Wie Außerirdische landet eine Berliner Familie in der Pension im oberbayerischen Wiesenried. Im fünften Teil der "Zimmer mit Stall"-Reihe wirft sich Aglaia Szyszkowitz als Sophie zudem in den Kampf ums Bürgermeisteramt.
Sie sind eine echte Plage: Kommen einfach in die Pension, machen nur Ärger und lassen es sich auf Kosten anderer gut gehen! Dies trifft aus Sicht des kauzigen Urbayers und Stallbewohners Barthl (Friedrich von Thun) sowohl auf die Waschbären zu, die sich genüsslich über einen Geburtstagskuchen hermachen, als auch auf die Gäste der Pension im oberbayerischen Wiesenried. So bekommt Pensionswirtin Sophie (Aglaia Szyszkowitz) im erstmals gezeigten fünften Teil der komödiantischen ARD-Heimat-Reihe "Zimmer mit Stall – Die Waschbären sind los" prolligen Besuch aus der Hauptstadt.
Zu Gast ist die Berlinerin Janine (Anna Barthl) mit ihrem "Lebensabschnittsjefährten" Axel (Gerdy Zint), der auch den liebevollen Spitznamen "Zecke" trägt. Janines Tochter Tanja (Rebecca Kleineidam) hat die Haare gefärbt und trägt Jogginghose, Sohn Patrick (Emil Pai Plöschke) erleichtert die Blase direkt mal in einen Blumenkübel – wohlgemerkt direkt vor dem Haus, zusätzlich umgeben von Wiesen und Wäldern. Familie Flodder zu Gast in Oberbayern? Da geht Barthl die Hutschnur hoch. Wenigstens die kleine Mandy (Leni Erceg) hebt sich wohltuend von der Familie ab.
Neben der Geschichte um die ungewöhnlichen Pensions-Besucher dreht sich ein zweiter Handlungsstrang um die nahende Oberbürgermeister-Wahl im beschaulichen Wiesenried. Durch sich schnell verbreitende Gerüchte und provozierende Späßchen findet sich Sophie plötzlich mitten im schmutzigen Wahlkampf wieder. Das arrogante Macho-Gehabe des amtierenden Oberbürgermeisters Ludwig (Christian Hoening) weckt den Kampfgeist der ehemaligen Stewardess, die die Frauen des Ortes auf ihrer Seite weiß.
Etwas unangenehm mutet die klischeebeladene Darstellung der Berliner Gäste an, die irgendwo zwischen Proletariat und offener Asozialität schwankt. Mit dem ausgeprägten Berlinern und der Plattenbau-Attitüde erinnert die Familie etwas an die ehemalige Komikerin Cindy aus Marzahn. Den Gipfel vermeintlicher Prolligkeit stellt jedoch Stiefvater "Zecke" dar. Der Langzeitarbeitslose verbringt seinen Urlaub damit, im durchgehangenen Liegestuhl Dosenbier im Akkord einzuatmen und seine Frau herumzukommandieren. Hinzu kommt der verächtliche Blick Barthels auf die sozial schwachen Großstädter. Für ihn ist das "Gesocks", auch wenn das später etwas relativiert wird.
Wie die kleine Mandy (Leni Erceg) da so aus dem Rahmen fallen kann, fragen sich nicht nur Sophie und Barthel, sondern auch der Zuschauer. Während der Rest der Familie auf seine Handys starrt, liest sie in der Luther-Bibel. Für ihr Alter ist sie erstaunlich clever und interessiert. Barthl hat einen Narren an ihr gefressen und auch Sophie erkennt, die Kleine ist hochbegabt.
Die Hauptdarsteller Aglaia Szyszkowitz und Friedrich von Thun präsentieren sich als eingespieltes, dickköpfiges Team, und auch der ein oder andere Witz sitzt perfekt. Die positiven Seiten der seichten Unterhaltung werden jedoch etwas von den massenhaften Klischees überschattet. Und ja: Waschbären tauchen tatsächlich auch auf, spielen allerdings für den Verlauf der Geschichte überhaupt keine Rolle.
Zimmer mit Stall – Die Waschbären sind los – Fr. 22.05. – ARD: 20.30 Uhr