Mit dem sechsten "Friesland"-Krimi wechselt der Hauptdarsteller: Maxim Mehmet ersetzt Florian Lukas. Ansonsten planscht das erfolgreiche ZDF-Format weiter in heiter seichtem Wattwasser herum.
Ein alter Brauch heimgekehrter Walfänger mutiert im ostfriesischen Leer zum Mordplan. In der Verkleidung des "blauen Jan" wird Gesa Dieken, Frauenbeauftragte der Stadt, mit einer Harpune erlegt. Der Täter? Er könnte einer der vier offiziellen, aber auch ein inoffizieller Träger des historischen Kostüms mit Maske sein. Pikant: Die Frauenbeauftragte wollte den Brauch abschaffen, weil er sexuelle Belästigen im Schutze einer anonymen Verkleidung erleichtert. Polizistin Süher Özlügül (Sophie Dal) und ihr neuer Kollege Henk Cassens (Maxim Mehmet) nehmen die Ermittlungen auf. Auch ihr grantiger Chef, Kommissar Jan Brockhorst (Felix Vörtler), und die selbsternannte Forensikerin Insa Scherzinger (Theresa Underberg) wollen das Rätsel um "Friesland: Der blaue Jan" lösen.
Es ist schon erstaunlich, auf wie viel Zuschauerresonanz die "Friesland"-Reihe mit bisher fünf Filmen stieß. Im Mai 2014 startete der erste Krimi mit sechseinhalb Millionen Zuschauern. Auch in den Folgejahren schalteten immer wenigstens sechs Millionen Menschen ein. Den Topwert erzielte Film vier, "Irrfeuer", im Februar 2017 mit 7,3 Millionen Interessierten. Durchaus verständlich, dass das ZDF nun jedes Jahr zwei neue Folgen drehen will – auch, wenn Hauptdarsteller Florian Lukas das zu viel war.
Relativ geräuschlos – im Drehbuch hat er einen neuen Job angenommen und die Stadt gewechselt – wird Lukas' Polizisten-Figur durch den aus der Großstadt heimgekehrten Henk Cassens (Maxim Mehmet, "Gotthard") ersetzt. Das Ensemble ist ohnehin nicht das Problem der Reihe: Der charmante Mehmet macht seine Sache gut. Den sanften Humor des friesischen Provinzkrimis verkörpert der jungenhafte 42-Jährige sympathisch und authentisch. Auch der immer wieder starke Felix Vörtler sorgt in der Rolle des Ekelpakt-Chefs immer wieder für tatsächlich komische Momente.
Trotz allem ist "Friesland" ein eher durchschnittliches Primetime-Krimiprodukt, über dessen besondere Merkmalen im immer dichter bevölkerten TV-Ermittlerparadies Deutschland man lange nachdenken könnte. Sind es die schönen Landschaften? Nun ja, die eher unspektakuläre, friesische Nordsee wird von Regisseur Marc Rensing ("Wilsberg") nicht wirklich künstlich dramatisiert oder optisch "aufgebockt".
Auch das Drehbuch von Sandra Lüpkes und Jürgen Kehrer, Autor der ursprünglichen "Wilsberg"-Romane, bestätigt die Atmosphäre eines gediegenen routinierten TV-Krimis eher, als dass man hier etwas Neues ausprobieren würde. Offenbar, das lehren Erfolge von Krimis wie "Friesland", gehört das Bedürfnis der Zuschauer nach ruhig erzählten, auch mal heiteren Mitrate-Krimis vor klassisch deutschen Landschaften immer noch nicht der Vergangenheit an.