Narziss und Goldmund
16.11.2022 • 20:15 - 22:00 Uhr
Spielfilm, Drama
Lesermeinung
Die jungen Novizen Goldmund (Jeremy Miliker, links) und Narziss (Oskar von Schönfels) sind sehr unterschiedlich und werden doch die besten Freunde.
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Goldmund (Jannis Niewöhner) und die Magd Lene (Henriette Confurius) machen sich auf den Weg, um einen Ort zu finden, an dem sie gemeinsam leben können.
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Goldmund (Jannis Niewöhner) lernt bei dem Meister Niklaus das Handwerk des Bildhauers und verliebt sich in dessen Magd Lene (Henriette Confurius).
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Niklaus (Uwe Ochsenknecht) ist von seinem Gesellen Goldmund so angetan, dass er ihm seine Tochter Lisbeth (Roxane Duran) zur Frau geben möchte.
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Der gutmütige Pater Anselm (Kida Khodr Ramadan) sorgt sich ebenso wie Narziss (Sabin Tambrea) um den impulsiven Goldmund.
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Lydia (Emilia Schüle) könnte niemals einen Mann wie Goldmund (Jannis Niewöhner) lieben, dennoch versorgt sie ihn, als er von ihrem Vater verstoßen wird, mit dem Allernötigsten.
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Der angehende Mönch Narziss (Sabin Tambrea) kasteit sich selbst, da er zu sehr an Goldmund hängt.
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Lothar (André M. Hennicke, Mitte) ist nicht begeistert davon, dass Goldmund (Jannis Niewöhner, rechts) einen Altar für das Kloster bauen soll - er unterstellt Narziss (Sabin Tambrea) sogar, dass dieser eine Affäre mit ihm hat.
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Goldmund (Jannis Niewöhner, rechts) bekommt von Narziss (Sabin Tambrea) den Auftrag, einen Altar für das Kloster zu bauen.
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Lothar (André M. Hennicke, links) geht mit Narziss (Sabin Tambrea) hart ins Gericht.
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Narziss (Sabin Tambrea) denkt oft an seinen Freund Goldmund.
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Originaltitel
Narziss und Goldmund
Produktionsland
D, A
Produktionsdatum
2020
Altersfreigabe
12+
Spielfilm, Drama

Für immer verbunden

Von Jasmin Herzog

Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky wagte sich an die Verfilmung großer deutscher Erbauungsliteratur: Seine Version von Hermann Hesses "Narziss und Goldmund" mit Sabin Tambrea und Jannis Niewöhner in den Titelrollen ist nun erstmals im ZDF zu sehen.

Hermann Hesse machte aus seiner Abneigung gegenüber Literaturverfilmungen keinen Hehl, er hielt sie für "Degradierung und Barbarei". Der Nobelpreisträger hielt sogar testamentarisch fest, dass seine Bücher nur bei finanzieller Notlage seiner Söhne oder seines Verlages verfilmt werden dürfen. Bislang wurden deshalb nur zwei seiner Romane von amerikanischen Regisseuren fürs Kino adaptiert: 1972 traute sich Conrad Rooks an "Siddhartha" und zwei Jahre später Shashi Kapor an den Roman "Der Steppenwolf". 2019 wagte es der österreichische Regisseur Stefan Ruzowitzky, dessen Film "Die Fälscher" 2008 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde, Hesses in 30 Sprachen übersetztes Werk "Narziss und Goldmund" für das Kino zu adaptieren. Nun zeigt das ZDF den Film als Free-TV-Premiere.

Die zeitlose Geschichte über die innige Freundschaft zwischen dem vergeistigten Narziss und dem lebensfrohen Goldmund hat seit ihrer Veröffentlichung 1930 Millionen von Lesern zutiefst berührt. Den harten Kern der Erzählung hat Regisseur Ruzowitzky, der das Drehbuch gemeinsam mit Robert Gold verfasste, mit überzeugenden Darstellern auf die Leinwand transportiert. Zunächst begeistert Kinderdarsteller Jeremy Miliker in der Rolle des jungen Goldmund, der von seinem gewalttätigen Vater in das mittelalterliche Kloster Mariabronn gebracht wird. Ruzowitzky hat mit der Burg Hardegg im Thayatal in Niederösterreich einen stimmungsvollen Schauplatz gefunden.

Der ungestüme Goldmund, der darunter leidet, dass seine Mutter ihn angeblich verlassen hat, scheint das genaue Gegenteil von Narziss (Oskar von Schönfels) zu sein. Dennoch entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft in dem von Zucht und Ordnung geprägten Klosterleben. Doch der Tag kommt, an dem der Naturbursche Goldmund – als Erwachsener überzeugend gespielt von Jannis Niewöhner – hinaus in die Welt muss. Sein Freund Narziss, der nunmehr großartig von Sabin Tambrea verkörpert wird, hat ihn davon überzeugt.

Goldmunds rastlose Reise-Episoden

Der kluge Mönch, der gegenüber Goldmund stets auch ein wenig die Rolle des Psychoanalytikers einnimmt, hat schmerzlich erkannt, dass sein Freund nicht für das Klosterleben bestimmt ist. Deshalb hat er ihn dazu gedrängt, die Abtei zu verlassen – auch, um sich der an ihm zehrenden Sehnsucht nach seiner Mutter zu stellen. So begibt sich Goldmund auf eine rastlose Odyssee durch das von Tod, Krieg und Pest geprägte Mittelalter, das "Anatomie"-Regisseur Ruzowitzky überzeugend in Szene zu setzen weiß.

Klug ist Ruzowitzkys Idee, Goldmunds rastlose Wanderschaft in Rückblenden zu erzählen. Im Buch sind Narziss und Goldmund schließlich nur am Anfang und am Ende vereint. Allerdings fehlt es diesen arg verknappten Episoden etwas an Spannung und Tiefgang. Sollte man das Buch nicht gelesen haben, steht man – zumindest emotional – völlig auf dem Schlauch. Die Abenteuer Goldmunds und seine amourösen Eskapaden werden dem Publikum nicht wirklich nahegebracht und bewegen sich eher auf dem Niveau eines Fernsehfilms. Wirklich ergreifend ist diese Verfilmung immer nur dann, wenn Narziss und Goldmund, zwischen denen eine leicht homoerotische Spannung herrscht, zusammen sind.

Die Frauenfiguren dürfen in Ruzowitzkys Verfilmung erfreulicherweise etwas moderner und selbstbewusster auftreten als bei Hesse – einige der Damen freuen sich schlichtweg über ein Schäferstündchen mit dem außerordentlich gut gebauten Goldmund, ohne sich gleich vor Liebe zu verzehren. Dennoch bleibt natürlich das Grundmotiv des Romans, Goldmunds rastlose Suche nach einer Art "Urmutter", erhalten. Sie lässt ihn den Weg des Künstlers einschlagen, wie im Roman erlernt er das Bildhauer-Handwerk und kehrt irgendwann – vom Leben gezeichnet – nach Mariabronn zurück, um einen neuen Altar für das Kloster zu bauen.

Narziss und Goldmund – Mi. 16.11. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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