Irgendwann ist Feierabend. Und zwar für immer. Eine Reportage im Rahmen von "37°" porträtiert Menschen, die ihren Abschied vom Arbeitsleben nehmen.
Eurostat, die statistische Behörde der Europäischen Union, hat es erst kürzlich ausgerechnet. Wer heute 15 Jahre alt ist, muss in der Europäischen Union durchschnittlich 36 Jahre lang arbeiten. In Deutschland ist die Dauer des Arbeitslebens sogar noch länger: 38,4 Jahre! Dabei "werkeln" Männer mehr als 40 Jahre lang, Frauen etwa 37 Jahre. Doch irgendwann ist auch für den fleißigsten und im vorgerückten Alter immer noch motivierten Menschen endgültig Feierabend. Er geht in seine Rente. Aber auch in eine wohlverdiente? Dieser Frage geht Frank Eggers in seinem Film "Mein letzter Tag im Betrieb" nach, der nun im Rahmen von "37°" im Zweiten zu sehen ist. Er begleitet drei Protagonisten im Übergang zu ihrem neuen Lebensabschnitt – ihrem letzten.
Er bekam wenigstens noch ein Ständchen gesungen. Dieter Driller van Loo war jahrelang Leiter einer Gesamtschule in Hemmingen. Nachdem er zum definitiv letzten Mal sein Rektorzimmer abgeschlossen hatte, erwarteten ihn rund 1.600 seiner Schüler und 150 Lehrer. "Ich musste schon heftig schlucken, als sie sich mit einer großen Party von mir verabschiedetet", erinnert er sich kurze Zeit später. Der Auftrag des Lehrers war für Driller von Loo immer auch eine Berufung gewesen. Nun als Pensionär hat er wenigstens Pläne. Mehr Zeit für die Familie, Sport und Musik stehen auf dem Programm. Einen alten Bus will er sich zulegen und mit einem Freund auf Tour gehen, Straßenmusik machen.
Jährlich sind es Zehntausende, die sich in den Ruhestand verabschieden. Derzeit kommen in Deutschland etwa 36 Rentner auf 100 Arbeiter. Insgesamt lag die Anzahl der Renten Ende 2017 bei 25,66 Millionen. Doch anders als bei Driller van Loo, dem ehemaligen Schulleiter, klappt der Übergang in einen wohl letzten Lebensabschnitt nicht bei allen so planmäßig.
Annemarie und Hans-Werner Broderius haben jahrelang das Traditionslokal Schleiperle in Arnis an der Schlei geführt. Altersbedingt mussten sie es aufgeben. Selbst der Traum einer Nachfolge aus der Familie erfüllte sich nicht. Der Sohn hat beruflich andere Interessen. Den Abschied von dem gemütlichen Restaurant direkt am See, das bereits Hans-Werners Eltern bewirtet hatten, empfanden die Gastronomen als einen "Stich mitten ins Herz". Diese Wunde ist bis heute kaum verheilt. Die Wirtsleute vermeiden es immer noch, an ihrem ehemaligen Schleiperle vorbeizufahren.
Im Film von Frank Eggers wird deutlich, wie unterschiedlich die Menschen ihren allerletzten Feierabend verbringen. Eine kluge Planung auch für die Rente erscheint wichtig. Zudem begleitet Menschen wie Tamara Preiß auch immer eine entscheidende Frage. Nach einem facettenreichen Berufsleben weiß sie nicht, wie lange ihre Gesundheit noch so erhalten bleibt, dass ihre vermeintlich letzten Ideen auch umgesetzt werden können.
Quelle: teleschau – der Mediendienst