Herrhausen - Der Herr des Geldes
01.10.2024 • 20:15 - 21:55 Uhr
Fernsehfilm, Thriller
Lesermeinung
Rockstar, Banker, Visionär? Alfred Herrhausen (Oliver Masucci) wird auf dem Weg nach oben im Deutsche Bank-Wolkenkratzer von Mitarbeiterinnen bewundert. Er ist definitiv ein Mann mit Charisma. Das ARD-Biopic "Herrhausen - Der Herr des Geldes" erzählt aber nicht nur seine Geschichte, sondern auch den politischen Vibe der Jahre 1987 bis 1989.
Vergrößern
Ein aktiver Frauenheld ist Herrhausen (Oliver Masucci) im Biopic "Herrhausen - Der Herr des Geldes" nicht. Der Mann hatte gar keine Zeit für so etwas. Außerdem war seine zweite Ehefrau Traudl (Julia Koschitz) für den Top-Banker die wichtigste Stütze und Vertraute.
Vergrößern
Gespräche am Wolfgangsee: Bundeskanzler Kohl (Sascha Nathan, links) und sein Freund Herrhausen (Oliver Masucci) diskutieren und streiten über die richtige Strategie der Bundesrepublik Deutschland in Bezug auf den Zusammenbruch des Ostblocks.
Vergrößern
Ist er der wichtigste deutsche Verhandlungspartner? Kanzler Kohl (Sascha Nathan, links) stellt Gorbatschow (Vitali Usanov, dritter von links) den Deutsche-Bank-Chef Herrhausen (Oliver Masucci, zweiter von rechts) vor.
Vergrößern
Gut vernetzter Chef der "Deutschland AG": Alfred Herrhausen (Oliver Masucci, rechts) unterhält sich mit dem immer noch einflussreichen US-Politiker Henry Kissinger (Dov Glickman) über Chancen und Gefahren, die mit dem Ende des Ostblocks einhergehen.
Vergrößern
Herrhausen (Oliver Masucci, Mitte) und die grauen Herren des Vorstandes. In diesem sehr konservativen Club der späten 80er-Jahre musste der visionäre Banker viel Überzeugungsarbeit leisten.
Vergrößern
Rad-Training im heimischen Taunus: Boss Herrhausen (Oliver Masucci) zieht auch beim Sport einen Tross von Sicherheitskräften hinter sich her.
Vergrößern
Herrhausen (Oliver Masucci, rechts) spricht mit seinem Mentor Christians (August Zirner). Auch diese beiden waren keineswegs immer dergleichen Meinung.
Vergrößern
Eine Frau im Vorstand der Deutschen Bank? Diese Idee kam vielen Herren-Managern Ende der 80-er noch absurd vor. Die modern denkende Ellen Schneider-Lenné (Bettina Stucky) verstärkt als erste Frau die Herrenrunde im Vorstand. Auch um sie zu platzieren, musste Herrhausen gegen seine Vorstandsrunde kämpfen.
Vergrößern
Die Vorstandsmitglieder von Grofen (Thomas Loibl, links) und Burgard (Peter Benedict) sehen Herrhausens Pläne in der Regel kritisch.
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2024
Fernsehfilm, Thriller

Oliver Masucci als Banker-Rockstar

Von Eric Leimann

Endlich wird Deutsche Bank-Chef Alfred Herrhausen, der 1989 durch ein Attentat starb, ein eigener Spielfilm gewidmet. Vor 23 Jahren wurde der damalige Chef der "Deutschland AG" bereits in der Doku "Black Box BRD" analysiert. Oliver Masucci brilliert nun als streitbar brillanter Kopf in rauschhafter Zeit.

"Das haben wir noch nie gemacht", werfen Kollegen Deutsche Bank-Chef Alfred Herrhausen (Oliver Masucci) im ARD-Zweiteiler "Herrhausen – Der Herr des Geldes" gleich an mehreren Stellen des Biopics vor. Nur, um von Herrhausen zu hören: "Was eine präzise Umschreibung für neu ist!" – Um druckreife Zitate war der am 30. November 1989 bei einem Bombenattentat auf dem Weg zur Arbeit ums Leben gekommene Vorstandssprecher der Deutschen Bank nie verlegen. Der brillante Denker und Redner, so schätzten ihn selbst seine schärfsten Gegner ein, bekommt im Film von Pia Strietmann ("Tatort: Unklare Lage") einiges an Raum für tatsächlich Gesagtes. Da folgen Zitate wie "Die meisten Fehler machen Unternehmen, wenn es ihnen gutgeht, nicht wenn es schlecht geht." 23 Jahre nach Andres Veiels vielfach ausgezeichnetem Dokumentarfilm "Black Box BRD" versucht nun erstmals ein fiktionales Werk, Leben und Werk des Star-Bankers und engem Freund des damaligen Wendekanzlers Helmut Kohl (mit feinem Sprach-Imitat: Sascha Nathan) zu erklären.

