Der dritte Film der "Purge"-Reihe stellt ein politisches Ende der jährlichen blutigen "Säuberung" in Aussicht. Den Kampf darum schlachtet er aber buchstäblich aus.
Amerika? Ein großartiges Land, das großartigste Land der Welt! Die so ehrfurchtsvoll und begeistert reden, haben einen slawischen, vielleicht russischen Akzent. Es sind Touristen. In der dritten Folge des dystopischen Franchise "The Purge: Election Year" kommen Freizeitkiller aus aller Welt in die USA, um an der Nacht der "Säuberung" teilzunehmen, in der Mord und auch alle anderen Verbrechen zwecks Entladung böser Triebe erlaubt sind. RTL zeigt den Film als Free-TV-Premiere.
Seit dem Vorgänger "The Purge: Anarchy" (2014) sind zwei Jahre vergangen. Die Institution der "Säuberung" umstrittener denn je. Ihre Gegner brandmarken sie als rassistisch und soziale Schandtat, weil Minderheiten und Arme die meisten Opfer beklagen. Außerdem gibt es Gerüchte, dass das jährliche Ritual bloß Geschäftemacherei mit der Angst und dem Töten begünstigt.
Gegen die herrschende Clique der sogenannten "neuen Gründerväter", deren Macht auf der "Säuberung" beruht, formiert sich militanter Widerstand im Untergrund. Den politischen Weg geht Senatorin und Präsidentschaftskandidatin Charlie Roan (Elizabeth Mitchell). Nachdem sie als Jugendliche die Ermordung ihrer Familie miterleben musste, will sie den blutigen Tag im Falle ihrer Wahl abschaffen. In Minister Edwidge Owens (Kyle Secor) hat sie einen unerbittlichen Feind, der sie in der nächsten Nacht der "Säuberung" beseitigen lassen will. Doch Leibwächter Leo Barnes (Frank Grillo) ist zu allem entschlossen, um Roans Leben zu retten.
Die Amerika-Liebhaber tragen Masken und Kleidung der Gründerväter wie George Washington und Thomas Jefferson, während sie eine am Boden liegende Senatorin und ihren Bodyguard traktieren. Mit diesem inszenatorischen Kniff hält der Film unter der Regie von James DeMonaco allen falschen Demokraten den Spiegel vor. Aber ebenso drängt sich der Verdacht auf, dass das Thema Politik vor allem als Vorwand für Gemetzel dienen darf.
Überraschend logisch führt der dritte Teil die beiden vorangehenden "Purge"-Filme fort. In "The Purge – Die Säuberung" (2013) ging es noch um das überschaubare Problem, einem Verfolgten Schutz zu gewähren und sich gegen Eindringlinge zu verteidigen. Rassismus und Ungleichheit sind schon virulent, konsequenterweise klagte das Sequel "The Purge: Anarchy" dann auch das "Purgen" der Reichen an. Die einzige Gegenwehr hieß allerdings abermals: Gewalt. Dagegen verheißt nun Charlie Roan eine echte Alternative. Diese Figur ist attraktiv, human, vernünftig und herzlich, also eine angenehme Lichtgestalt angesichts der in Medien und anderswo grassierenden Politik- und Politikerschmähung.
Nach der Fortsetzung "The First Purge" aus dem Jahr 2018 steht 2020 das Ende der Filmreihe bevor: Mit "The Purge 5" beschließt Drehbuchautor James DeMonaco seinen Epos. Der Film unter der Regie von Everardo Gout soll am 10. Juli 2020 in den Kinos anlaufen.
The Purge: Election Year – So. 23.02. – RTL: 22.10 Uhr