Im Taxi mit Madeleine

Eine ältere Dame (Line Renaud) soll bis zum Ende ihrer Tage in ein Altersheim ziehen. Doch auf dem Weg dort hin, wagt sie gemeinsam mit ihrem Taxifahrer (Dany Boon) noch einmal einen Blick zurück: "Im Taxi mit Madeleine" ist ein berührendes französischen Drama, das nun im "ARD Sommerkino" Premiere feiert.

Zwischen der französischen Kleinstadt Bry-sur-Marne und der lebhaften französischen Gemeinde Courbevoie liegen knapp 30 Kilometer. Eine Taxifahrt zwischen den beiden Städten dauert, je nach Verkehrslage, rund eine Stunde – und kostet vermutlich eine gute Stange Geld. Die 92-jährige Madeleine Keller (Line Renaud) ruft dennoch ein Taxi für ihren Umzug in ein Alterspflegeheim. Für den Pariser Taxifahrer Charles (Dany Boon) kommt der lukrative Auftrag gerade recht, schließlich leidet er unter massiven Geldproblemen ... "Im Taxi mit Madeleine" ist ein herzzerreißender Kinofilm des französischen Filmemachers Christian Carion (Regie und Drehbuch) und seines Ko-Autoren Cyril Gely, der nun erstmals im Rahmen vom "ARD Sommerkino" im deutschen Fernsehen zu sehen ist.

Zunächst ist Charles ein wenig genervt von seinem mitteilungsbedürftigen Fahrgast. Erste Einblicke in ihr bewegtes Leben nimmt er eher schweigend als mitfühlend an. Nach einem Knochenbruch, so erzählt die trotz ihres hohen Alters gedanklich hellwache Frau, soll sie auf ärztliches Anraten hin ins Altersheim ziehen. Es ist offensichtlich, dass ihr die Vorstellung nicht sonderlich gut gefällt: "Kennen Sie Vincennes", fragt sie nach wenigen Fahrminuten: "Dort bin ich geboren und aufgewachsen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir einen kleinen Umweg machen?" Sie wolle gerne noch sehen, was sich seit ihrer Kindheit dort verändert hat, sagt sie. Doch vor Ort folgt die Ernüchterung: "Ich erkenne überhaupt nichts wieder, wie hässlich! Alles hat sich verändert." Und doch lässt sie sich nicht davon abhalten, weitere Zwischenstopps und Umwege zu verlangen.

Berührend und wunderschön

Auf der Fahrt zwischen den angesteuerten Zielen erzählt Madeleine viel: vom Tod ihres Vaters, der von den Nazis erschossen wurde, und der anschließenden Befreiung durch die Amerikaner. Besonders ein Soldat hatte es der jungen Madeleine (in Rückblenden gespielt von Alice Isaaz) angetan: Matt (Elie Kaempfen) schmeckte beim Küssen nach Honig und Orangen. Außerdem war er der Vater ihres unehelich geborenen Sohns. Je mehr Madeleine aus ihrem durch schwere Schicksalsschläge geprägten Leben erzählt, umso mehr beginnt sich Charles zu öffnen ...

"Im Taxi mit Madeleine" ist ein zutiefst berührendes kammerspielartiges Drama, das bei seiner Veröffentlichung 2022 Kritiker wie Publikum gleichermaßen beeindruckte. Die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits 92-jährige Line Renaud beeindruckt und harmoniert ganz wunderbar mit dem 38 Jahre jüngeren Dany Boon, der hierzulande nicht zuletzt durch seine Rolle in der Komödie "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) bekannt ist. Abgerundet wird das Gesamtwerk durch malerische Aufnahmen der wunderschönen Metropole Paris.

Im Taxi mit Madeleine – Mo. 21.07. – ARD: 20.15 Uhr