Fritz Bauers Erbe - Gerechtigkeit verjährt nicht
29.10.2025 • 23:00 - 00:40 Uhr
Info, Recht + Kriminalität
Lesermeinung
Fritz Bauer, ehemaliger Hessischer Generalstaatsanwalt, der unermüdlich die juristische Strafverfolgung von NS-Verbrechen vorantrieb, u.a. mit dem ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess.
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Stefan Lode, Nebenklägervertreter mit seiner Klientin Roza Bloch, Überlebende des KZ-Stutthof, die im Hamburger Prozess gegen Bruno Dey aussagt.
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Judith Meisel (r), Überlebende des KZ-Stutthof, mit ihrem Sohn Michael Cohen in Minneapolis.
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Im Dokumentarfilm erklären Staatsanwälte und Staatanwältinnen, Juristinnen und Juristen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Sachverständige, wie sich ein neues Prinzip der Rechtsauffassung in Deutschland etablieren konnte. Mit aufrüttelnden un
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Originaltitel
Fritz Bauers Erbe - Gerechtigkeit verjährt nicht
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
Info, Recht + Kriminalität

Fritz Bauers Erbe - Gerechtigkeit verjährt nicht

In den vermutlich letzten NS-Prozessen der Geschichte standen in den vergangenen Jahren ehemalige SS-Männer wie John Demjanjuk, Oskar Gröning, Johann R. und Bruno Dey wegen ihrer Mittäterschaft an den Verbrechen in deutschen Konzentrationslagern vor Gericht. Viele Jahrzehnte zu spät, denn lange Zeit scheiterte die deutsche Justiz an der strafrechtlichen Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus. Es galt die Rechtsauffassung, dass die jeweilige Schuld nur durch einen individuellen Tatnachweis an einer einzelnen Tötungshandlung zu beweisen sei. Die Justiz konnte somit dem wahren Umfang der Massenverbrechen des Nationalsozialismus nicht gerecht werden. klagte die Verbrechen mit einem neuen Ansatz an. Dieser besagt, dass "...jeder SS- Angehörige in Auschwitz, vom Wachmann bis zum Buchhalter, der an dieser Mordmaschine hantierte, der Mitwirkung am Mord schuldig (ist), was immer er tat". Fritz Bauer forderte somit, auch diejenigen ehemaligen SS-Männer als Mittäter zu ahnden, denen im Einzelfall keine konkrete Tötungshandlung bewiesen werden konnte, die aber die grauenhaften Verbrechen durch ihre Tätigkeit im Lager mitunterstützten und die sich dem nicht verweigert haben. Dieser Ansatz konnte sich in der deutschen Justiz aber nicht durchsetzen. Und es kam, trotz der umfassenden Erkenntnisse zu dem industrialisierten und arbeitsteiligen Massenmord und zu den mutmaßlichen Tätern, nicht zu einer Prozessflut - die Strafverfolgung von NS-Verbrechern ging sogar während der folgenden Jahrzehnte zurück. Es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert, bis die Justiz auf Fritz Bauers Rechtsauffassung zurückgriff, um die noch ungesühnten NS-Verbrechen endlich aufzuarbeiten. In der Zwischenzeit waren viele Menschen, die an der Tötungsmaschinerie des nationalsozialistischen Deutschlands beteiligt waren, der Strafverfolgung entgangen. Erst heute stehen in Folge der veränderten Rechtsauffassung frühere SS-Leute vor Gericht, die längst im Greisenalter sind. Sie werden nach Jugendstrafrecht verurteilt - waren sie doch zum Tatzeitpunkt erst 18 oder 19 Jahre alt. Die Nebenkläger*innen in diesen Prozessen, die letzten KZ-Überlebenden, sind ebenfalls hochbetagt und kommen aus der ganzen Welt, um gegen jene Männer auszusagen, die zumindest Beihilfe zu den ungeheuerlichen Morden der NS-Zeit geleistet hatten und somit Teil der industrialisierten Massenmordmaschine waren. Vor allem aber geht es den Opfern darum, endlich ihre Geschichte vor Gericht zu erzählen und auch gehört zu werden.

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