"Check Check": Klaas Heufer-Umlauf kann auch Sitcom
In einer neuen Comedy-Serie beweist Klaas Heufer-Umlauf, dass er auch als Schauspieler ziemlich witzig ist. ProSieben schickt noch eine weitere Sitcom mit Katrin Bauerfeind ins Rennen.
Es ist ein ungewohntes Bild, das sich dem ProSieben Zuschauer bietet: Klaas Heufer-Umlauf sitzt nicht wie üblich hinter seinem Latenight-Schreibtisch. Weder duelliert er sich auf einem exotischen Fleckchen Erde mit seinem langjährigen Partner Joko Winterscheidt, noch kämpft er mit diesem gemeinsam gegen ihren Heimat-Sender ProSieben. Nein, Klaas trägt die etwas zu große Uniform eines Flughafen-Mitarbeiters nicht für einen lustigen Einspieler, sondern für eine Comedyserie, zu der er selbst die Idee lieferte. Seit 21. Oktober 2019 steht "Check Check" auf dem hauseigenen Streamingdienst Joyn zum Abruf bereit, jetzt findet die Comedyserie auch als Free-TV-Premiere ihren Weg zu ProSieben. Eine deutsche Serie zur prominenten Sendezeit zeigte der Sender aus Unterföhring zuletzt vor zwölf Jahren: die Krimiserie "Unschuldig". Ebenfalls neu am Mittwochabend: "Frau Jordan stellt gleich" mit Katrin Bauerfeind in der Hauptrolle.
Mit den Worten: "Hier fliegt höchstens eine Maschine am Tag, der Rest ist Chilli-Vanilli", wird Jan Rothe (Klaas Heufer-Umlauf) von seinem Kollegen am neuen Arbeitsplatz am Simmeringer Flughafen eingewiesen. Eigentlich wollte Jan nie wieder etwas mit seiner provinziellen Heimatstadt zu tun haben und stattdessen mit seiner visionären Geschäftsidee von Algen-Burgern in Berlin durchstarten, aber das Schicksal meint es anders mit ihm. Er kehrt zurück, um sich um seinen dementen Vater Udo (Uwe Preuss) zu kümmern. Aufgrund finanzieller Engpässe und der zunächst vergeblichen Suche nach einem Pflegeheim-Platz für seinen Vater, nimmt Jan den erstbesten Job in Simmering an: am Security-Check des Provinzflughafens.
Die Tätigkeit erscheint zunächst extrem langweilig. Jedoch peppen seine Kollegen den Arbeitsalltag gehörig auf. Mit dem ehemals kriminellen Ertu (Kailas Fazilat) war er gemeinsam auf der Schule, dessen jüngere Schwester Samira (Sara Fazilat) schmeißt sich besonders aufdringlich an Jan heran. Zu allem Überfluss gibt es da noch Harald (Jan Georg Schütte), der die Sicherheitsvorkehrungen lächerlich ernst nimmt und für den Dienst nach Vorschrift nicht nur eine Floskel ist. Bei diesen Kollegen ist es nicht unbedingt hilfreich, dass ihn mit seiner Chefin Sabine (Doris Golpashin) eine gemeinsame Vergangenheit verbindet.
"Check Check" gelingt der Spagat zwischen klassischer Sitcom-Comedy und tiefer Ernsthaftigkeit, wenn genau diese gefordert ist. Demenz lustig darzustellen, ohne sich darüber lustig zu machen, verdient Anerkennung. Die Szenen zwischen Jan und seinem Vater geraten geradezu rührend, wenn dem Sohn die ganze Tragweite der Erkrankung bewusst wird. Das führt zu wirkungsvollen tragikomischen Dialogen, etwa wenn Jan am Telefon feststellt, dass er pleite ist und sein Vater in der Tür steht. "Wie lange stehst du denn da jetzt schon?", fragt er. "Weiß ich nicht", antwortet Udo trocken.
Dabei beweist Klaas Heufer-Umlauf auch als Schauspieler sein Gespür für passendes Gag-Timing. Auch wenn man das Gefühl hat, dass er sich für die Rolle nicht besonders verstellen musste, weiß er vor der Kamera definitiv zu überzeugen. Mit dem erfahrenen Uwe Preuss bildet er ein gut funktionierendes Gespann. Aus dem Rest des Casts ist Jan Georg Schütte hervorzuheben, dessen Darstellung des allzu strengen und verkniffenen Haralds besonderen Witz versprüht.
"Frau Jordan stellt gleich" mit Katrin Bauerfeind
Neben "Check Check" schickt ProSieben noch eine weitere eigenproduzierte Serie zur besten Sendezeit ins Rennen: Die Primetime wird von zwei Folgen "Frau Jordan stellt gleich" (20.15 Uhr) eröffnet, einer Serie mit vielen Parallelelen zu "Check Check". Es handelt sich ebenfalls um eine Comedyserie als Free-TV-Premiere, sie erschien ebenfalls zunächst auf Joyn, und auch hier wurde die Hauptfigur mit einer Moderatorin besetzt, die ihre erste Serienrolle bravourös spielt: Katrin Bauerfeind. Die Serie von "Stromberg"-Showrunner Ralf Husmann begegnet der Gleichstellungsdebatte mit einem Augenzwinkern, übt aber auch Gesellschaftskritik.
Katrin Bauerfeind verkörpert die Gleichstellungsbeauftragte Eva Jordan herrlich geradeheraus. Als taffe Kämpferin für Gerechtigkeit setzt sie sich für eine belästigte Gärtnerei-Mitarbeiterin ebenso nachdrücklich ein wie für eine werdende Feuerwehrfrau, die um Akzeptanz in der Wache ringt. Privat hat Eva jedoch mit Einsamkeit zu kämpfen, hat kaum Freunde und ist hin- und hergerissen, ob sie sich der anbahnenden Beziehung mit ihrem verweichlichten, wenngleich charmanten Kollegen Phillipp (Alexander Khuon) hingeben soll oder nicht.
Ihre Kolleg*innen im Büro – wo, wenn nicht hier, wäre ein Gendern der Sprache angemessen – sind dahingehend weniger facettenreich aufgebaut. Die dümmlich-naive Renate etwa nimmt beinahe jede Behauptung für bare Münze – Charaktertiefe sieht anders aus. Auch Yvonne, die um keinen Spruch verlegen ist und ihre Homosexualität offen auslebt, fehlen die Ecken und Kanten. Phillipp hingegen ist nett, beinahe zu rücksichtsvoll und doch bisweilen sozial überfordert, wird von einigen Kollegen nicht ernst genommen und steht obendrein unter der Fuchtel seiner Mutter. Auch hier ist die Gleichberechtigung noch nicht ganz hergestellt.
Check Check – Mi. 01.04. – ProSieben: 21.20 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH