Herrhausen - Der Herr des Geldes
01.10.2024 • 20:15 - 21:55 Uhr
Fernsehfilm, Thriller
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2024
Fernsehfilm, Thriller

Oliver Masucci als Banker-Rockstar

Von Eric Leimann

Endlich wird Deutsche Bank-Chef Alfred Herrhausen, der 1989 durch ein Attentat starb, ein eigener Spielfilm gewidmet. Vor 23 Jahren wurde der damalige Chef der "Deutschland AG" bereits in der Doku "Black Box BRD" analysiert. Oliver Masucci brilliert nun als streitbar brillanter Kopf in rauschhafter Zeit.

"Das haben wir noch nie gemacht", werfen Kollegen Deutsche Bank-Chef Alfred Herrhausen (Oliver Masucci) im ARD-Zweiteiler "Herrhausen – Der Herr des Geldes" gleich an mehreren Stellen des Biopics vor. Nur, um von Herrhausen zu hören: "Was eine präzise Umschreibung für neu ist!" – Um druckreife Zitate war der am 30. November 1989 bei einem Bombenattentat auf dem Weg zur Arbeit ums Leben gekommene Vorstandssprecher der Deutschen Bank nie verlegen. Der brillante Denker und Redner, so schätzten ihn selbst seine schärfsten Gegner ein, bekommt im Film von Pia Strietmann ("Tatort: Unklare Lage") einiges an Raum für tatsächlich Gesagtes. Da folgen Zitate wie "Die meisten Fehler machen Unternehmen, wenn es ihnen gutgeht, nicht wenn es schlecht geht." 23 Jahre nach Andres Veiels vielfach ausgezeichnetem Dokumentarfilm "Black Box BRD" versucht nun erstmals ein fiktionales Werk, Leben und Werk des Star-Bankers und engem Freund des damaligen Wendekanzlers Helmut Kohl (mit feinem Sprach-Imitat: Sascha Nathan) zu erklären.

Teil zwei von "Herrhausen – Der Herr des Geldes" sendet das Erste – fast schon symbolisch – am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, um 21.45 Uhr. Als vierteilige Miniserie ist das Werk bereits ab 30. September in der ARD Mediathek zu sehen. Auch die halbstündige Doku "Herrhausen – Die Macht des Bankers", linear läuft sie am 3. Oktober, um 23.25 Uhr, findet sich dort.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Top-Autor Thomas Wendrich ("Lieber Thomas"), der in der DDR geboren wurde, verdichtet in seinem erzählerisch durchaus ambitionierten Film die beiden letzten Lebensjahre Herrhausens. Geprägt werden sie von seinem Vorschlag, der Dritten Welt ihre Schulden zu erlassen – was vor allem in der US-Finanzwelt schlecht ankam -, von der Erosion des Ostblocks und Gorbatschows Glasnost-Politik, deren Chancen Herrhausen als einer der Ersten auch wirtschaftlich erkannte. Dazu kam Herrhausens visionärer Plan, die Deutsche Bank vom konservativen Geldsparinstitut und Überbau der "Deutschland AG", wie man das durch Beteiligungen und Aufsichtsrat-Hopping verbandelte Konglomerat aus Deutsche Bank, Allianz, Daimler-Benz, Siemens und anderen nationalen Big Playern nannte, in eine global bedeutsame Investment-Bank zu verwandeln.

Biopic mit Verschwörungstheorien?

Natürlich kommt Wendrich neben der Beschreibung des politisch-wirtschaftlichen Wirkens Herrhausens, der immer wieder gegen seinen konservativen Vorstand im Frankfurter Bankenturm taktieren und kämpfen muss, auch um eine Erzählung des Attentats nicht herum. Es ereignete sich nur drei Wochen nach der Maueröffnung und war per Lichtschranke und höchst raffiniert konstruierter Bombe komplex angelegt. Der bis heute unaufgeklärte Mord, für den die RAF zwar die Verantwortung übernahm, deren ausführende Täter aber nie gefunden wurden, bietet bis heute Spielraum für zahlreiche Verschwörungstheorien, an denen vielleicht doch ein wenig mehr dran ist, als man es bei dem Begriff gemeinhin unterstellt. Wendrich lässt in seinem Drehbuch RAF und Volksfront für die Befreiung Palästinas, die Stasi, den amerikanischen Geheimdienst und sogar den deutschen Verfassungsschutz munter im potenziellen Täter-Fünfeck hüpfen.

Es bleibt ein wenig nebulös und unklar, wer wirklich – außer RAF und Palästinensern – vom Attentat wusste. Wendrich macht Andeutungen, warum der eitel-arrogant wirkende Herrhausen, gleichwohl ein Mann mit gesellschaftlichem Verantwortungsgefühl, vielen Mächtigen der Welt ein Dorn im Auge war. Herrhausen wird als Macher gezeigt, der schneller als andere die Veränderung will: ökonomisch, aber auch politisch. Seine Feinde sind all jene, die den Status quo erhalten wollen. In den miefigen Spätachtzigern sind das im Film dann doch die meisten des vorgeführten Personenkarussells.

Dass man Banker-Rockstar Alfred Herrhausen mit Schauspielrockstar Oliver Masucci besetzt hat, tut dem Charisma des Films ausgesprochen gut. Masucci spielte schon Adolf Hitler ("Er ist wieder da"), Rainer Werner Fassbinder ("Enfant Terrible") und einen bekannten Hamburger Serienmörder ("German Crime Story: Gefesselt"). Der 55-Jährige, der vielleicht der größte Charismatiker unter den reiferen deutschen Schauspielern ist, ist nun auch als Herrhausen herausragend gut.

Ein Zeitenporträt der Jahre 1987 bis 1989

Viele weitere bekannte Darsteller sieht man in "Herrhausen – Der Herr des Geldes" in kleineren, oft historisch verbürgten Rollen: Julia Koschitz gibt Herrhausens Frau Traudl, Ursula Strauss dessen Sekretärin Frau Pinckert, David Schütter spielt seinen Assistenten, und im Deutsche Bank-Vorstand gehen unter anderem Mimen wie August Zirner (Christians), Thomas Loibl (von Grofen), Shenja Lacher (Kopper) und Bettina Stucky (Schneider-Lenné) in den Herrhausen-Infight.

Getragen wird dieser manchmal geradezu rauschhaft bebilderte (Kamera: Florian Emmerich) Fiebertraum eines Starbanker-Lebens in politisch historischen Zeiten von einem angenehm subtil ausgewählten, wenn auch wuchtig eingesetzten Soundtrack der 80-er: von den Talking Heads ("Road To Nowhere") bis zu Klaus Nomis berühmtem "The Cold Song" passt alles wunderbar zusammen und verdichtet sich zum mitreißenden und nach deutschen TV-Standards erfreulich modern inszenierten Zeitenporträt der Jahre 1987 bis 1989.

Herrhausen – Der Herr des Geldes – Di. 01.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Wasserhahn oder Flasche?
Gesundheit

Wasserhahn oder Flasche?

Im Urlaub ist Vorsicht geboten: Nicht überall hat das Leitungswasser Trinkwasserqualität. Tipps zur Vermeidung von Magen-Darm-Erkrankungen durch unsauberes Wasser.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar und Vorsitzender des Apothekerverbands Thüringen.
Gesundheit

Brauchen Sie Hilfe bei Ihrer Reiseapotheke?

Eine gut ausgestattete Reiseapotheke ist unerlässlich für den Familienurlaub, besonders in abgelegenen Regionen wie der Masurischen Seenplatte in Polen. Individuelle Beratung in der Apotheke hilft, die richtigen Medikamente und Hilfsmittel zusammenzustellen.
Volbeat mit ihrem Frontmann Michael Poulsen (Mitte)
HALLO!

„Wir lieben, was wir machen“: Micheal Poulsen über die Arbeit mit seiner Band Volbeat

Volbeats neuntes Album „God Of Angels Trust“ schließt den Kreis zu den Anfängen der dänischen Hardrocker. Sänger und Bandkopf Michael Poulsen erklärt im Interview, warum das so ist.
Die Nummer gegen Kummer gibt Kindern und Jugendlichen vor allem in den Ferien Halt.
Gesundheit

Guter Rat am Telefon

Die Sommerferien beginnen, doch nicht alle Kinder sind sorgenfrei. Die Nummer gegen Kummer bietet von Montag bis Samstag kostenlose, anonyme Beratung für Kinder und Jugendliche.
Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Geschäftsführer der Hagemann Privatklinik Gruppe GmbH.
Gesundheit

Unerklärliche Schmerzen? Es könnten Depressionen sein

Chronische Schmerzen ohne organische Ursachen sind häufig. Eine Depression kann die Ursache sein, die sich hinter körperlichen Beschwerden versteckt.
Duran Duran mit Drummer Roger Taylor (ganz links) begeistern nach wie vor ihre Fans.
HALLO!

„Wir sind immer noch Freunde und machen Musik zusammen“: Roger Taylor von Duran Duran

2028 werden sie ihr 50. Bandjubiläum feiern und im Juni kommen sie für zwei Termine nach Deutschland: Duran Duran. Gründungsmitglied Roger Taylor spielt bei der englischen Band das Schlagzeug. prisma hat mit dem 65-Jährigen gesprochen.