07.07.2015 Reise

Ein Dorf voller Duft und Farben

Helferin: Herta Diemling arbeitet ehrenamtlich im Kräutergarten.
Helferin: Herta Diemling arbeitet ehrenamtlich im Kräutergarten. Fotoquelle: FranzGerdl/DRTL

Gelber Frauenmantel, violetter Thymian, Rotklee – in dem etwas oberhalb vom Bauernhaus gelegenen Garten wuchert es üppig. Rosmarie Kranabetter lächelt: "Ja, wir haben vieles, was hier wild wächst, bewusst angepflanzt."

Die Kräuterexpertin steht in ihrem 1.000 Quadratmeter gro- ßen Garten, inmitten von Liebstöckel, Johanniskraut und Brotklee. Mehr als 3.000 Kräuter sind es. Täglich wird geerntet. Etwa für den Bergkräutertee, Rosmaries Lieblingsmix aus Pfefferminze, Verbene, Zitronenmelisse und Holunderblüte. Der Hof der Bäuerin liegt 1.150 Meter hoch und wird gern von Wanderern angesteuert, die den Garten besichtigen wollen.

Rosmarie war sofort dabei, als vor 20 Jahren die Idee zum Kräuterdorf geboren wurde. Seitdem sind viele Bewohner des 2.000-Seelen-Dorfes Irschen im Kärntner Drautal dazugekommen, entwickelten Ideen und Know-how. Organisiert wird alles vom Kräuterdorf-Marketingverein. 60 Irschener produzieren für ihn inzwischen: vom Lavendel-Hopfenkissen für guten Schlaf bis zum Sirup aus Löwenzahn.

Museum im Stadl

Das Zentrum des Kräuterdorfs liegt im Pfarr-Stadl, dem ehemaligen Heuschober des Pfarrers gleich neben der Kirche, mit Verkaufstresen, Teestube und vielen Regalen im Erdgeschoss und einem kleinen Kräutermuseum im Obergeschoss. Es duftet nach Holz und geht quirlig zu, denn ein Kneippverein aus der Steiermark ist angereist und kauft im Laden ein. Später wird Annette Wallner die Kneipp-Damen von einer Kräuter-Attraktion zur nächsten führen, vom Kräuterkraftkreis zum Heilgarten der Alpen, alles nur wenige Schritte im Dorf voneinander entfernt.

Der Tourismusverein beschäftigt für die Kräuterarbeit inzwischen fünf Frauen. Eine von ihnen ist Renate Tiefnig. Sie steht in einem großen Raum mit gestapelten Pappkartons, packt Kräuter in Tüten und versieht sie mit einem Aufkleber "Irschner Wohlfühltee": Minze, Schafgarbe, Him- und Brombeerblätter. "Gerade für uns Mütter ist es toll, im Dorf einen Job zu haben. So viele Alternativen gibt es hier nicht." Worauf  Renate besonders stolz ist: "Alles ist handgefertigt und im Dorf hergestellt."