Der achte "Taunuskrimi" nach Motiven von Nele Neuhaus ist vor allem eines: ein heilloses Durcheinander, ausgebreitet auf 180 überlange Filmminuten.
Zeitungsverlage müssen sparen. Also lassen sie bisweilen kurze Sportnachrichten von Computerprogrammen schreiben. Spielstand rein, gelbe und rote Karten rein – fertig ist der Artikel. Man hat das Gefühl, dass die Drehbücher zu manch einem Fernsehkrimi auf ähnliche Weise entstehen. Hier etwa, im neuen "Taunuskrimi", der auf den Namen "Im Wald" hört. Mögliche Stichwörter: Mord; Konflikte zwischen den Ermittlern; dunkle Vergangenheit; und, ganz wichtig für die Stimmung: der deutsche Wald. Nun basiert die ZDF-Reihe natürlich nicht auf einem Algorithmus, sondern auf Bestseller-Krimis von Nele Neuhaus. Nur: Zu einem großen Ganzen wollen die Krimiklischees, die hier zusammengeworfen werden, dennoch nicht verschmelzen.
Die Handlung dieses Zweiteilers (Teil zwei am Mittwoch, 3. Januar, 20.15 Uhr) nachzuerzählen, ist fast unmöglich. Hier wurde in insgesamt 180 Minuten so viel gesteckt wie sonst in eine ganze Serienstaffel. Wer nach der ersten Hälfte noch durchsteigen will, sollte am besten mitschreiben. Und Leichen zählen. Davon gibt es nämlich viele. Die erste wird in einem Wohnwagen entdeckt, der nachts in die Luft fliegt. "Seifige Asche" lassen sich die Kommissare Oliver von Bodenstein (Tim Bergmann) und Pia Sander (Felicitas Woll) am nächsten Morgen in den Trümmern zeigen – das Opfer war also ziemlich dick. Na Mahlzeit.
Die – natürlich – abgehalfterte Journalistin Felicitas Molin (Andrea Sawatzki) will den Brandstifter beobachtet haben, und tatsächlich geisterte der dubiose junge Elias Lessing (toll: Timur Bartels, "Club der roten Bänder") in der Brandnacht durch die Wohnwagenanlage. Als wenig später die todkranke Mutter des Opfers in ihrem Hospiz von einem Unbekannten auf ziemlich unsanfte Weise von ihren Leiden erlöst wird, ist, wie so oft, klar: Alles hängt mit allem zusammen! Zumal nur einige Fernsehminuten später auch noch der Pfarrer tot von der Kirchendecke baumelt. Warum? Weil er ein altes Geheimnis ausplaudern wollte, was sonst.
Wir befinden uns, wohl gemerkt, noch im ersten der beiden Filme. Das Drehbuch (Anna Tebbe) findet dennoch Zeit, auch noch eine 35 Jahre zurückliegende Geschichte in diesen Leichenberg zu quetschen. Da geht es dann um ein paar Jugendfreunde und einen seit 1982 vermissten Spätaussiedlerjungen. Kommissar von Bodenstein war damals auch dabei, wie er seiner Kollegin gesteht. Warum dann auch noch Veronica Ferres durch den Film (Regie: Marcus O. Rosenmüller) stapft – man weiß es nicht.
Komplizierte Angelegenheit, das Ganze, könnte man sagen. Und leider auch nicht wirklich spannend. Es ist eben so: Manchmal wirft man Puzzleteile in die Luft, und zurück kommt ein fertiges Motiv. Manchmal aber auch nur ein ziemliches Durcheinander.