In Wahrheit
19.04.2019 • 20:15 - 21:45 Uhr
TV-Film, TV-Kriminalfilm
Lesermeinung
Judith (Christina Hecke) und Freddy (Robin Sondermann) vor dem See
Vergrößern
Hint
Produktion: Network Movie Film- und Fernsehproduktion, ZDF, ARTE, Online verfügbar von 19/04 bis 19/05
Produktionsland
Deutschland
Produktionsdatum
2019
TV-Film, TV-Kriminalfilm

In the Ghetto

Von Eric Leimann

Im dritten Film der ZDF-Reihe "In Wahrheit" muss Saar-Ermittlerin Judith Mohn (Christina Hecke) das triste Umfeld Jugendlicher aus einem Ghetto durchleuchten. Ein Problem dabei: Die Kommissarin ist selbst dort aufgewachsen. ARTE zeigt den leisen, aber soliden Ermittler-Krimi als Vorabpremiere.

Saarlouis klingt nicht gerade nach großer, weiter Welt. Doch auch die 35.000 Einwohner-Stadt an der Grenze zum französischen Lothringen hat seit Mitte 2017 ihre eigene TV-Ermittlerin – die empathische Kommissarin Judith Mohn (Christina Hecke). Schon aus den beiden Vorgänger-Fällen "Mord am Engelsgraben" (2017) und vor allem "Jette ist tot" (2018) ließ sich ein Interesse der Drehbuchautoren Miguel Alexandre (auch Regie) und Harald Göckeritz für Jugend-Themen herauslesen. Der dritte Fall "Still ruht der See" spielt nun komplett im Milieu einer Gruppe Jugendlicher, ohne dass dieser Umstand besondere Lebensfreude aufkommen ließe – eher im Gegenteil.

Der 16-jährige Marlon wird von seiner Mutter (Bernadette Heerwagen) tot in einem See gefunden. Blaue Flecken am Körper des Jungen weisen darauf hin, dass er zuvor geschlagen wurde. Neben dem familiären Umfeld haben Mohn und ihr Kollege Freddy Breyer (Robin Sondermann) eine Gruppe Jugendlicher auf dem Kieker, die sich über das Opfer posthum lustig zu machen scheinen. Wie kann man nur so böse sein? Doch im Arme-Leute-Ghetto, wo der dritte "In Wahrheit"-Film spielt, ist das Leben eben härter als anderswo. Niemand weiß das so gut, wie Kommissarin Judith Mohn selbst, denn sie ist – das erfährt der Zuschauer bald – hier aufgewachsen. Mohns Ermittlungen steht dieser Umstand jedoch eher im Wege, denn die Begegnung mit der eigenen Vergangenheit ist für die Kommissarin sichtbar alles andere als einfach.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Mutter, was hast du getan?

Christina Hecke spielt die vorsichtige Annäherung ihrer Figur mit der eigenen Vergangenheit überzeugend. Ohnehin ist es ein wenig schade, dass die Autoren der Psychologie ihrer Ermittler so wenig Raum schenken. Judiths Begegnungen mit ihrer Mutter (Steffi Kühnert) – nach 20 Jahren Funkstille – gehören zu den besten Szenen, die der leise, eher konservativ geschriebene Ermittler-Krimi bislang hervorbrachte. Auch in diesen Szenen geht es wie im Fall selbst um das Gefühl der Enttäuschung, welches über allen Beziehungen dieses Ghetto-Geflechts schwebt: die Enttäuschung der Kinder über ihre Eltern. Die Enttäuschung der Eltern darüber, dass ihre Kinder anders wurden, als man es sich erhofft hatte. Und natürlich: Die Enttäuschung der Zukurzgekommenen über den Lauf der Welt.

Der erste "In Wahrheit"-Film holte 2017 mit über sechs Millionen ZDF-Zuschauern überragende Quoten. Die Folgeproduktion "Jette ist tot" musste mit 4,36 Millionen Zuschauern dagegen stark Federn lassen. Beide Krimis liefen – wie auch der neue – als Vorpremiere bei ARTE. Mit Christina Hecke (40) entschied man sich bei der Besetzung der Hauptrolle für eine ausgewiesene Charakterdarstellerin.

