Long Walk Home
09.08.2024 • 20:15 - 21:40 Uhr
Spielfilm, Drama
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Molly (Everlyn Sampi, links), ihre Schwester Daisy (Tianna Sansbury, rechts) und ihre Cousine Gracie (Laura Monaghan) wurden ihren Müttern weggenommen und sollen nun in ein Erziehungsheim gesteckt werden.
Vergrößern
Der herzlose, rassistischen Beamte A.O. Neville (Kenneth Branagh, vorne) bestimmt viele Jahre lang das Schicksal der Aborigines und setzt Fährtensucher wie Moodoo (David Gulpilil) auf flüchtige Aborigine-Kinder an.
Vergrößern
Die Geschwister Daisy (Tianna Sansbury, links) und Molly (Everlyn Sampi, rechts) sowie ihre Cousine Gracie (Laura Monaghan) wollen wieder nach Hause und sind deswegen aus dem Erziehungsheim geflohen. Doch der Weg ist weit.
Vergrößern
Molly (Everlyn Sampi, vorne) kümmert sich trotz ihrer eigenen Erschöpfung auf ihrem langen Heimweg durch das australische Outback rührend um ihre kleine Schwester Daisy (Tianna Sansbury).
Vergrößern
Immer wieder nehmen Polizisten wie Constable Riggs (Jason Clarke) Aborigines ihre Kinder weg, um sie in Erziehungsheime zu stecken.
Vergrößern
Originaltitel
Rabbit-Proof Fence
Produktionsland
AUS
Produktionsdatum
2002
Kinostart
Do., 29. Mai 2003
DVD-Start
Do., 08. April 2004
Spielfilm, Drama

Die gestohlenen Kinder Australiens

Von Jasmin Herzog

Regisseur Phillip Noyce beschäftigt sich in seinem bewegenden Drama mit einem dunklen Kapitel australischer Geschichte: der Zwangseinweisung von Aborigine-Kindern in Umerziehungslager. Die nun bei Arte wiederholte Buchadaption basiert auf wahren Begebenheiten.

Das Gold für die Leichtathletin Cathy Freeman bei den Olympischen Spielen 2000 hatte Folgen: Es bedeutete für das Gastland Australien auch die Verbreitung von unangenehmen Wahrheiten aus seiner Geschichte. Denn die Sportlerin stammt von den Aborigines ab und scheute nicht davor zurück, sich im Medienrummel für ihr Volk stark zu machen. So hörte die Welt von den "gestohlenen Kindern", zu denen auch Freemans Großmutter gehörte: Bis in die 70er-Jahre entriss die Regierung Kinder gewaltsam ihren Familien, um sie in die "weiße" Gesellschaft zu assimilieren, wie es auch in Teilen der USA und Kanadas mit indigenen Kindern getan wurde.

Einige konnten ausbrechen und versuchten, mit Gewaltmärschen durch die lebensfeindliche Wildnis wieder nach Hause zu kommen. Von einer solch dramatischen Flucht und von dem starken Willen, ihre Mütter wiederzusehen, erzählt Phillip Noyces Film "Long Walk Home – Der lange Weg nach Hause" von 2002, den ARTE nun zur Primetime wiederholt. Der Film basiert auf dem Buch "Follow the Rabbit-Proof Fence", in dem die 2014 verstorbene Schriftstellerin Doris Pilkington, ebenfalls Aborigine, die Geschichte ihrer Mutter Molly erzählt. Es gehört heute in vielen australischen Schulen zur Pflichtlektüre.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Die tragische Geschichte der "Stolen Generations"

Die 14-jährige Molly (Everlyn Sampi) lebt mit ihrer jüngeren Schwester Daisy (Tianna Sansbury) und ihrer Cousine Gracie (Laura Monaghan) in Jigalong, West-Australien. 1931 bekommen sie die Auswirkungen der australischen Rassenpolitik zu spüren. Diese setzte sich zum Ziel, vor allem sogenannte "Mischlingskinder" von ihren Eltern zu trennen, um sie in speziellen Heimen zu Weißen zweiter Klasse zu erziehen – einsetzbar als englisch sprechende Hausangestellte und Farmarbeiter. Jeglicher Kontakt zu den Familien und zur Aborigines-Kultur und -Sprache wurde unterbunden. So sollte auch das "Eingeborenen-Blut" bei den Mischlingen innerhalb von drei Generationen eliminiert werden.

Unaufhaltsam dringen die Schergen der Regierung in die hintersten Ecken Australiens vor. In einem Camp leben die drei Mädchen mit ihren Aborigine-Müttern – die Väter, weiße Wanderarbeiter, sind längst weitergezogen. Hier spielt sich eine der grausamen Szenen ab, die in der Vergangenheit Australiens unzählige Male stattfanden und zu dem Begriff "Stolen Generations" führte: Ein Polizist entreißt den schreienden Müttern die weinenden Kinder. Nicht nur den überzeugenden jungen Laiendarstellerinnen mit ihrem intuitiven und starken Spiel, sondern auch dem ganzen Filmteam erschien diese Szene wie ein Trip in der Zeitmaschine. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass zwischen 1910 und 1976 um die 100.000 Kinder verschleppt wurden und jede Aborigine-Familie betroffen war.

2.000 Kilometer entfernt von Jigalong sollen die Mädchen nun in einem streng geführten Heim leben. Doch insbesondere Mollys Freiheitswille lässt sich nicht brechen. Sie beschließt, mit den jüngeren Mädchen zu fliehen. Als Orientierung für den Weg zurück dient der "Rabbit-Proof Fence", der "Kaninchen-sichere Zaun", der das Farmland von Kaninchenland trennt. Die Polizei und der erbarmungslose Spurensucher Moodoo sind dem Trio bereits auf den Fersen in einem kargen Land im Outback, das kaum Verstecke bietet und in dem jede Begegnung mit anderen Menschen eine potenzielle Gefahr darstellt.

