Artjom ist 32 Jahre alt und stottert seit seiner Kindheit. Nun will er als Rapper durchstarten – denn wenn er Musik macht, ist von seiner Sprachstörung nichts zu hören.
"Ich würde lügen, wenn ich sage, ich stottere gerne", erzählt Artjom. "Aber ich würde es nicht anders haben wollen." Der 32-Jährige ist einer von rund 800.000 Menschen in Deutschland, die stottern. Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung ist von der therapier-, aber nicht heilbaren Störung des Redeflusses betroffen. Dass das Handicap kein Grund zum Aufgeben ist, zeigen die Filmemacher Anna-Lisa Gasteier und Christian Hestermann nun in ihrer "37°"-Dokumentation "Jedes Wort ein Sieg", die kurz vor dem Welttag des Stotterns (22. Oktober) im ZDF zu sehen ist.
Für Artjom war seine Sprachstörung lange Zeit ein "Fluch", wie er vor der Kamera erzählt. "Jetzt ist es für mich ein Geschenk. Ich habe dadurch viel über mich, die Menschen und das Leben gelernt." Vor allem aber hat ihn das Stottern seiner großen Leidenschaft näher gebracht – der Musik. Artjom will als Rapper Fuß fassen. Von Sprechblockaden ist in seinen Songs nichts zu hören. Der Grund: Beim Singen oder Rappen sind die Stimmbänder dauerhaft in Schwingung, das Stottern bleibt somit aus.
Auch die 14-jährige Sina träumt davon, eines Tages auf der Bühne zu stehen. Durch eine kleine Rolle in einem Schul-Musical hat die Achtklässlerin neues Selbstbewusstsein gefasst. "Ich setze mich solchen stressigen Situationen aus, weil ich mir zeigen möchte, dass ich das kann", erklärt Sina, die später Schauspielerin werden möchte. Auch ein geplantes Auslandsjahr in den USA traut sich die Gymnasiastin zu – denn vom Stottern will sie sich nicht aufhalten lassen.
"37°: Jedes Wort ein Sieg" – Di. 18.10. – ZDF: 22.15 Uhr