Schon wieder Schmidt-Schaller

Der ZDF-Saarkrimi, dessen doppelsinniger Titel sich daher ableitet, dass wahre Kriminalfälle die Drehbuchautoren zu ihren Plots inspirieren, ist sicherlich nichts, was das Siegel "innovative Krimikunst" verdienen würde. Hier wird befragt, ermittelt, kombiniert und schließlich ein Täter gefunden. Meist gibt es dabei für alle Beteiligten wenig zu lachen, die Tonalität ist gediegenes Moll. Dennoch liegt bei Fall drei eine gewissen Spannung in der Luft, denn das Geflecht unglücklicher Jugendlicher verfängt und rührt dann doch. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen all der dargestellten Härte und Tristesse, mit der sich junge Lebensverlierer in spe hier begegnen.

Ein Gesicht unter den jungen Darstellern, das des 23-jährigen Matti Schmidt-Schaller (in der Rolle des Lukas), sollte man sich schon mal merken. Der jüngste Sohn des Schauspielers Andreas Schmidt-Schaller (SOKO Leipzig) und Halbbruder von Kollegin Petra Schmidt-Schaller, scheint gerade auf dem Karriere-Vormarsch befindlich. In der ersten Folge der famosen ZDF-Krimiserie "Schwartz und Schwartz" mit Devid Striesow und Golo Euler spielte er den unglücklichen Luxus-Sohn des von Ulrich Noethen verkörperten Tatverdächtigen. Nicht nur im Armen-Ghetto kann Aufwachsen ganz schön deprimierend sein.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Rudolf Kowalski als Treuhandchef in "Verkauftes Land"
Rudolf Kowalski
Lesermeinung
Antonio Wannek
Lesermeinung

Top stars

Das beste aus dem magazin

Ian Hill von Judas Priest!
Star-News

Ian Hill: "Kein Wunder, dass damals so ziemlich jeder übergeschnappt ist"

Ian Hill ist der Bassist der Heavy-Metal-Band Judas Priest. Im Interview spricht der Engländer über die wilden 80er, wie ihre Musik geprägt hat und über vieles mehr.
Professor Dr. Sven Ostermeier
ist Facharzt für Orthopädie und 
Unfallchirurgie, Sportmedizin, 
Chirotherapie und spezielle 
orthopädische Chirurgie. Der 
Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde 
der Gelenk-Klinik Gundelfingen. 
Außerdem ist er Instruktor der  Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).
Weitere Themen aus dem Magazin

Sportlich fit bis ins hohe Alter – so geht´s

Welche Sportarten Best Ager ab 55 Jahren starten können und welche besser nicht, hat prisma Sportmediziner Dr. Sven Ostermeier im zweiten Teil der Serie „Sport im Alter“ gefragt.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Weitere Themen aus dem Magazin

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Dellwarzen sind ein lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad. Dr. Melanie Ahaus erklärt in der prisma Arzt-Kolumne, was am besten dagegen hilft.
Katharina Wackernagel spielt in „Mord mit Aussicht“ Marie Babler.
Weitere Themen aus dem Magazin

Katharina Wackernagel: „An die Stelle von Skepsis ist Vorfreude getreten“

Fans des fiktiven Eifel-Örtchens Hengasch können sich freuen: Ab Dienstag, 16. April, läuft die fünfte Staffel der Erfolgsserie "Mord mit Aussicht" immer dienstags um 20.15 Uhr in der ARD. prisma hat mit Hauptdarstellerin Katharina Wackernagel anlässlich dieses Starts gesprochen.
"Reisen Reisen" ist Deutschlands beliebtester Reise-Podcast.
Reise

Reise-Tipp fürs Wochenende: Utrecht

Wer auf der Suche nach Inspiration rund ums Verreisen ist, kommt an Deutschlands beliebtestem Reise-Podcast „Reisen Reisen“ nicht vorbei. Jochen Schliemann und Michael Dietz nehmen Euch mit zu Zielen, die „um die Ecke“ oder am Ende der Welt liegen. Einer ihrer Lieblinge in den Niederlanden: Utrecht!
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie, Buchautor und bekannt als „Doc Esser“ in TV und Hörfunk.
Gesundheit

In wenigen Tagen den Darm auf Trab bringen

Rund 20% aller Menschen in Deutschland leiden unter Verstopfung. Doc Esser verrät, was wirklich hilft.