Teil zwei von "Herrhausen – Der Herr des Geldes" sendet das Erste – fast schon symbolisch – am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, um 21.45 Uhr. Als vierteilige Miniserie ist das Werk bereits ab 30. September in der ARD Mediathek zu sehen. Auch die halbstündige Doku "Herrhausen – Die Macht des Bankers", linear läuft sie am 3. Oktober, um 23.25 Uhr, findet sich dort.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Top-Autor Thomas Wendrich ("Lieber Thomas"), der in der DDR geboren wurde, verdichtet in seinem erzählerisch durchaus ambitionierten Film die beiden letzten Lebensjahre Herrhausens. Geprägt werden sie von seinem Vorschlag, der Dritten Welt ihre Schulden zu erlassen – was vor allem in der US-Finanzwelt schlecht ankam -, von der Erosion des Ostblocks und Gorbatschows Glasnost-Politik, deren Chancen Herrhausen als einer der Ersten auch wirtschaftlich erkannte. Dazu kam Herrhausens visionärer Plan, die Deutsche Bank vom konservativen Geldsparinstitut und Überbau der "Deutschland AG", wie man das durch Beteiligungen und Aufsichtsrat-Hopping verbandelte Konglomerat aus Deutsche Bank, Allianz, Daimler-Benz, Siemens und anderen nationalen Big Playern nannte, in eine global bedeutsame Investment-Bank zu verwandeln.

Biopic mit Verschwörungstheorien?

Natürlich kommt Wendrich neben der Beschreibung des politisch-wirtschaftlichen Wirkens Herrhausens, der immer wieder gegen seinen konservativen Vorstand im Frankfurter Bankenturm taktieren und kämpfen muss, auch um eine Erzählung des Attentats nicht herum. Es ereignete sich nur drei Wochen nach der Maueröffnung und war per Lichtschranke und höchst raffiniert konstruierter Bombe komplex angelegt. Der bis heute unaufgeklärte Mord, für den die RAF zwar die Verantwortung übernahm, deren ausführende Täter aber nie gefunden wurden, bietet bis heute Spielraum für zahlreiche Verschwörungstheorien, an denen vielleicht doch ein wenig mehr dran ist, als man es bei dem Begriff gemeinhin unterstellt. Wendrich lässt in seinem Drehbuch RAF und Volksfront für die Befreiung Palästinas, die Stasi, den amerikanischen Geheimdienst und sogar den deutschen Verfassungsschutz munter im potenziellen Täter-Fünfeck hüpfen.

Es bleibt ein wenig nebulös und unklar, wer wirklich – außer RAF und Palästinensern – vom Attentat wusste. Wendrich macht Andeutungen, warum der eitel-arrogant wirkende Herrhausen, gleichwohl ein Mann mit gesellschaftlichem Verantwortungsgefühl, vielen Mächtigen der Welt ein Dorn im Auge war. Herrhausen wird als Macher gezeigt, der schneller als andere die Veränderung will: ökonomisch, aber auch politisch. Seine Feinde sind all jene, die den Status quo erhalten wollen. In den miefigen Spätachtzigern sind das im Film dann doch die meisten des vorgeführten Personenkarussells.

Dass man Banker-Rockstar Alfred Herrhausen mit Schauspielrockstar Oliver Masucci besetzt hat, tut dem Charisma des Films ausgesprochen gut. Masucci spielte schon Adolf Hitler ("Er ist wieder da"), Rainer Werner Fassbinder ("Enfant Terrible") und einen bekannten Hamburger Serienmörder ("German Crime Story: Gefesselt"). Der 55-Jährige, der vielleicht der größte Charismatiker unter den reiferen deutschen Schauspielern ist, ist nun auch als Herrhausen herausragend gut.

Ein Zeitenporträt der Jahre 1987 bis 1989

Viele weitere bekannte Darsteller sieht man in "Herrhausen – Der Herr des Geldes" in kleineren, oft historisch verbürgten Rollen: Julia Koschitz gibt Herrhausens Frau Traudl, Ursula Strauss dessen Sekretärin Frau Pinckert, David Schütter spielt seinen Assistenten, und im Deutsche Bank-Vorstand gehen unter anderem Mimen wie August Zirner (Christians), Thomas Loibl (von Grofen), Shenja Lacher (Kopper) und Bettina Stucky (Schneider-Lenné) in den Herrhausen-Infight.

Getragen wird dieser manchmal geradezu rauschhaft bebilderte (Kamera: Florian Emmerich) Fiebertraum eines Starbanker-Lebens in politisch historischen Zeiten von einem angenehm subtil ausgewählten, wenn auch wuchtig eingesetzten Soundtrack der 80-er: von den Talking Heads ("Road To Nowhere") bis zu Klaus Nomis berühmtem "The Cold Song" passt alles wunderbar zusammen und verdichtet sich zum mitreißenden und nach deutschen TV-Standards erfreulich modern inszenierten Zeitenporträt der Jahre 1987 bis 1989.

