Trumps Mann fürs Grobe
24.06.2025 • 20:15 - 21:00 Uhr
Info, Gesellschaft + Soziales
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JD Vance hat es aus prekären Verhältnissen bis ins Zentrum der politischen Macht geschafft. Was zeichnet ihn aus? Welche politischen Ziele verfolgt der 50. US-Vizepräsident? Und was bedeutet das für die freie westliche Welt?
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JD Vance' (l.) politischer Höhepunkt: Die Vereidigung zum 50. US-Vizepräsidenten. Starke Frauen wie seine Ehefrau Usha (2.v.l.) haben den Mann aus den Appalachen geprägt. Die Doku erzählt, wie sich der Sohn einer drogenabhängigen Frau aus prekären Verhältnissen löste und zum Politprofi avancierte.
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White House
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Originaltitel
Trumps Mann fürs Grobe: Wie viel Macht hat J. D. Vance?
Produktionsland
D, USA
Produktionsdatum
2025
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Ist US-Vizepräsident J.D. Vance die eigentliche Gefahr?

Von Eric Leimann

Er ist fast halb so alt wie Donald Trump und im Gegensatz zum "Deal"-Präsidenten ein Ideologe mit starkem Intellekt: Stellt US-Vizepräsident J.D. Vance die eigentliche Gefahr des neuen rechten Amerikas dar? Das ZDF-Porträt "Trumps Mann fürs Grobe: Wie viel Macht hat J.D. Vance?" erklärt den Mann.

Von US-Vizepräsidenten sprach man in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten eher selten – vor allem in Europa. Mit J.D. Vance ist es anders. Der gerade mal 40 Jahre alte Mann in der Mannschaft Donald Trumps ist präsent wie kaum ein anderer. Bei der Beschimpfung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei dessen Besuch im Weißen Haus übernahm Vance den aktivsten Part. Und auf der Münchener Sicherheitskonferenz vom Februar 2025 warf er den Deutschen mangelndes Demokratieverständnis vor und warb für die Rechten. Was für ein Mensch ist dieser J.D. Vance, der vielen als designierter Nachfolger Trumps gilt und jetzt schon die US-Politik maßgeblich bestimmt? Das ZDF-Porträt "Trumps Mann fürs Grobe: Wie viel Macht hat J.D. Vance?" (ab Dienstag, 24. Juni, 10 Uhr, auch im Stream) versucht sich an einer Annäherung.

Eigentlich führt der Titel des Films "Trumps Mann fürs Grobe" ein wenig in die Irre. Zugegeben: Vance übernimmt im Duo mit dem Präsidenten regelmäßig den Part des "Bad Cop", dabei ist Vance belesen, hervorragend ausgebildet und gilt als hochintelligent. Anders als Trump, dem narzisstischen Playboy und "Deal"-Präsidenten, entstammt J.D. Vance nicht dem Geldadel, sondern wuchs in prekären Verhältnissen im amerikanischen Rust Belt auf. Die Mutter drogenabhängig, der Vater verschwunden. Armut, Niedergang und Haltlosigkeit begleiteten sein frühes Leben – zusammengeschrieben in der 2016 erschienenen Autobiografie "Hillbilly Elegie". 2020 wurde sein Buch gar von Hollywood-Regisseur Ron Howard verfilmt.

Kann noch jemand die Zerstörungswut gegen das alte Amerika aufhalten?

Überhaupt ist J.D. Vance ein Mann vieler Widersprüche. Über seine Zeit beim Militär, bei den US-Marines, und ein Jurastudium an der Eliteuniversität Yale kämpfte er sich aus der Armut in eine konservative intellektuelle Oberschicht. Er kritisierte Trump aufs Schärfste. So lange, bis er selbst eine politische Karriere anstrebte und sich mit ihm versöhnte.

Vance hat Universitäten, die Bürokratie und Migranten als Hauptfeinde Amerikas identifiziert – dabei profitierte er als Aufsteiger von seiner Ausbildung in Yale und ist mit einer Frau mit indischen Wurzeln verheiratet, mit der er drei Kinder hat. Vance liest Philosophen und ist vor einigen Jahren zum Katholizismus konvertiert. Seitdem gilt er als sehr religiös. Vance kämpft für ein neues Amerika, das nicht mehr klassisch demokratisch, sondern autoritär regiert wird. Der Systemsprenger sieht in der Abkehr vom alten System regelmäßiger demokratischer Machtwechsel wohl die einzige Chance, den Verfall und Niedergang Amerikas aufzuhalten.

Die Filmemacher Martin Jabs, Anya Bourg, James Jacoby und Gabrielle Schonder legen mit ihrer Doku die durchaus anspruchsvolle Film-Biografie einer komplexen Persönlichkeit vor. Historikerin Liana Fix warnt darin schon mal: "J.D. Vance ist jemand, den man in Zukunft vielleicht noch ernster nehmen muss als Donald Trump selbst, weil er eben sehr viel klarer und sehr viel radikaler ist in seinen Positionen."

Doch warum eigentlich wollen intelligente Menschen wie J.D. Vance die US-Demokratie abschaffen wollen? Das System eines Landes, das seit 250 Jahren als Anker des Freiheitsgedankens Menschen auf der ganzen Welt ermutigt? – Für die Antwort sorgt in der Doku Peter Jamison, Journalist bei der Washington Post: "Es gibt in den Vereinigten Staaten viele Menschen – vielleicht sogar die Mehrheit -, für die die klassische Idee des Liberalismus und die Ideale der Aufklärung, die ich noch in der Grundschule gelernt habe, keine zentrale Rolle mehr spielen. Viele Amerikaner haben das Gefühl, von diesen Idealen nicht profitiert zu haben, und wenden sich gegen sie. J.D. Vance hat das erkannt und profitiert davon politisch." Tatsächlich ist der Aufstieg von Trump und Vance das Ergebnis der Fehlentwicklung eines Landes. Die Frage ist: Kann noch jemand die Zerstörungswut gegen das alte Amerika aufhalten?

Trumps Mann fürs Grobe: Wie viel Macht hat J.D. Vance? – Di. 24.06. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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