Mord im Konsulat
18.02.2020 • 20:15 - 21:05 Uhr
Info, Recht + Kriminalität
Lesermeinung
Mahnwache in der saudischen Botschaft
Vergrößern
Kronprinz Mohammed bin Salman von Saudi-Arabien
Vergrößern
Nachtansicht von Riad
Vergrößern
Kronprinz Mohammed bin Salman von Saudi-Arabien
Vergrößern
Produktionsland
USA
Produktionsdatum
2019
Info, Recht + Kriminalität

Der Kronprinz und der Fall Khashoggi

Von Andreas Schoettl

Nach der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul rückte vor allem eine Person in den Brennpunkt: Kronprinz Mohammed bin Salman. Hat der Thronfolger des Hauses Saud die Zerstückelung Khashoggis wirklich in Auftag gegeben? Der US-amerikanische Filmemacher Martin Smith kam MbS erstaunlich nah.

Der Journalist Jamal Khashoggi betrat am 2. Oktober 2018 das saudische Konsulat in Istanbul. Er wollte nur Papiere für seine bevorstehende Hochzeit abholen. Doch der Kolumnist der "Washington Post" wird das Gebäude nie wieder verlassen. Bekannt ist, dass Khashoggi von einem 15-köpfigen saudischen Killerkommando ermordet wurde. Seine Leiche soll entweder in Säure aufgelöst oder in einem Ofen im Garten des saudischen Generalkonsuls in Istanbul verbrannt worden sein. Der spektakuläre Mordfall schockierte die Welt. Die spektakuläre ARTE-Doku "Mord im Konsulat" arbeitet die Ereignisse nun mit akribischen Recherchen auf.

Schnell in den Brennpunkt des Verdachts rückte Mohammed bin Salman, kurz MbS. War ausgerechnet der Kronprinz Saudi-Arabiens der Auftraggeber für die Ermordung seines Landsmannes Khashoggi? Es gibt Hinweise darauf. So stammten einige Mitglieder des extra aus Saudi-Arabien nach Istanbul eingeflogenen "Killing Teams" aus dem direkten Umfeld des Prinzen. Sie waren entweder Leibwächter, standen in dessen Leibgarde oder hatten eine führende Funktion etwa als Generalstabschef.

Mit seiner zweiteiligen Dokumentation, die nun erstmals bei ARTE zu sehen ist, zeichnet der US-amerikanische Journalist und Filmemacher Martin Smith ein sehr zweifelhaftes Bild von MbS. Anhand des journalistischen Schaffens und schließlich der brutalen Ermordung Kashoggis zeigt er auf, wie der Kronprinz sich von einem jungen Hoffnungsträger zu einem rigorosen Regenten und Kriegstreiber im Jemen wandelte. Bernard Haykel, Islamwissenschaftler an der Universität Princeton, beschreibt den Aufstieg bin Salmans zum Thronfolger des Hauses Saud so: "Anders als die anderen Prinzen hat MbS die Fähigkeit, bei Bedarf Gewalt einzusetzen gegen Gegner im Inneren und auch von außen. Der König fand, dass Saudi-Arabien nicht mit Samthandschuhen regiert werden kann."

Nur eine gewisse "Verantwortung"

Für seinen akribisch rechercherten Film, in dem Smith Beamte des Königshauses, Dissidenten und Aktivisten bis hin zu Geheimdienstinsidern und Journalistenkollegen des ermordeten Khashoggi zu Wort kommen lässt, gelang es dem Autoren sogar, direkt mit MbS in Kontakt zu treten. Der US-Journalist sprach den Thronfolger auch auf dessen Verantwortung für die skandalöse Ermordung Khashoggis an.

Das Gespräch fand am Rande einer Sportveranstaltung mit elektrischen Rennautos statt. Und MbS räumte sogar ein gewisses Maß an Verantwortung ein – das allerdings aus einer Position des Unantastbaren. Der Prinz sprach: "Es geschah unter meiner Aufsicht. Ich übernehme die volle Verantwortung, weil es unter meiner Aufsicht passiert ist." Und weiter führte die saudische Hoheit aus: "Unfälle passieren. Sie müssen sich vorstellen, wir haben 20 Millionen Einwohner und drei Millionen Regierungsmitarbeiter. Ich bin weder Google noch ein Supercomputer, um diese drei Millionen zu überwachen."

Mit diesem Eingeständnis einer zumindest minimalen moralischen Verantwortung ist der Prinz strafrechtlich nicht zu belangen. Zuletzt aber kochte die Verstrickung bin Salmans in die Ermordung Khashoggis wieder auf. Aktuell wird der saudische Kronprinz durch einen offiziellen Uno-Bericht verdächtigt, er habe das Smartphone von Jeff Bezos via WhatsApp hacken lassen. Brisant: Amazon-Chef Bezos ist nicht nur der reichste Mann der Welt. Er besitzt auch die "Washington Post". Deren damaliger Kolumnist war Jamal Khashoggi.

Mord im Konsulat – Di. 18.02. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. David Kubosch
Gesundheit

Wenn Atmen, Bücken oder Drehen zum Problem werden

Rundrücken durch ständiges Sitzen? Wie sich der Rücken auf den ganzen Körper auswirkt und welche Maßnahmen helfen, erklärt ein Experte für Rückengesundheit.
Die Vulkaninsel La Réunion.
Reise

Sehnsuchtsorte im Jahr 2026

prisma stellt mögliche Reiseziele fürs nächste Jahr vor und verrät, an welchen Orten besondere Erlebnisse auf Urlauber warten.
Johannes B. Kerner steht auf einer Treppe.
HALLO!

Johannes B. Kerner über das Weihnachtsfest: "Familie geht über alles"

Johannes B. Kerner moderiert rund um Weihnachten drei Sendungen. Mit prisma hat er über deren Besonderheiten gesprochen und erklärt, warum ihm die Jahreszeit so gut gefällt.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.
Oliver Mommsen vor einem Weihnachtsbaum.
HALLO!

Oliver Mommsen über seine Rolle in "Eine fast perfekte Bescherung"

Im Weihnachtsfilm „Eine fast perfekte Bescherung“ müssen die Anwohner eines Berliner Viertels an Weihnachten ihre Wohnungen verlassen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft wird. In einer Turnhalle findet sich eine bunt gemischte Truppe zusammen, die nun mit dieser Situation umgehen muss. Oliver Mommsen spielt Pfarrer Klaus Meier. Mit prisma hat er über den Film und über Weihnachten gesprochen
Carsten Henn lehnt an einer Wand.
HALLO!

Carsten Henn: „Wein ist ein bodenständiges Produkt“

Bestsellerautor Carsten Henn ist thematisch breit aufgestellt. Neben seinen Bestsellern wie „Der Buchspazierer“ und „Sonnenaufgang Nr. 5“ hat er sich einen Namen als Verfasser kulinarischer Kriminalromane gemacht. Da blitzte seine Liebe für den Wein schon hier und da auf. In seinem neuen Weinbuch schenkt der renommierte Weinjournalist und Weinbauer sein fundiertes fachliches Know-how nun einzigartig praktisch und unterhaltsam ein: Mit 66 wohldosierten und klug ausgewählten Fragen nimmt er seine Leser in „Simply Wine“, erschienen bei ZS, mit in die Welt des Weins. prisma hat mit ihm über sein neues Buch gesprochen.