Ein bis heute aktuelles Thema

Dem Thriller-Spezialisten Phillip Noyce ("Die Stunde des Patrioten") gelingt es in "Long Walk Home", immer wieder neu Spannung aufzubauen. Dabei helfen die überzeugenden Kinderdarsteller in präzise gezeichneten Charakteren sowie das Zusammenspiel von faszinierender, wenn auch lebensfeindlicher Landschaft und den Menschen. Während die Weißen ständig wie Eindringlinge in der Wildnis wirken, ist den Kindern anzumerken, dass sie in dieses Land gehören. Peter Gabriels Soundtrack, in dem sich die Percussion-Instrumente der Aborigines mit ihrem Gesang, australischen Vogellauten und Didgeridoo-Klängen verbinden, verstärkt die Emotionen im Überlebenskampf.

Gruselig dagegen wird es bei Kenneth Branaghs Auftritten als Verwaltungschef der Aborigines. Er gibt den europäischen Bürokraten mit Angst vor Chaos, der auch noch ehrlich glaubt, mit seinen lächerlichen Rassentheorien und Aktionen den Aborigine-Kindern langfristig zu helfen.

"Long Walk Home – Der lange Weg nach Hause" wurde zu Recht international vielfach preisgekrönt, allein bei den australischen AFI (Australian Film Institute) Awards erhielt er Preise in den Kategorien Bester Film, Beste Musik und Bester Ton. Dass das Rassismus-Thema in Australien bis heute anhält, zeigte nicht zuletzt im Herbst 2023 das Ergebnis eines Referendums, bei dem sich eine klare Mehrheit der Australier gegen die Stärkung der Rechte der Aborigines aussprach. Das macht Filme wie "Long Walk Home – Der lange Weg nach Hause" dringend nötig und wichtig.

"Long Walk Home – Der lange Weg nach Hause" – Fr. 09.08. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Der Trailer zu "Long Walk Home"

Darsteller

Kenneth Branagh beherrscht jedes Genre
Kenneth Branagh
Lesermeinung

Top stars

Torge Oelrich: Leben und Karriere des YouTubers im Porträt.
Torge Oelrich
Lesermeinung
Bella Ramsey - mit ihren Rollen in "GoT" und "The Last of Us" erobert die junge Britin die Bildschirme.
Bella Ramsey
Lesermeinung
Colin Firth wurde mit Filmen wie "Schokolade zum Frühstück" oder "The King's Speech" zum erfolgreichen Schauspieler.
Colin Firth
Lesermeinung
Schauspieler Tom Hardy.
Tom Hardy
Lesermeinung
Jessica Alba im Jahr 2021.
Jessica Alba
Lesermeinung
Längst aus dem Schatten seines Vaters James getreten: Josh Brolin
Josh Brolin
Lesermeinung
Gefragter Schauspieler: Jonathan Pryce.
Jonathan Pryce
Lesermeinung
Nach dem Studium trat sie in New York in einigen Theaterstücken auf: Sienna Miller.
Sienna Miller
Lesermeinung
"Sexiest Man Alive" 2012: Channing Tatum.
Channing Tatum
Lesermeinung
Valerie Niehaus
Valerie Niehaus
Lesermeinung
"American Beauty" machte ihn bekannt: Wes Bentley
Wes Bentley
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Billy Andrews alias „The Dark Tenor“ im Interview.
HALLO!

Billy Andrews alias „The Dark Tenor“ im Interview

Billy Andrews alias „The Dark Tenor“ schwimmt mit seiner ganz eigenen Mischung aus Klassik- Rock- und Pop-Stücken aktuell auf einer gigantischen Erfolgswelle. Warum das so ist, und wo es noch hingeht, erörtern wir im prisma-Gespräch.
Hat eine vegane Ernährung von Kleinkindern einen schlechten Einfluss auf die Entwicklung?
Gesundheit

Darf man Kleinkinder vegan ernähren?

Dr. Melanie Ahaus gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema vegane Ernährung von Kleinkindern.
TV-Psychologe Leon Windscheid mit dem Thema toxische Männlichkeit in der neuen TerraXplore-Reihe.
HALLO!

Psychologe Leon Windscheid: „Toxische Männlichkeit schadet auch Männern“

In einer neuen TerraXplore-Reihe beschäftigt sich TV-Psychologe Leon Windscheid mit dem Thema toxische Männlichkeit. Jetzt denken viele wahrscheinlich: Oh nein, schon wieder so ein Männerhasser-Format. Darum geht ihm aber nicht.
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Gesundheit

Fersensporn: Was steckt eigentlich dahinter?

Dr. Julia Fischer gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema Fersensporn.
Christina Hecke spielt Kommissarin Judith Mohn.
HALLO!

Chrstina Hecke: „Die Menschen begegnen mir genauso offen wie ich ihnen“

Der achte Fall für Kommissarin Judith Mohn und Kollege Freddy Breyer in der ZDF-Krimireihe „In Wahrheit – Zwischen Recht und Gerechtigkeit“ läuft am 31. August um 20.15 Uhr im ZDF, vorher war er schon auf Arte zu sehen. prisma hat mit Hauptdarstellerin Chrstina Hecke gesprochen, die in den Krimis Kommissarin Judith Mohn spielt. Ihr Kollege Freddy Breyer wird von Robin Sondermann gespielt.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt 
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, 
Hörfunk und als Buchautor.
Gesundheit

Empfindlicher Magen: So geht es bald wieder besser

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema "Empfindlicher Magen".