Die norwegisch-englische Miniserie erzählt eine der spannendsten Geheimmissionen des Zweiten Weltkriegs: die geplante Zerstörung einer Fabrik, in der die Deutschen Material für ihre Atombombe entwickelten.
Hätte Adolf Hitler mit einer Atombombe den Zweiten Weltkrieg gewonnen? Die naheliegende These macht eine der spannendsten, geheimen Militäraktionen der frühen 40er-Jahre zum potenten Serienstoff. An drei Abenden, leider unverständlich spät im Programm, erzählt "Saboteure im Eis" (ab Dienstag, 2. Januar, 23.00 Uhr, ARD) über viereinhalb Stunden von einem Wettlauf der Kriegsgegner. Während das Atomprogramm der Nazis unter dem ambivalenten Physik-Ass Werner Heisenberg (Christoph Bach) auf Schweres Wasser angewiesen ist, das nur in einer abgelegenen Fabrik im besetzten Norwegen produziert wird, versucht eine norwegische Spezialeinheit unter britischer Führung die Bombe der Nazis durch ein Sprengkommando zu verhindern. "The Heavy Water War", wie die Serie im Original heißt, wird am 2., 3. und 4. Januar jeweils um 23 Uhr in Doppelfolgen ausgestrahlt.
"Die USA haben Einstein und Oppenheimer, die Engländer Schrödinger und vielleicht Nils Bohr. Deutschland hat nur Heisenberg." Der geniale Physiker Werner Heisenberg, schon 1932 gewann er mit Anfang 30 den Nobelpreis, ist die mit Abstand spannendste Figur dieser Serie. Eigentlich steht er den Nazis kritisch gegenüber. Als jedoch seine Deportation in ein Arbeitslager droht, kooperiert er mit dem System und entwickelt den Ehrgeiz, als erster Forscher der Welt einen Atomreaktor zu bauen. Mit einer Bombe, nicht größer als eine Ananas, versteigt sich der immer wieder von seinen militärischen Vorgesetzten kritisierte Heisenberg zu einer kühnen Aussage, wird man eine Stadt wie London zerstören können.
Was den vom norwegischen Duo Petter S. Rosenlund (Drehbuch) und Per-Olav Sörensen (Regie) kreierten Weltkriegs-Thriller auszeichnet, ist sein spannend erzähltes Thema mithilfe authentischer Darsteller. Während die deutschen Figuren von deutschen Schauspielern verkörpert werden, spielen norwegische und britische Akteure jene Spezialeinheit, die auf den britischen Inseln für die gewagte Mission trainieren, jene Anlage für Schweres Wasser zu zerstören. Zwar erzählt das TV-Werk, das in Norwegen für Einschaltquoten-Rekorde sorgte, seine Geschichte konventionell und geradeaus. Im Vordergrund steht die Spannung rund um eine Gruppe Helden, die ihre besetzte Heimat Norwegen in den Weiten ihrer eisigen Natur zu befreien versucht.
Dennoch ist hier und auch Platz für moderne, komplex gezeichnete Seriencharaktere wie den norwegischen, von den Deutschen eingesetzten Fabrikdirektor Erik Henriksen (Dennis Storhøi). Am besten ist "Saboteure im Eis" jedoch in den Szenen mit dem famosen Christoph Bach ("Dutschke"). In "Charité" spielte er vor kurzem ebenso sensibel Paul Ehrlich, einen anderen deutschen Nobelpreisträger. Wie Bach Heisenbergs moralisches Dilemma, sein Hin- und Hergeworfensein zwischen wissenschaftlicher Begeisterung, einem bequemen Leben und der Furcht vor einer Welt, in der das Nazi-Regime obsiegt, verkörpert – das hat eine besondere Klasse. Ansonsten ist der Geschichtsthriller im TV-Format vor allem etwas für Fans gut gemachter Weltkriegs-Spionagegeschichten der Marke "The Imitation Game" und, ganz nebenbei, ein leicht verdaulicher Atomphysikkurs für Einsteiger.