Gastrolle bei "Dahoam is Dahoam"

Lilly Becker: "Am Drehtag war ich einfach Linda"

von Anja von Fraunberg

In der BR-Serie "Dahoam is Dahoam" gibt Lilly Becker ihr Debüt als Schauspielerin. Im Interview erzählt sie über Probleme beim Dreh und wie sie mit der Corona-Krise umgeht.

Hierzulande ist sie vor allem als Noch-Ehefrau von Boris Becker bekannt – doch Lilly Becker ist, wie man weiß, viel mehr als nur das hübsche Ex-Anhängsel der deutschen Tennis-Legende. Jüngst wagte die Niederländerin, die vor ihrer von 2009 bis 2018 währenden Ehe mit "Bobbele" bereits eine Model-Karriere hinter sich hatte, sogar den Schritt vor die Filmkamera: In der bayerischen Familienserie "Dahoam is Dahoam" gibt die 43-Jährige ihr Schauspieldebüt. Sie schlüpft dafür in die Rolle der lesbischen Holländerin Linda, die am Montag 6. April (19.30 Uhr im BR-Dritten) eine Folge lang "den Menschen im oberbayerischen Dorf Lansing den Kopf verdreht". So verrät es das Rollenprofil. Im Interview erzählt Lilly Becker, die mit ihrem zehnjährigen Sohn Amadeus in London lebt, die ganze Geschichte und verrät, wie sie persönlich die Corona-Krise zu bewältigen versucht.

prisma: Wie erleben Sie die Corona-Krise?

Lilly Becker: Wie jeder andere erlebe ich Corona natürlich von zu Hause. Ich nehme mir meine Information dazu täglich aus dem Internet und verfolge, wie es der Welt aktuell geht. Es ist eine große Umstellung, aber es ist notwendig. Ich hoffe, dass wir es bald überstanden haben – mal schauen, wie die Welt danach sein wird.

prisma: Wie hat sich Ihr Alltag dadurch verändert?

Becker: Das Leben findet nun nur noch in meinen vier Wänden statt: die Schule, das soziale Leben über Skype und Face-Time, Jobs et cetera. Aber man hat die Zeit, sich nun über andere Themen Gedanken zu machen. Zu sehen, dass die Umwelt sich erholt, dass es doch geht, weniger zu reisen und vor allem, dass jetzt alle zusammenhalten.

prisma: Wie, glauben Sie, werden wir aus dieser Krise herausgehen?

Becker: Ich glaube, dass kann man noch nicht absehen. Es ist alles eine Frage der Dauer. Wenn es in ein paar Wochen überstanden ist, haben wir, glaube ich, alle viel gelernt. Wenn es noch einige Monate anhält, finden wir eine komplett veränderte Wirtschaft vor. Wie wir uns dann wieder erholen, das steht noch in den Sternen. Für meine Familie und mich hoffe ich, dass wir gesund bleiben und die Zeit gemeinsam uns noch enger zusammenwachsen lässt. Persönlich kann ich mich nun auf Projekte konzentrieren, die lange Zeit liegen geblieben sind. Wir müssen einfach das Beste aus der Situation machen. Was bleibt uns anderes übrig!

prisma: Auch wenn es aktuell kaum noch vorstellbar ist – es gab auch eine Zeit vor Corona, in der Sie unter anderem auch einen Gastauftritt in "Dahoam is Dahoam" hatten. Wie kam es dazu?

Becker: Das war eigentlich purer Zufall. Ich habe eine Freundin, die bei "Dahoam ist Dahoam" arbeitet, und gemeinsam hatten wir diese verrückte Idee. "Dahoam is Dahoam" ist eine fantastische Serie über das Leben in Lansing, mit herzlichen Charakteren und dem lebensechten Einblick in ihr Serienleben. Wir waren uns direkt einig, dass es eine Rolle sein muss, die man mir abnimmt, und so wurde Linda de Hoog kreiert. Eine sympathische Holländerin, die auf der Durchreise Lansing ein wenig den Kopf verdreht.

prisma: Sie geben damit Ihr Schauspieldebüt – wie haben Sie sich auf die Rolle der Linda de Hoog vorbereitet?

