Hörtest so wichtig ist und wie moderne Hörsysteme helfen können, erklärt HNO-Experte Dr. Stefan Appenrodt.
Salwa Houmsi
HALLO!

60 Jahre „aspekte“: Eine Kultsendung mit Moderatorin Salwa Houmsi

Salwa Houmsi gehört seit 2022 zum Moderationsteam von „aspekte“. Die Kultursendung feiert ihren 60. Geburtstag. Darüber und über viele weitere Themen hat prisma mit ihr gesprochen.
Ein rotes Herz wird in Händen gehalten
Gesundheit

Am 29. September ist Weltherztag

Der Weltherztag am 29. September macht auf die Gefahren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufmerksam. Die Deutsche Herzstiftung bietet umfassende Informationen und Tests zur Risikobewertung.
Privatdozent Dr. Bastian Marquaß ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik Gundelfingen.
Gesundheit

Was bei einem Überbein hilft

Ein Ganglion, oft als "Überbein" bezeichnet, ist eine flüssigkeitsgefüllte Zyste, die an Gelenken oder Sehnenscheiden auftritt. Obwohl oft harmlos, kann es bei einigen Betroffenen Beschwerden verursachen. Verschiedene Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung, von konservativen Ansätzen bis zur Operation.
Eine junge Frau hat einen älteren Mann im Arm.
Gesundheit

Bis zum Ende begleiten: Kurse zur "Letzten Hilfe"

Letzte Hilfe Kurse vermitteln Angehörigen Wissen zur Begleitung Schwerkranker und Sterbender. Erfahrene Hospiz- und Palliativmitarbeiter thematisieren die Normalität des Sterbens und lindern das Leiden.