Der neue Samstagabend-Krimi aus der originellen "München Mord"-Reihe taucht ein in ein Milieu, das nur auf der Oberfläche friedlich, geordnet und pseudo-idyllisch wirkt. Vor allem, wenn die Liebe ins Spiel kommt, wird es auch im Kleingarten abgründig und bitter.
Die Kleinkarten-Kolonie "Wiesenfeld" im nicht ganz so wohlhabenden Münchner Norden ist ein Ort, der schön sein möchte, der aber vor allem bei Kommissar Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) Abscheu und Fluchtreflexe auslöst. Im neuen ZDF-Samstagsabendkrimi "München Mord – Das Kamel und die Blume" verunglimpft der gerne mal etwas gockelhaft auftretende Kollege von Ludwig Schaller (wie immer großartig kauzig: Alexander Held) und Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) einen Schrebergarten, der sich als Tatort entpuppt, immer wieder als "Spießergarten". Dass in der gepflegt wirkenden Anlage vieles nicht stimmt und hinter hübschen Zierhecken versteckt wird, liegt für Neuhauser in der Herbst-Luft. Und fürwahr: Es ist ein Ort der Abgründe.
Krimi-Meister Friedrich Ani, der schon unzählige Buchvorlagen für tolle deutsche Fernsehkrimis geschrieben hat, taucht zusammen mit der Co-Autorin Ina Jung in eine Welt ein, die sich bieder gibt, aber böse sein kann. Das lässt sich auch über den Fall sagen, zu dem die drei Kommissare diesmal gerufen werden. Alles sieht jedoch erst mal eher nach einem tragischen Unfall in einem der "Wiesenfeld"-Gärten aus. In einer der Schrebergarten-Lauben kam es zu einer Verpuffung. Getötet wurde durch die Wucht der Explosion ein Mann, der offensichtlich zur falschen Zeit am falschen Ort war. Schnell stellt sich heraus, dass die Gas-Leitung vor Ort manipuliert worden war: Doch wem galt die teuflische Falle wirklich?
Dass die hübsche junge Schwangere Celine Papst (Lena Meckel) unerwartet in der Gartenanlage auftaucht, genau dann als die Ermittler Zeugenaussagen von extrem schrulligen Anliegern wie dem nach einem Kehlkopf-Leiden verstummten Eigenbrötler Woita (Helmfried von Lüttichau) aufnehmen, kann kein Zufall sein. Tatsächlich sucht Celine ihren neuen Partner Karim (Hassan Akkouch). Der ist zwar nicht der Vater des noch ungeborenen Kindes, zeigt sich aber nicht nur verliebt, sondern auch loyal und will mit der jungen Mutter eine (Patchwork-)Familie gründen. Der eigentliche Erzeuger von Celines Baby ist mit ihrem Ex-Freund Patrick (Timur Bartels) ein Hitzkopf, der offenbar auch zur Gewalt neigt. Und dann zieht im Hintergrund offenbar auch noch der undurchsichtliche Künstler-Vater Oliver Papst (Rufus Beck) seine Fäden: Er macht kein Hehl daraus, dass er Patrick gegenüber Karim klar bevorzugt.
Es ist ein sehenswert sperriger Krimi, der wieder einmal Licht auf die schummerigen Schattenseiten der sonst gerne so prahlerisch weiß-blauen Landeshauptstadt wirft. Dabei muss es auch wieder einmal um Männer-Seilschaften, Filz und Lieblosigkeit gehen. Mittendrin irrlichtert die liebenswerte, liebesbedürfte Single-Polizistin Flierl umher: Sie versucht ausgerechnet über eine Dating-Plattform, in der Münchner Macho-Welt Anschluss zu finden.
"Für mich ist der klassische Schrebergarten ein Ort des Friedens und der Freude, ein Paradies aus Harmonie und idyllischer Nachbarschaft. Absolut optimal für sehnsuchtsvolle Gedanken des Fräulein Flierl und ein finsteres Verbrechen", befindet Autor Friedrich Ani.
München Mord – Das Kamel und die Blume – Sa. 20.11. – ZDF: 20.15 Uhr