10.01.2022 Blick in die Zukunft

Folge 7: Neue Jugend – sind die jungen Leute heute anders als zuvor?

Professor Dr. Thomas Druyen (rechts) und prisma-Chefredakteur Stephan Braun.
Professor Dr. Thomas Druyen (rechts) und prisma-Chefredakteur Stephan Braun. Fotoquelle:  Alois Müller

In "Blick in die Zukunft" antwortet Professor Dr. Thomas Druyen auf Fragen von prisma-Chefredakteur Stephan Braun. Folge 7: Neue Jugend – sind die jungen Leute heute anders als zuvor?

In 2025 Jahren lebten 81 Generationen auf unserer Welt. Sie alle haben Wandel erlebt, mal kleiner, mal größer. Zuweilen katastrophal. Schauen wir uns einmal die Menschheitsgeschichte an, ist die Veränderung die einzige Konstante. Auch wenn es leider immer noch Armut und Ungerechtigkeit gibt, Evolution und Zivilisation schreiten erfolgreich und immer schneller voran.

Jede Jugendphase hat in diesem langen Zeitraum ihre Besonderheit. Manchmal war sie nach der Kindheit schon vorbei, weil früh mitgearbeitet wurde. Andere sind durch kriegerische und naturbedingte Heimsuchungen zu einer elenden Belastung geworden. Je nach Milieu, Bildung, Elternhaus und Kultur konnte sie aber auch glücklich und inspirierend sein. Allen Jugenden gemeinsam ist die Pubertät, jenes Nadelöhr der Persönlichkeitsbildung, in das Mädchen wie Jungen anders hineingehen als sie wieder herauskommen. Doch Ende des vergangenen Jahrhunderts begann eine historisch einmalige Zäsur. Mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz wurde die Welt, was Information betrifft, zu einem globalen Dorf. Selbst Kinder sehen nun weiter über den eigenen Tellerrand als dies Erwachsene über Jahrtausende konnten.

Entscheidend aber ist die schon in Kindertagen aufgebaute digitale Kompetenz, auf natürliche und angstfreie Weise im Internet, im Cyberspace und in virtuellen Räumen zu agieren. Kinder sind Großeltern uneinholbar und Eltern meist weit voraus. So ein Fähigkeitsgefälle gab es noch nie. Selbst ältere Lehrerinnen und Lehrer in Schulen und Universitäten hinken dieser Befähigung oft hinterher. Dieses Lernen ohne Vorlage, nur durch Spielen und unentwegte Beschäftigung entstanden, führt zu anderen Wertvorstellungen und sogar zu Veränderungen im Gehirn. Die Einstellung zur Obrigkeit zum Beispiel ist viel kritischer geworden. Insofern ist die digitale Jugend tatsächlich anders als zuvor.

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