Tatort
31.10.2021 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Ein "Tatort" mit Jugendliteratur

Von Eric Leimann

Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) tauchen in die Welt "krasser" Jugendliteratur ein. Eine 19-jährige Autorin ist kurz vor Veröffentlichung ihres gesellschaftskritischen Debütromans zu Tode gekommen. Die Frankfurter Ermittelnden lesen ihr Buch, um Antworten zu finden.

In ihrem 14. Fall bekommen es die nicht mehr ganz jungen Ermittelnden Brix (Wolfram Koch) und Janneke (Margarita Broich) mit echtem Trendstoff zu tun. Die 19-jährige Luise Nathan (Jana McKinnon), Tochter der Frankfurter Stadträtin für Soziales, wird tot aufgefunden. Und das kurz vor Veröffentlichung ihres vielversprechenden Debütromans "Luna frisst oder stirbt", der in junger Sprache vom Leben einer sozial benachteiligten Teenagerin erzählt. War Luises Tod Selbstmord? Ihr erwachsenes Umfeld, zu dem neben der verwitweten Politiker-Mutter Friederike (Nicole Marischka) auch ihr Verleger (Clemens Schick) und ein Lektor (Thomas Prenn) gehören, hielten Luise für lebensfroh und stark. Auch die zahlreichen Bewegtbilder von Lesungen, Pressekonferenzen und Social Media Promo zeigen eine anscheinend sehr selbstbewusste Twen-Autorin.

Tatsächlich ergeben die Untersuchungen der Spurensicherung, dass Luises Tod weder Suizid noch Unfall war. Der kommende Literatur-Star engagierte sich in einem Café für sozial benachteiligte Teenager, zu denen auch ihre enge Freundin Nellie (Lena Urzendowsky) zählt. Die etwa Gleichaltrige führt mit ihrer kleinen Schwester und der alleinerziehenden sowie stark überforderten Mutter Jessie (Tinka Fürst) ein Leben, das Luise zu ihren bild- und wortstarken Geschichten inspiriert haben könnte. Um mehr über die Tote und auch die Lebenden zu erfahren, tauchen Janneke und Brix in die Romanwelt Luises und ihrer Figur Luna ein. Wird das Literaturstudium dem Frankfurter "Tatort"-Team ein Verstehen der Realität ermöglichen?

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Christiane F. als "Tatort"-Star

Ein prima Thema haben sich die beiden "Tatort"-Debütantinnen Johanna Thalmann (Buch) und Katharina Bischof (Buch und Regie) für ihren Fall in der Buch- und Bankenstadt Frankfurt ausgesucht: Ein Krimirätsel, das über intensives Studieren des literarischen Werks einer jung verstorbenen Autorin gelöst werden könnte. Natürlich ist "Luna frisst oder stirbt" ein Krimi, in dem ausgiebig die Frage diskutiert wird: Welche Anekdoten und Charakterzeichnungen des Romans sind direkt oder abgewandelt der Realität entnommen – und was davon ist frei erfunden? Aus diesem Spannungsfeld speist sich der Reiz des Films.

Dabei kann er auf zwei Jung-Darstellerinnen bauen, die ihr großes Können bereits bewiesen haben. Die ermordete "Bürgerliche" wird von Jana McKinnon verkörpert, die sowohl in Kim Franks tollem Jugenddrama "Wach" wie auch der Amazon-Serie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" die Hauptrolle spielt. Ihre aus prekären Verhältnissen stammende Freundin Nellie ist mit Lena Urzendowsky besetzt, die ebenfalls zum starken jungen Ensemble von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" zählt, aber auch schon in einem anderen "Tatort" über prekäre Jugendliche, dem Ludwigshafener Fall "Leonessa", beeindrucken konnte. In "Luna frisst oder stirbt" haben die Filmemacherinnen nicht den Fehler begangen, die Worte ihrer fiktiven 19-jährigen Autorin in ganz große, (alt)kluge Literatur zu verpacken. Luises Sätze knallen, aber hier und da lugt auch ein wenig Klischee hervor. Oder war das gar nicht beabsichtigt?

Lunas Worte knallen, der "Tatort" bleibt konventionell

Autorin Johanna Thalmann, 40, hat sowohl an der jungen Serie "Katakomben" auf Joyn+ mitgeschrieben wie auch am deutschen Netflix-Werk "Biohackers". Lustigerweise stammt das Drehbuch zum in der Folgewoche ausgestrahlten Münchener "Tatort: Dreams" ebenfalls von ihr. Und, oh Wunder, auch da geht es um junge Protagonisten. Was "Luna frisst oder stirbt" spannend und anstrengend zugleich macht, ist die Tatsache, dass sowohl Theorien der Ermittelnden zum Tathergang wie auch vorgelesene Szenen aus dem Buch in Szenenbilder gegossen werden, ohne dass sich diese beiden "Welten" für die Zusehenden unterscheiden. Mit anderen Worten: Man betrachtet immer wieder Szenen, die – erstens – als Rückblende tatsächlich so stattgefunden haben könnten, die – zweitens – eine reine Bebilderung des Romans sein könnten oder – drittens – eine mögliche, aber eben falsche Tathergangs-Theorie von Janneke und Brix. So baut der Krimi eine Erzählwelt auf drei Ebenen auf, die durchaus verwirren kann.

Im Gegensatz dazu wirkt der Kriminalfall an sich konventionell. Auch die beiden famosen Darstellerinnen McKinnon und Urzendowsky bleiben – gemessen an ihrem gigantischen Potenzial – fast ein wenig blass. Unterm Strich ist "Luna frisst oder stirbt" ein Krimi aus einer spannenden Erzählwelt, weil er junge ambitionierte Literatur in Zeiten von Social Media Erzählformaten zum Thema macht. Die Überführung des Stoffes in einen Krimi ist nicht gänzlich missraten, aber auch nicht vollends geglückt. Jannekes und Brix' neuer Fall ist ein mittelprächtiger Literatur-"Tatort" aus Frankfurt, der nicht ganz so knallt, wie es Lunas Worte zumindest vorgeben.

Tatort: Luna frisst oder stirbt – So. 31.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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