Tatort
16.03.2025 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
Lesermeinung
Elenor (Corinna Kirchhoff) demütigt ihren Sohn Robert (August Diehl) bei jeder Gelegenheit.
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Trauriger Clown: Einzelgänger Robert Frost (August Diehl).
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Endlich frei? Robert Frost (August Diehl).
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Robert (August Diehl) entledigt sich seiner „Altlasten“.
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2024
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Vier Tage bis zur Rente: Axel Milbergs letzter Fall

Von Eric Leimann

Nach 22 Jahren und 43 Folgen ist Schluss. Axel Milberg beendet seine Rolle als Kieler Ermittler. Im "Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa" trifft er noch einmal auf einen Gegner, der zum Gruseligsten und Besten zählt, was die Reihe zu bieten hatte: August Diehl spielt Robert Frost!

Die Geschichte der Borowski-"Tatorte", die nach 22 Jahren und 43 Folgen zu Ende geht, ist gesäumt von einer Reihe bemerkenswerter pathologischer Mörder. Der bekannteste unter ihnen: Kai Korthals, besser bekannt als "der stille Gast". Lars Eidinger verkörperte ihn in drei Filmen. Zum Abschied Axel Milbergs hat ihm Stammautor Sascha Arango im "Tatort"-Krimi "Borowski und das Haupt der Medusa" noch einmal einen großen Gegenspieler ins Drehbuch geschrieben: August Diehl verkörpert einen Mann mit dem sprechenden Namen Robert Frost. Mit seiner herrischen Mutter (Corinna Kirchhoff) lebt der gedemütigte Mann über 40 in einer Villa im feinen Kieler Stadtteil Düsternbrook. Wie immer in den Kieler Folgen von Sascha Arango ist der Mörder von Anfang an bekannt. Robert Frost entledigt sich seiner dominanten Mutter nach einem gemeinsamen Essen. Danach wird ein Großteil der Leichenteile entsorgt. Und natürlich hat auch dieser "Psycho"-Nachfolger seinen Tick: Was das Zahnbürstenlecken bei Eidinger ist, ist das Nägelkauen bei Diehl.

Derweil hat Borowski noch vier Tage zu arbeiten – und bereitet sich ein bisschen verloren auf die Rente vor. Dazu gehört ein Besuch im Reisebüro, wo ihn als Tagtraum eine Vision seiner ehemaligen Kollegin und großen Liebe Frieda Jung erwischt. Maren Eggert spielte diese Rolle von 2003 bis 2010 – sie hat hier noch mal einen kleinen Gastauftritt. Um eine vielleicht große Reise anzutreten, braucht man einen Pass, und den muss Arbeits-Eremit Borowski auf dem Bürgeramt neu beantragen.

Betreut von Sachbearbeiterin Uschi Schönlein (Klara Lange aus "Die Discounter") fällt Borowskis Blick auf das Foto eines düsteren Hauses, das auf der Amtsstube im Hintergrund an der Wand hängt. Borowski kennt dieses Haus mit der seltsamen düsteren Anziehungskraft von seinen jugendlichen Wegen durch die Stadt. Es ist die Gruselvilla der Frosts. Tatsächlich hat Robert Frost bis vor kurzem als IT-Spezialist im Bürgeramt gearbeitet. Dann fuhr er in den Urlaub und meldete sich anschließend krank.

Stiller Gastgeber statt stiller Gast

Borowskis Instinkt treibt ihn zu jenem Haus. Mit einem Trick verschafft er sich Einlass über den Keller. Von einer Nachbarin erfährt er: Die Frosts sind langfristig verreist, auch wenn sie eigentlich schon wieder da sein müssten. Als Borowski das beklemmend im Stile der späten 70-er, frühen 80-er eingerichtete Haus untersucht, glaubt er, Geräusche zu hören. Es scheint, als wäre jemand dort. Sozusagen der stille Gastgeber statt des stillen Gasts. Tatsächlich ist es eine der spannendsten Szenen, die man seit langem im deutschen Krimi gesehen hat, wie Robert Frost – der übrigens den Namen eines der bedeutendsten US-Dichters trägt – und Klaus Borowski minutenlang umeinander in der Villa herumschleichen. Borowski ruft Verstärkung. Nun ermitteln Mila Sahin (Almila Bagriacik) und er ein letztes Mal gemeinsam. Auch wenn Borowskis "einziger Freund", wie er seinen Chef Schladitz (Thomas Kügel) in einer Szene Dritten gegenüber verstohlen nennt, seinen Kumpel Klaus von der Bearbeitung dieses letzten Falles abhalten will.

Die große Stärke von Axel Milbergs Abschiedsfall ist August Diehl als fantastischer Gegenspieler. Einer, der nur ganz wenige Dialogzeilen benötigt, um seinen Charakter lebendig, bedrohlich und unvergesslich zu machen. Borowski ist wohl der einzige deutsche "Tatort"-Kommissar, dem man fast schon eine intime Beziehung zu "seinen" Mördern nachsagen kann. Immer wieder saß er mit ihnen zusammen, ließ sie wie einst Inspektor Columbo nie los, bevor er weiß, warum sie das getan haben, was er längst gespürt hat.

Sascha Arango, der insgesamt zehn "Tatorte" für Axel Milberg schrieb, erklärt sein Prinzip des von Anfang an enttarnten Mörders im Interview: "Nichts ist so interessant, wie einem Täter dabei zuzuschauen, wie er mit dem umgeht, was er angerichtet hat. Ich finde das viel spannender, als ihn zu suchen."

Lars Kraume ist Abschieds- und Anschub-Regisseur

Auch wenn "Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa" in Hälfte zwei mal für ein paar Minuten überdreht, was mit der Manipulation digitaler Technik zu tun hat: Insgesamt gelingt Axel Milberg dank des A-Level-Gegenspielers und einem großartigen Zusammenspiel von Buch und Regie ein mehr als würdiger Abgang. Selbst die Art und Weise, wie die titelgebende Medusa-Sage noch in den Plot eingebaut wird, ist schlauer als vieles, was einem im an hohlen Schlagworten reichen TV-Krimiwesen sonst vorgesetzt wird. Zur Erinnerung: Medusa, einst eine schöne Frau, wurde von Athene wegen einer Tempelschändung in ein Monster mit Schlangenhaaren verwandelt. Alle, die sie von nun an anschauten, versteinerten.

Weiterhin aktiv blieb dagegen Lars Kraume als Regisseur dieses letzten Milberg-"Tatorts", denn der 52-Jährige drehte nach der Kieler Abschiedsfolge einfach mal an der Förde weiter. Kraume realisierte jenen Zweiteiler, der die verbliebene Mila Sahin mit ihrer neuen von Karoline Schuch gespielten Ermittlungspartnerin Ellie Krieger, einer Psychologin, zusammenführt. Die Doppelfolge "Unter Freunden / Unter Feinden" soll voraussichtlich 2026 an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen im Ersten und in der ARD Mediathek zu sehen sein.

Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa – So. 16.03. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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