Steirermord
13.02.2025 • 20:30 - 22:00 Uhr
Fernsehfilm, Kriminalfilm
Lesermeinung
Chefinspektor Sascha Bergmann (Hary Prinz, li.) und seine Kollegin Anni Sulmtaler (Anna Unterberger, re.) befragen Otto von Glanzberg (Tobias Moretti, Mitte).
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Gutsherr Otto von Glanzberg (Tobias Moretti) zieht seine Waffe.
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Fühlt sich allmächtig: Otto von Glanzberg (Tobias Moretti) schießt.
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Otto von Glanzberg (Tobias Moretti) mit dem Lösegeld für seine Verlobte.
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Originaltitel
Steirermord
Produktionsland
A, D
Produktionsdatum
2024
Altersfreigabe
12+
Fernsehfilm, Kriminalfilm

Adel vernichtet: ORF-"Landkrimi" trifft Agatha Christie

Von Susanne Bald

Die Verlobte eines Grafen (Tobias Moretti) wird entführt, nach der Lösegeldübergabe findet er sie jedoch tot auf. Ihre Ermittlungen in einer abgehobenen Adelsfamilie bieten den Ermittlern Bergmann (Hary Prinz) und Sulmtaler (Anna Unterberger) im zwölften Steirer "Landkrimi" reichlich Stoff für Scherze.

Eigentlich ist es überraschend, dass es bis zum zwölften Film des Steiermark-Ablegers der ORF/ARD-"Landkrimi"-Reihe dauerte, bis endlich einmal "Mord" im Titel vorkommt. Schließlich ging es auch in den Vorgängern stets um Mord und Totschlag. Und ausgerechnet in "Steirermord", zu sehen am Donnerstag zur Primetime im Ersten, ist es zunächst gar nicht bewiesen, dass es sich bei dem Erstickungstod der Vietnamesin Linh (Yvonne Yung Hee Bormann) um Absicht handelte.

Unbekannte hatten die junge Verlobte des Grafen Otto von Glanzberg (Tobias Moretti) entführt und eine Million Lösegeld verlangt. Nach der geglückten Geldübergabe im Wald findet der Graf Linh allerdings tot auf. Rasend vor Wut nimmt er die Verfolgung der beiden auf einem Motorrad fliehenden Entführer auf und schießt einen von ihnen in Wildwestmanier hinterrücks vom Sattel.

Er habe sich bedroht gefühlt, nicht töten wollen, behauptet Glanzberg. "Von einem Rücken", schnaubt LKA-Chefinspektor Sascha Bergmann (Hary Prinz) verächtlich. Notwehr, na klar. Normalsterbliche müssten nun in U-Haft, doch Durchlaucht genießt die Sonderbehandlung durch Bergmanns und Anni Sulmtalers (Anna Unterberger) Chefin Nicole Sturm (Bettina Mittendorfer), mit der der Graf, reichster und einflussreichster Mann der Gegend, praktischerweise befreundet ist.

Nach dem ungewohnt ernsten letzten Fall ist der Ton in "Steirermord" wieder leichter, und Bergmann kann einmal mehr zu sarkastischer Höchstform auflaufen. Der Adel an sich und der Graf und seine Sippe im Speziellen bieten dafür jede Menge Stoff. "Von Glanzberg, ein komischer Name", amüsiert er sich. "Meinst 'von Bergmann' würd' besser klingen?", gibt seine Kollegin zurück. "Besser als 'Anni von Sulmtal – die Hühnerbaronin." Vor allem aber kotzt es den Kriminaler so richtig an, dass für diesen Glanzberg andere Regeln gelten, was seine und Annis Ermittlungen erschwert.

"Seltener Blick für den doppelten Boden von Figuren"

Dass Linh wegen Graf Ottos Vermögen sterben musste, scheint allerdings klar. In dessen Familie weint ihr, die als Graf Ottos Frau alle Erbansprüche gehabt hätte, niemand eine Träne nach. Als sich alle Glanzbergs im Familienschloss zum Verhör versammeln, wähnt sich nicht nur Bergmann kurzzeitig in einem Agatha-Christie-Film – mit Seifenoper-Elementen.

Da wäre etwa Heinrich, der Bruder des Grafen, ein langhaariger, nach alten Büchern müffelnder Historiker, herrlich exzentrisch verkörpert von Ulrich Reinthaller. Daneben seine mit dem Autohausbesitzer Kristoph (Clemens Berndorff) verheiratete Tochter Serafina (Julia Koch), die mit Linh befreundet war, was allerdings vorbei gewesen sein dürfte, als Otto Linh statt Serafina in den Vorstand der Firma bestellte. Ottos Sohn Alexander (Alexander Absenger) wiederum interessiert sich weniger für das Familiengeschäft als seine Musik und könnte, wie sein Onkel Heinrich, durchaus eine Finanzspritze gebrauchen. Und dann ist da noch Ottos Ex-Ehefrau Viktoria (Petra Morzé), die so einiges über Seitensprünge, Skandale und Todesfälle in der Familie zu erzählen hat.

Der eigentliche Kriminalfall rückt in der von Wolfgang Murnberger wunderbar geschriebenen und umgesetzten Adelsposse in den Hintergrund. "Steirermord" lebt von der stellenweise geradezu parodiehaften Inszenierung des Kontrastes zwischen dem aus der Zeit gefallenen Standesdünkel, der Selbstherrlichkeit und Anspruchshaltung der Von und Zus und der ungläubigen Reaktion Bergmanns – stellvertretend für die Zuschauer – auf das Schauspiel, das sich ihm da präsentiert.

Dass ihm ebendieses Schauspiel große Freude bereitete, sieht man besonders Tobias Moretti in der Rolle des Grafen Otto an. Murnberger habe "einen seltenen Blick für den doppelten Boden von Figuren, und es ist immer besonders, das mit ihm zu entwickeln", so der Schauspieler, der mit Murnberger schon in der Wolf-Haas-Verfilmung "Das ewige Leben" zusammengearbeitet hatte. "So entstehen Figuren, die eine Komik haben und dabei glaubhaft bleiben. Auch dieser Otto Graf Glanzberg ist eine absurde Erscheinung, mit einem merkwürdigen Selbstverständnis, mitten in dieser menschlich abgründigen Familiendynastie. Gerade in so einem Ensemble von Schauspielkolleginnen und -kollegen war das ein Schmankerl für mich, und ich habe diese Figur richtig liebgewonnen und ungern wieder verlassen."

"Steirermord" – Do. 13.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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