Herrhausen – Der Herr des Geldes – Di. 01.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Top stars

Mickey Rourke, der James Dean für Anspruchslose.
Mickey Rourke
Lesermeinung
Katharina Böhm.
Katharina Böhm
Lesermeinung
Schauspieler und Comedian Axel Stein.
Axel Stein
Lesermeinung
Schauspieler Milan Peschel bei der Premiere zu "Beckenrand Sheriff".
Milan Peschel
Lesermeinung
Macht auch als Moderator in ZDF-Dokus ("Terra X: Superbauten") eine gute Figur: Sebastian Koch.
Sebastian Koch
Lesermeinung
Sanna Englund als Melanie Hansen in "Notruf
Hafenkante"
Sanna Englund
Lesermeinung
Weiß, was sie will: Christiane Paul
Christiane Paul
Lesermeinung
Franco Nero - das Leben, die Karriere und die Filme des "Django"-Darstellers im Porträt.
Franco Nero
Lesermeinung
Max Mauff in dem BR-Tatort "Kleine Herzen"
Max Mauff
Lesermeinung
Schauspielerin Emmy Rossum.
Emmy Rossum
Lesermeinung
Emily Kusche im Porträt - ihre Rollen, ihre Filme und ihr Leben.
Emily Kusche
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Randale mit ihrem Sänger Jochen Vahle (vorne).
HALLO!

"Randale"-Frontman Jochen Vahle: „Das konnte ja keiner ahnen“

Nach 20 Jahren Bandgeschichte und mehr als 1300 Auftritten in ganz Deutschland ist nun das 13. Album der Bielefelder Band Randale erschienen. Die Truppe um Frontmann Jochen Vahle macht Rockmusik für Kinder und doch ist es viel mehr als das. Da gibt es Punk, Metal, Reggae, Pop, Disco und auch so etwas wie Indie-Wave-Rock und Country. Wir haben mit Jochen Vahle gesprochen.
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 20.15 Uhr die SWR-Gesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „Hart aber fair“ (ARD). Als Host des „ARD Gesund“ YouTube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Gesundheit

Reha nach Herzinfarkt: Schritt für Schritt zurück ins Leben

Dr. Katrin Lossagk gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema Reha nach Herzinfarkt: Schritt für Schritt zurück ins Leben.
Am 9. Oktober begrüßte prisma-Chefredakteur Stephan Braun (l.) den bekannten Facharzt Doc Esser zum Gesundheitstalk.
Gesundheit

Nachbericht zum großen prisma-Livetalk mit Doc Esser!

Doc Esser, bekannt aus Fernsehen und als Autor, verbindet medizinische Informationen mit Entertainment. Beim prisma-Gesundheitstalk in Düsseldorf sprach er über Prävention, Ernährung und die Bedeutung von Sport.
Veronica Ferres
HALLO!

Veronica Ferres: „Es gibt keine kleinen Rollen, nur kleine Schauspieler“

Veronica Ferres hat schon so ziemlich alles erlebt. Die vielleicht erfolgreichste deutsche Schauspielerin der vergangenen 30 Jahre hat aber immer noch ein großes Herz für das Theater, den deutschen Film und das Rheinland. Aktuell ist sie in der neuen Staffel der „Mordsschwestern“ zu sehen.
Professor Dr. med. Burkhard Sievers ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie, Zusatzbezeichnungen: Hypertensiologie, Notfallmedizin, kardiovaskuläre Magnetresonanztomografie, kardiovaskuläre Computertomografie, interventionelle Kardiologie und Angiologie, Herzinsuffizienz, Lipidologie, Gendermediziner DGesGM® am Sana Klinikum Remscheid, Inhaber der Praxis Cardiomed24 in Meerbusch und Buchautor.
Gesundheit

Was Bluthochdruck mit den Augen macht

„Anfangs fühlte ich mich schwächer als sonst. Mein Herz klopfte ungewöhnlich und ich fühlte mich häufig schwindelig, hatte auch immer wieder Kopfschmerzen. Diesen Zustand habe ich ziemlich lange ausgehalten, bis ich dann schließlich zu meiner Hausärztin ging“, erklärte mir vor einigen Wochen eine 40-jährige Patientin in meiner Sprechstunde.
Dagmar Manzel ermittelt in ihrem letzten "Tatort".
HALLO!

Dagmar Manzel über "Tatort"-Aus: "Das wird mir einfach zu viel"

In 'Tatort: Trotzdem' erleben Paula Ringelhahn und Felix Voss eine blutige Geschichte. Wir haben mit den Darstellern darüber gesprochen, was den Film so gut macht.