Nur Fliegen ist schöner
02.10.2019 • 20:15 - 21:55 Uhr
Spielfilm, Komödie
Lesermeinung
In der Routine des Alltags gefangen: Michel (Bruno Podalydès) und seine Frau Rachelle (Sandrine Kiberlain)
Vergrößern
Bei seinem ersten Halt lernt Michel die junge und romantische Mila (Vimala Pons) kennen.
Vergrößern
Raus aus dem öden Alltag: Michel (Bruno Podalydès) entdeckt die befreiende Kraft des Paddelns.
Vergrößern
Die reife und selbstbewusste Wirtin Laëtitia (Agnès Jaoui) macht Michel schöne Augen.
Vergrößern
Originaltitel
Comme un avion
Produktionsland
F
Produktionsdatum
2015
Spielfilm, Komödie

Treuloser Traumpaddler

Von Andreas Günther

Die filmische Kajakfahrt "Nur Fliegen ist schöner" gleitet sanft ins Reich der Wünsche. Einzig die konventionelle Männerfantasie daran ernüchtert.

Neugierig teilt Michel (Bruno Podalydès) die Büsche vor ihm. Seinem staunenden Blick eröffnet sich ein langer Rasen und ein schmuckes, zum Ausflugslokal umfunktioniertes großes Bauernhaus mit Sonnenschirmen auf der Terrasse und Menschen, die Michel etwas schrullig, aber sehr herzlich finden wird. An dieser Stelle der französischen Entschleunigungs-Komödie "Nur Fliegen ist schöner" ist die Identifikation mit der männlichen Hauptfigur wohl am größten. So mancher, der wie Michel mit seinem Kajak einen stillen Fluss hinauffährt, sucht doch insgeheim das kleine Abenteuer der Begegnung mit Land und Leuten. Aber Bruno Podalydès will nicht nur einen Ferienersatz liefern. Sein Film, den ARTE nun erstmals im Free-TV zeigt, geht tiefer. Und ist gleichzeitig flacher.

Dabei sprechen die Symptome zunächst für eine typische Auszeit-Geschichte: Über seiner Tätigkeit als 3D-Designer schlummert Michel immer öfter erschöpft ein. Obwohl die Firma klein ist, kommunizieren Michel und seine Kollegen eher über Smartphones als direkt miteinander. Mit Gattin Rachelle (Sandrine Kiberlain) lebt er wie Bruder und Schwester zusammen. Dass sie zwei erwachsene Kinder haben, entfällt ihnen bisweilen. Als Michel eine plötzliche Faszination für Kajaks packt, ist das allerdings weniger Signal für einen Ausbruch aus dem öden Alltag als vielmehr für den weiteren Ausbau seiner Fantasiewelt.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Darauf beharrt Bruno Podalydès in Personalunion als Regisseur, Autor und Hauptdarsteller. Sein 50-jähriger Michel trägt Lederjacke und weißen Seidenschal wie die berühmten französischen Flieger Mermoz und Saint-Exupéry. Auch gesteht er, beim Spielen mit Modellflugzeugen seine geheimnisvollsten Erektionen gehabt zu haben. Das Kajak, das er sich anschafft, ist eine Ergänzung dazu: Auf der Dachterrasse sitzt er im Gerippe des neuen Gefährts, mimt das Paddeln und liest Exupérys Buch "Nachtflug". In pantomimischer Bewegung soll der Traum doch Traum bleiben.

Kajakausflug ins Surreale

Michels Reise ist poetischer Realismus mit surrealen Einsprengseln. Der schmale, träge, baumüberhangene Strom, den er hinauffährt, empfiehlt sich als Metapher fürs Unbewusste. Und wohin führt das Unbewusste in einem französischen Film? Natürlich zu den Frauen, zu Laetitia (Agnès Jaoui), der Besitzerin des Ausflugslokals, und zu Mila (Vimala Pons), die ihr zur Hand geht und mit einem gebrochenen Herzen ringt.

Daran ist erst mal nichts Verwerfliches. Aber obwohl sie wie beiläufig eingeführt werden, stürzen Rang und Wirkung der Damen doch das ganze bisherige Konzept um. Agnès Jaoui ist ein Star des unabhängigen französischen Films und gibt die etwas üppige, reife Schönheit. Die junge Vimala Pons ist immer öfter zu sehen, ihr Gesicht bezirzt mit dem reizvollen Kontrast einer kummervollen Kinn- und einer sehnsuchtsvollen Augenpartie.

Da kann "Nur Fliegen ist schöner" gar nicht anders, als den regressiven Traum gegen ein schnödes Seitensprung-Programm für einen Herrn fortgeschrittenen Alters zu tauschen. Aber es ist nun mal ernüchternd treulos, wenn an die Stelle des sanft Bizarren urplötzlich das Banale tritt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Später Durchbruch: Pierre Arditi
Pierre Arditi
Lesermeinung
Weitere Darsteller

Top stars

Marco Girnth in Leipzig.
Marco Girnth
Lesermeinung
Für ihre Rolle in Fatih Akins "Aus dem Nichts" erhielt Diane Kruger den Darstellerpreis der 70. Filmfestspiele von Cannes.
Diane Kruger
Lesermeinung
Immer wieder als zwielichtiger Typ besetzt: Christoph Bach (hier im "Tatort - Lu").
Christoph Bach
Lesermeinung
Ulrike Kriener - die Filme, die Karriere und das Leben der Schauspielerin im Porträt.
Ulrike Kriener
Lesermeinung
Sie ist die, die in "Türkisch für Anfänger" als Lena Erfolge feiert: Josefine Preuß.
Josefine Preuß
Lesermeinung
Schauspielerin Marisa Tomei bei der Premiere des Films "Spider-Man: No Way Home" in Los Angeles.
Marisa Tomei
Lesermeinung
Sportmoderatorin Laura Papendick am Spielfeldrand.
Laura Papendick
Lesermeinung
Kate Mara nicht Max Mara.
Kate Mara
Lesermeinung
Caroline Peters 2022 bei der Premiere von "Der Nachname".
Caroline Peters
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung
Als Dr. House weltberühmt: Hugh Laurie
Hugh Laurie
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.
Ian Hill von Judas Priest!
Star-News

Ian Hill: "Kein Wunder, dass damals so ziemlich jeder übergeschnappt ist"

Ian Hill ist der Bassist der Heavy-Metal-Band Judas Priest. Im Interview spricht der Engländer über die wilden 80er, wie ihre Musik geprägt hat und über vieles mehr.
Professor Dr. Sven Ostermeier
ist Facharzt für Orthopädie und 
Unfallchirurgie, Sportmedizin, 
Chirotherapie und spezielle 
orthopädische Chirurgie. Der 
Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde 
der Gelenk-Klinik Gundelfingen. 
Außerdem ist er Instruktor der  Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).
Weitere Themen aus dem Magazin

Sportlich fit bis ins hohe Alter – so geht´s

Welche Sportarten Best Ager ab 55 Jahren starten können und welche besser nicht, hat prisma Sportmediziner Dr. Sven Ostermeier im zweiten Teil der Serie „Sport im Alter“ gefragt.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Weitere Themen aus dem Magazin

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Dellwarzen sind ein lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad. Dr. Melanie Ahaus erklärt in der prisma Arzt-Kolumne, was am besten dagegen hilft.