Becker: Ich habe mich Wochen vorher schon mit einem Coach auf den Dreh vorbereitet, kannte meine Texte, hatte Gestik und Mimik lange geübt. Der Drehtag selbst war dadurch sehr entspannt, und ich konnte die Situation einfach genießen. Mich in den Charakter hineinzuversetzen war wirklich einfach. Ich habe mir im Kopf eine ganze Geschichte zu Linda überlegt, und am Drehtag war ich einfach Linda.

prisma: Gab es auch Schwierigkeiten?

Becker: Schwer war es, den wunderbaren bayerischen Akzent meiner Kollegen zu verstehen. Das fällt, glaube ich, schon manchem Deutschen schwer, da war ich als Holländerin schon ganz schön mit beschäftigt.

prisma: Wollen Sie künftig weiter in Richtung Schauspielerei gehen?

Becker: Ich habe die Schauspielerei sehr genossen und würde mir schon wünschen, ab und an einen Ausflug dorthin zu machen.

prisma: Den meisten sind Sie aber vor allem als Noch-Ehefrau von Boris Becker ein Begriff. Nervt es Sie, dass sich das öffentliche Interesse immer noch auf diese Beziehung konzentriert?

Becker: Boris war viele Jahre, über ein Jahrzehnt, ein Teil meines Lebens, in Deutschland kennt man mich seinetwegen. Da bin ich also niemandem böse.

prisma: Sie sind mit Ihren 43 Jahren eine sehr attraktive Frau. Trotzdem, gerade weil Sie früher als Model gearbeitet haben und der Fokus auf Ihr Aussehen gerichtet war: Wie ergeht es Ihnen mit dem Älterwerden?

Becker: Ich habe gar kein Problem mit dem Älterwerden. Wie sagt man so schön: Ich werde nur besser. Ich mag das Modeln sehr, aber ich habe auch noch andere Talente, die ich der Welt gerne zeigen würde. Somit reduziere ich mich nicht auf meine Optik oder mein Alter. Ich freue mich jeden Tag, gesund sein zu dürfen und hoffe, ganz, ganz alt werden zu können.

prisma: Ein wichtiges Thema, das durch Corona in den Hintergrund geraten ist, ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Wie beurteilen Sie den Stellenwert, den Frauen mittlerweile in der Gesellschaft haben?

Becker: Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg! Frauen müssen sich einfach immer wieder trauen, für ihre eigenen Rechte ein- und vor allem aufzustehen. Und wir müssen auch die Männer einfach mehr in die Verantwortung nehmen und sie dazu bringen, die Themen zu übernehmen, weswegen wir Frauen noch immer in vielen Bereichen im Nachteil stehen.

prisma: Wie ist Ihre Meinung zur #metoo-Bewegung?

Becker: Niemand sollte gegen den eigenen Willen Dinge tun müssen, die er oder sie nicht möchte. Und es ist auf gar keinen Fall in Ordnung, dass manche Menschen meinen, einen persönlichen Vorteil aus ihrer Position nehmen zu dürfen und dadurch andere Menschen unterdrücken oder ihnen sogar Schaden zufügen. Ich finde es toll, dass viele Betroffene nun aufstehen und sich gegen diese Art von Ungerechtigkeit wehren.

prisma: Können Sie mit den klassischen Geschlechterrollen überhaupt etwas anfangen?

Becker: Ich bin sehr stolz darauf, eine Frau zu sein. Ich fühle mich auch in meiner Rolle als "Multitasker" mit diversen Talenten sehr wohl. Ich finde es auch toll, wenn man mir die Tür aufhält oder in den Mantel hilft. Aber das hat nichts mit dem Geschlecht, sondern eher mit der Erziehung zu tun. Ansonsten glaube ich, leben wir in einer Zeit, in der wir Frauen gut unseren Mann stehen können.

prisma: Soviel darf vielleicht schon verraten werden: Wie fügt sich da die von Ihnen gespielte Linda de Hoog ein?

Becker: Linda ist vor allem ein lebensfroher Mensch, die sich selbst gefunden hat und nun das tut, was ich nur jedem empfehlen kann: Das Leben so leben, wie man es selbst möchte und wie es einem selbst am besten geht! Glücklich!


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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