Wer behauptet, in Deutschland gäbe es keine guten Thriller? Der ZDF-Film "Ein verhängnisvoller Plan" beweist das Gegenteil: Benjamin Sadler versucht darin als Kriminalkommissar den Mord an seiner Geliebten zu vertuschen. Doch hat er ihn auch begangen?
Benjamin Sadler gibt gern die netten attraktiven Typen, hinter deren Fassade das Fiese lauert. So war es im gefeierten Dresdner "Tatort: Das Nest", so war es kürzlich im ZDF-Krimi "Jenseits der Angst" – und so scheint es zunächst auch im überaus sehenswerten Thriller "Ein verhängnisvoller Plan" zu sein, der nun ebebenfalls im Zweiten ausgestrahlt wird. Darin gibt der charismatische 48-Jährige einen erfolgreichen Kriminalkommissar, dem es eigentlich besser nicht gehen könnte: Aufstieg im Job, eine in der Politik einflussreiche Ehefrau, zwei gut geratene Kinder. ein schickes Eigenheim. Doch Jan Brenner, der auch an der Uni lehrt, betrügt seine Frau Kathrin, gespielt von einer fantastischen Jördis Triebel, mit einer seiner Studentinnen.
Als wäre das nicht genug, bringt der attraktive Ermittler seine Geliebte auch noch um. Nach einem Streit mit ihr in der Nacht – Kathrin und die Kinder sind übers Wochenende verreist – findet er die Leiche von Vesna (Katharina Nesytowa) im Wohnzimmer, erdrosselt. Er kann sich nicht erinnern, vermutet aber, der Täter zu sein. Das denkt auch der Zuschauer, der sich in dem ambitionierten Film unter Regie von Ed Herzog immer auf dem Wissensstand von Brenner bewegt. Es ist ein Trick, der (zumal im deutschen) Film und Fernsehen nur selten gelingt: Man fiebert mit dem Täter, er möge nicht erwischt werden. Ein Frauenmörder, den man entkommen sehen will.
Zunächst sieht für Brenner, der seine Familie und Karriere nicht zerstören will, auch alles gut aus: Nachts lädt er die Leiche ins Auto und vergräbt sie im Wald. Auch in der Wohnung der Geliebten verwischt er nicht nur alle Spuren, sondern platziert mit Absicht auch Hinweise darauf, dass die Beziehung der beiden rein professioneller Natur war. Denn Jurastudentin Vasna, so erfährt der Zuschauer bald, recherchierte einem alten Fall Brenners hinterher, zu dem sie ihn auch ausfragte. Dass es jener Serienmörder-Fall war, der dem Kommissar erst die Karriere bei der Kripo erst ermöglichte, macht ihn endgültig verdächtig.
Hochspannender Thriller
Doch dann der Knall: Brenners loyale Kollegin Pia (Friederike Becht) ruft ihn an und teilt mit, dass man mitten in der Stadt eine Frauenleiche gefunden habe. Und tatsächlich: Es ist jener tote Körper von Vasna, den er zuvor im Waldboden verscharrt hatte. Brenner fällt, ebenso wie der Zuschauer, aus allen Wolken – und muss bizarrerweise doch die Fassade wahren. Fortan beobachtet man den mordenden Kommissar dabei, wie er Kommissar spielt. Niemand schöpft Verdacht, selbst Chefin Sylvia Thomas (Leslie Malton) will ihm erst den Fall wegen Befangenheit entziehen, vertraut ihrem besten Ermittler dann aber doch.
Obwohl die Kollegen misstrauisch zu werden drohen, obwohl Brenner (leider auch drehbuchbedingte) naive Fehler begeht – das Schauspiel funktioniert. Doch wer ist Schuld an der brutalen Inszenierung? Wer gibt Brenner immer wieder zu verstehen, dass er ihn unter Kontrolle hat? Unter Benjamin Sadlers brillantem Spiel schwingt sich "Ein verhängisvoller Plan" zum hochspannenden Thriller auf – und beweist nebenher, dass dieses Genre auch hierzulande funktionieren kann. Mit Erfolg: Zum Münchner Filmfest 2019 erhielten die beiden Produzenten Dagmar Rosenbauer und Jakob Krebs für ihren Film den Bernd-Burgemeister-Preis.