Jussi Adler-Olsen: Verachtung
26.09.2022 • 22:15 - 00:05 Uhr
Spielfilm, Thriller
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Journal 64
Produktionsland
DK, D
Produktionsdatum
2018
Altersfreigabe
12+
Spielfilm, Thriller

Drei Leichen, zwei Ermittler, eine Verdächtige, kein Motiv

Von Andreas Fischer

Der aus Prinzip griesgrämige Ermittler Carl Mørck muss in "Verachtung" nicht nur den Abschied eines Kollegen verkraften: Drei mumifizierte Leichen und eine weitreichende Nazi-Verschwörung bessern seine Laune in der vierten Jussi Adler-Olsen-Verfilmung auch nicht gerade auf.

Die gute Laune hat im Keller der Kopenhagener Polizei traditionell einen schweren Stand. Das ist auch in der vierten Verfilmung (nach "Erbarmen", "Schändung" und "Erlösung") eines Kriminalromans von Jussi Adler-Olsen nicht anders. Die Stimmung im Sonderdezernat Q ist in "Verachtung" am absoluten Nullpunkt. Jetzt ist der Film der beim breiten Publikum seit Jahren beliebten Suspense-Reihe beim ZDF als Free-TV-Premiere zu sehen.

Der griesgrämige Ermittler Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) wird diesmal ganz allein gelassen. Sein aus Syrien stammender Kollege Assad (Fares Fares) hat genug vom missmutigen Chef und will sich versetzen lassen. Als wäre das nicht genug, haben es die beiden Entliebten kurz vor der Trennung noch mit einem Fall zu tun, dessen Boshaftigkeit selbst die hartgesottenen Ermittler erschüttert.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Mørck, Assad und die Assistentin Rose Knudsen (Johanne Louise Schmidt) bekommen von Bauarbeitern drei alte Leichen serviert, bei Renovierungsarbeiten hinter der Zwischenwand einer Kopenhagener Wohnung entdeckt. Seit mehreren Jahren saßen die Mumien an einem Tisch, vom Mörder ganz offensichtlich in Pose gesetzt. Eine Tatverdächtige ist schnell ausgemacht, ein Motiv allerdings nicht.

Die Spur führt die Ermittler in die Vergangenheit, in ein Umerziehungsheim auf einer Insel im Großen Belt: Dort wurden junge Frauen bis in die 1960er-Jahre unfruchtbar gemacht, weil sie entweder "geil" oder "dumm" waren, wie es eine Insassin ausdrückt. Das Schlimme daran: Es stimmt. Im Zuge "rassenhygienischer" Säuberungen wurden in Dänemark zwischen 1923 und 1961 mehr als 11.000 Frauen zwangssterilisiert: weil sie behindert waren oder sexuell freizügig. Der Staat wollte verhindern, dass "schlechtes Erbmaterial" verbreitet wird.

Die finsteren Machenschaften

Was wie ein gewohnt düsterer Skandinavien-Krimi beginnt, nimmt ziemlich schnell größere Dimensionen an, so große, dass einem angst und bange wird. Aber das kennt man ja aus dem Norden: In der "Millennium-Trilogie" von Stieg Larsson war am Ende die halbe Polit-Elite Schwedens in sehr geheime und sehr finstere Machenschaften verstrickt. In Kopenhagen werden kaum kleinere Brötchen gebacken: Hier haben sich Anhänger der Nazi-Idee von der "Vernichtung unwerten Lebens" im Glauben an die Überlegenheit der eigenen "Herrenrasse" effektiv vernetzt, um das Land still und heimlich weiter von "unreinem" Blut zu säubern.

Es mag erzähltechnisch ziemlich an den Haaren herbeigezogen sein, wie sich der Krimifall zu einem gesellschaftlich relevanten Thema auffächert. Im aktuellen politischen Kontext gesehen, sind Rassenwahn und Zwangssterilisierung von Eingewanderten freilich weniger Filmfantasie als vielmehr eine bedrückend vorstellbare Realität. Wer will es Carl Mørck da noch verdenken, dass seine Laune einfach nicht besser wird?

Obwohl Christoffer Boe (48), der in der Jussi-Adler-Olsen-Reihe zum ersten Mal Regie führte, mit vielen Zufällen und Unglaubwürdigkeiten jongliert, ist "Verachtung" allemal spannend. Was nicht zuletzt an der menschlichen Komponente liegt, die der Regisseur stärker in den Fokus rückt. Mørck, Assad und Rose sind nicht nur Ermittler, sondern auch Menschen mit Fehlern, Schwächen und einem Privatleben.

Jussi Adler-Olsen: Verachtung – Mo. 26.09. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Top stars

Das beste aus dem magazin

Das „phaeno“ in Wolfsburg.
Reise

Wenn Architektur eine Stadt verändert

Viele Museen sind von außen genauso imposant wie von innen. Ein gutes Beispiel ist das Guggenheim-Museum, das in Bilbao zu einem wirtschaftlichen Boom geführt hat. Doch nicht nur die nordspanische Stadt profitiert vom „Bilbao-Effekt“.
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Gesundheit

Demenz verhindern – durch die richtige Prävention

Die Diagnose Demenz ist ein Schock für Betroffene. Doch mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden – mit der richtigen Prävention. Dr. Julia Fischer gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema.
Harald Lesch im Interview.
HALLO!

Harald Lesch: "Ein kapitalistisches Weltbild hingegen gefährdet unsere Lebensbedingungen"

Harald Lesch bringt seit Jahren dem TV-Publikum unsere faszinierende Welt und wissenschaftliche Erkenntnisse näher. Im Interview spricht der Astrophysiker unter anderem über kommende Generationen, seine Lehrtätigkeit in München und wie Religion und Wissenschaft für ihn zusammenpassen.
Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.