Düster wird es am Samstag im BR mit der derben Satire "Weißbier im Blut". Regisseur Jörg Graser beweist Mut zur Hässlichkeit und karikiert das farblose Leben eines gefallenen Kommissars aus Niederbayern. Den verkörpert Sigi Zimmerschied mehr als überzeugend.
In den Eberhofer-Filmen nach den Romanen von Rita Falk gibt Sigi Zimmerschied seit einigen Jahren den derben Dienststellenleiter Moratschek. "Weißbier im Blut" (2021) ist nun so etwas wie eine Beförderung: Zimmerschied bleibt zwar in Niederbayern, spielt aber in dem Heimatkrimi, den der BR zeigt, die Hauptrolle des Kommissars Kreuzeder. Der ist ein ziemlicher Säufer, der ohne genügend Obstler und eben Weißbier in den Venen gar nicht erst in die Gänge kommt. Das muss er aber dann doch hin und wieder, denn auch im beschaulich-trüben Niederbayern sterben die Menschen auf bisweilen unnatürliche Art und Weise – etwa, wenn sie mit einem Mähdrescher in Berührung kommen. "Aber ich hab mir doch grad an Schweinsbratn bestellt", jammert er prompt.
Die Leich kommt dem Kommissar reichlich ungelegen, wo er es sich doch im Wirtshaus recht gemütlich machen wollte. Mit einem "furchtbar fetten Schweinsbraten" im Magen kommt dem Hauptkommissar am Tatort beim Anblick des Toten augenblicklich das Bild von Gulasch in den Sinn. Oder erinnern die Überreste vielleicht doch eher an Rouladen? Da sind sich Kreuzeder und die Spurensicherung nicht ganz einig.
Autor Jörg Graser reiht sich mit der Figur Kreuzeder in die Reihe derjenigen Regisseure ein, die kauzige Kommissare mit starkem regionalen Bezug zum Leben erwecken: Er adaptierte seinen eigenen Roman (2012) – knapp zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung. Die Wahl der Besetzung dürfte nicht schwergefallen sein, nachdem Sigi Zimmerschmied den Kreuzeder schon in den Hörspielen gesprochen hatte.
Im Spannungsfeld zwischen grenznaher Kriminalität und ländlicher Idylle im "Bayerischen Unterholz" – wie Graser gerne Passau und Umgebung betitelt – ermittelt die traurige Figur des ebenso schwermütigen wie trinkenden Kreuzeder. Zwar wirkt der Film auf den ersten Blick wie ein düsterer Krimi. Der trockene Humor, die derbe Situationskomik sowie pointierte Dialoge im zünftigen Lokalkolorit verleihen ihm jedoch seinen ganz eigenen, spröden Charme.
Nebenfiguren wie die etwas übereifrige Polizeipsychologin Frau Dr. März (Brigitte Hobmeier) verleihen der rauen Satire ihre Würze. Ihre Aufgabe, ein genaues Gutachten über die Berufstauglichkeit des Kommissars zu erstellen, nimmt sie schon sehr genau. Mit ihrer affektierten Art beißt sie bei Kreuzeder jedoch zunächst auf Granit. Die Dritte in dem etwas seltsamen Bunde ist Luise Kinseher, die sich in der Rolle der hölzernen Kellnerin Gerda in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer spielt.
Johannes Herrschmann schlüpft derweil in die Rolle des leicht cholerischen Kriminaloberrats Becker, der schon bald an der Inkompetenz seines untergebenen Hauptkommissars zu verzweifeln droht. Oder liegt er selbst mit seiner Vermutung, der ominöse und gewalttätige Bauer Holzner (Max Schmidt) sei der Täter, sowieso komplett falsch?
"Weißbier im Blut" lief Mitte 2021 in ausgewählten Kinos. Direkt im Anschluss ziegt der BR Matthias Kiefersauers Komödie "Das große Hobeditzn" aus dem Jahr 2007 mit Jörg Hube, Thomas Unger, Gerd Lohmeyer, Monika Baumgartner und Luise Kinseher.
Weißbier im Blut – Sa. 15.04. – BR: 20.15 Uhr