Die ZDF-Korresondenten Florian Neuhann und Elmar Theveßen, die in Brüssel und Washington im Einsatz sind, beschäftigen sich mit der Frage, wie akut die Euroäper auf NATO-Unterstützung angewiesen sind – und was passieren wird, wenn Donald Trump erneut US-Präsident wird.
Die Weltlage war selten so unsicher wie aktuell. In Zeiten des Ukraine-Kriegs, aber auch der Auseinandersetzungen im Nahen Osten ist das von den USA geprägte Militärbündnis NATO wichtiger denn je. Der neue ZDF-Beitrag "auslandsjournal – die doku: Wächter des Westens" wirft die bange Frage auf, ob der Fortbestand der NATO bedroht sein könnte, falls Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewinnt. Außerdem besuchen die Auslandskorrespondenten Florian Neuhann und Elmar Theveßen, die üblicherweise in Brüssel und Washington im Einsatz sind, Militäroperationen sowie Manöver und sehen sich auch nach Alternativen für die europäische Verteidigung um.
Aktuell muss die NATO sich vielfältigen Herausforderungen und Bedrohungsszenarien widmen – und zwar von innen wie von außen. Beim Blick in den Maschinenraum wird klar, vor welchen Zerreißproben das Bündnis aktuell steht – in kalten wie in heißen Konflikten. So schätzt etwa der neue deutschen NATO-Botschafter, Géza Andreas von Geyr, der im Sommer 2023 seinen Diplomatenposten in Moskau aufgab, um im Auftrag der Bundesregierung nach Brüssel ins NATO-Hauptquartier zu wechseln, die aktuelle Krisenlage im Konflikt mit Russland sehr pessimistisch ein.
Er rechnet nicht mit einer raschen Rückkehr zu einer wie auch immer gearteten neuen Form von Normalität – im Gegenteil, weitere Zuspitzung droht. "Ich wünschte, dass es irgendwo ein Licht am Ende eines Tunnels gäbe", sagt von Geyr. "Aber ich sehe im Moment nicht einmal mehr den Tunnel, an dessen Ende irgendwo ein Licht sein könnte."
Ähnlich düster wirkt das Bild an der rumänischen Grenze zur Ukraine. Dort besucht der ZDF-Brüssel-Korrespondent Florian Neuhann eine französische Panzerkommandeurin bei einer NATO-Übung. Sie muss sich mit Ausrüstung herumschlagen, die alles andere als "abschreckend" wirkt. Viele der eingesetzten Panzer stammen noch aus den 1980er-Jahren und müssen fast laufend repariert werden.
Dabei ist Kriegsgerät gar nicht das einzige Problem in den akuten Dauerkrisen: Aggressionen suchen sich immer neue Schlachtfelder – auch im digitalen Raum. So sagt der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur auf der größten Cyberübung über die NATO: "Wir werden permanent aus Russland angegriffen."
Die Kamerateams des ZDF machen sich ein Bild der Lage – und die wirkt alles andere als rosig. So stattet USA-Korrespondent Elmar Theveßen deutschen Piloten bei ihrer Ausbildung auf der "Sheppard Air Force Base" in Texas einen Besuch ab. Gemeinsam mit den Kräften aus anderen NATO-Staaten werden die jungen Soldaten dort für künftige Einsätze in Eurofightern, Tornados, F16- und F35-Kampfjets fit gemacht. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der NATO dort wirkt weiterhin stark, aber auch in Texas klagt man oft über Probleme mit veralteten Waffensystemen.
Auch auf der "Clear Space Force Station" in Alaska ist die Stimmung getrübt. Dort befindet sich ein wichtiger Teil des großen Frühwarnsystems der USA und der NATO, der vor anfliegenden Atomwaffen warnen soll. Die Soldaten vor Ort sind rund um die Uhr im Dienst, wirken aber oft desillusioniert. Sie klagen darüber, wie wenig die Europäer aus US-Sicht zu den wieder stark angewachsenen Verteidigungsanstrengungen beitragen. Noch ist völlig unklar, wie verheerend der oft durch erratische NATO-kritische Aussagen aufgefallene Krawall-Politiker Donald Trump auf Moral und Einsatzwillen wirken könnte.
Umso dringlicher wirkt die Frage, was genau die Europäische Union unternimmt, um die Bemühungen um die eigene Sicherheit zu intensivieren. Dafür begleiten die Korrespondenten unter anderem den österreichischen General Robert Brieger, den obersten EU-Militär, bei der bislang ersten gemeinsam EU-Militärübung. Auch er setzt sich vehement dafür ein, dass die EU-Regierungen mehr Mittel für die Truppen bereitstellen. "Wir brauchen Geld und politischen Willen", sagt Brieger. "Es geht um die Sicherheit Europas, seiner Bürger und der künftigen Generationen – und das kostet viel Geld."
Im Nachtprogramm ab 0.45 Uhr greift das ZDF die Fäden noch einmal auf. Die Dokumentation "auslandsjournal frontlines: Was der Ukraine Mut macht" von Katrin Eigendorf befasst sich mit der angespannten Lage in dem angegriffenen Land, das dringend auf weitere westliche Militärhilfe, vor allem auf Munitionslieferungen, angewiesen ist. Der Beitrag erzählt aber auch von Helden und Hoffnungsmomenten – mitten im Krieg.
auslandsjournal – die doku: Wächter des Westens – Mi. 27.03. – ZDF: 22.15 Uhr