Ein Kampf gegen die inneren – und äußeren Dämonen: Winnie Heller (Lisa Wagner) muss den Beinahe-Mord an ihrer Therapeutin klären, die sie spät nachts um Hilfe gerufen hatte. Ein Unterstützer wie Hendrik Verhoeven (Hans-Jochen Wagner) täte ihr gut.
Winnie Heller (Lisa Wagner) ist kein Mensch, der andere gerne nah an sich heranlässt. Als sie von einer jungen Frau, der sie durch einen couragierten Schuss eben erst das Leben gerettet hatte, umarmt wird, lässt die Wiesbadener Kommissarin die Geste der Zuneigung nur ganz kurz über sich ergehen – und nimmt dann Reißaus. Umso härter trifft sie der nächtliche Anruf ihrer Therapeutin Dr. Jacobi (Lena Stolze), einer Frau, die Heller eigentlich auch eisig auf Distanz hält: Trotzdem ist Jacobi eine der wenigen Vertrauenspersonen, die Heller noch geblieben sind, seit sich ihr Kollege Hendrik Verhoeven (Hans-Jochen Wagner) nach Karlsruhe versetzen ließ. Im Anruf, den die Kommissarin zunächst verpasst hatte, erzählte ihr Jacobi von einem Patienten, der offenbar plant, einen Mord zu begehen. Wenig später ereignet sich eine fürchterliche Bluttat.
Tatsächlich ist das Opfer Dr. Jacobi selbst, die Winnie Heller trotz vorgerückter Stunde noch einmal aufgesucht hatte: Auf die ältere Frau wurde eingestochen. Nur mit Mühen kann die Polizistin in letzter Sekunden die starken Blutungen einer Hals-Wunde etwas stoppen: Jacobi wird auf die Intensivstation eingeliefert. Und für Heller beginnt die fieberhafte Suche nach einem Täter – und dessen Motiven.
Schnell stellt sich heraus, dass es in der Patientenkartei der Psychotherapeutin, die häufig mit latent gewalttätigen Männern zu tun hatte, einige Verdächtige gibt, die für das Gewaltverbrechen infrage kommen. Allen voran der geschiedene Familienvater Axel Kofler (Murathan Muslu), ein Ex-Trinker mit stark aufbrausendem Temperament, der leidenschaftlich mehr Zeit mit seinem leiblichen Sohn Finn einfordert. Seine ehemalige Ehefrau, die mit dem kleinen Jungen zusammenlebt, fühlt sich durch die Nachstellungen Koflers stark bedroht. Ein Motiv könnte allerdings auch der trauernde Witwer Adrian Markowski (Denis Schmidt) haben, der früher selbst Polizist war und nun ein merkwürdig zurückgezogenes Eigenbrödler-Leben führt. Er war in Jacobi verliebt – und verfolgte die Therapeutin, die ihn unmissverständlich zurückwies, auf Schritt und Tritt.
Der mittlerweile achte Fall der "Kommissarin Heller"-Reihe konfrontiert seine Handelnden mit ihren inneren Dämonen und mutet dem Publikum viele Ausflüge in düstere seelische Abgründe zu. Davor ist auch die Polizistin selbst nicht gefeit: Heller leidet an ihrer Einsamkeit, kann sie aber nicht artikulieren. In nächtlichen Traumsequenzen taucht immer wieder ihr einstiger Mentor Verhoeven auf, mit dem sie sich früher lange erst zusammenraufen musste, den sie aber doch stark vermisst. Die innerdramaturgische Trennung hat einen äußeren Anlass: Hans-Jochen Wagner wechselte als Schwarzwald-Kommissar zur konkurrierenden ARD-"Tatort"-Reihe. Im achten "Winnie Heller"-Film verabschiedet er sich noch einmal kurz.
Zunehmend hilflos wirkend die Versuche ihrer Umgebung, Winnie Heller, die von Lisa Wagner erneut in einer großartigen Mischung aus schroffer Härte und Verletzlichkeit angelegt wurde, mitmenschlich einzubinden. "Ich stehe niemandem nahe. Das wissen Sie doch", blafft sie ihren Vorgesetzten an. Und auch als sie selbst beschimpft wird ("Ich brauche Ihnen gar nichts anzutun. Sie sind sich ja selbst Strafe genug"), kann man solche Anti-Sauertopf-Sprüche als Zuschauer gut nachvollziehen. Alles in allem muss man sich auf einen Krimi-Samstagabend einstellen, der nicht nur filmisch in Grautönen badet. Das ist intelligent und qualitativ hochwertig gemacht, beflügelnde Unterhaltung ist allerdings etwas anderes.