Start der US-Serie in Sat.1

"Detective Laura Diamond": Ein schwieriger Fall

02.02.2015, 10.57 Uhr

Mit der neuen US-Serie "Detective Laura Diamond" will Sat.1 seine Zuschauer zur Prime Time am Montag beglücken. Fans seriöser Krimis werden mit dem Format hadern.

Wie hart es für alleinerziehende Polizistinnen ist, Job und Kind unter einen Hut zu bringen, weiß der deutsche Krimikonsument dank Charlotte Lindholm. Kein Hannoveraner Tatort vergeht, ohne dass die LKA-Fahnderin sichtlich vom schlechten Gewissen geplagt am späten Feierabend den Kopf ihres wieder einmal bereits schlafenden Sohnes David streichelt.

Verhaltensauffällige Zwillinge und ein fremdgehender Noch-Ehemann

Um denselben Konflikt dreht sich die US-Serie "Detective Laura Diamond": Die so konfuse wie eigentümliche Polizistin, gespielt vom US-Serienstar Debra Messing ("Smash", "Will & Grace"), arbeitet für die Mordkommission des NYPD und hat permanent alle Hände voll zu tun, ihre schwer verhaltensauffälligen Zwillinge zu bändigen. Ihre actionreichen Fälle löst sie eher nebenbei. Wenig Hilfe in diesem stressigen Leben bietet ihr der notorisch fremdgehende Noch-Ehemann Jake (Josh Lucas, "Die Firma"), mit dem sie beständig darum ringt, dass er endlich die Scheidungspapiere unterschreiben möge. Stattdessen wird er ihr neuer Vorgesetzter.

Die vom US-Sender NBC produzierte Episodenserie basiert auf der spanischen Telenovela "Los Misterios de Laura". In den USA erzielt das humoristische Crime-Drama respektable Einschaltquoten und pendelt derzeit um die Acht-Millionen-Marke, nachdem es anfangs zehn Millionen Zuschauer erreichen konnte. Bei Sat.1 ersetzt "Detective Laura Diamond" den Spielfilm am Montagabend und soll auf die bislang nicht sehr erfolgreich gelaufene Krimiserie "Castle" einstimmen.

In der ersten Episode ist Laura dem Mörder eines reichen Hightech-Unternehmers auf der Spur, der getötet wird, während sie noch mit ihrem Chef in der Aušffahrt des Opfers am herrschaftlichen Wohnsitz im Westchester County herumsteht. Als weitaus schwierigerer Fall erweisen sich ihre missratenen Söhne, für die sie nach einem Verweis eine neue Schule finden muss.

Suppe während der Leichenschau

Dass Laura dann doch alles andere als eine Charlotte Lindholm ist, offšenbart sich schnell: Ihr Auto ist voller Müll, der Schreibtisch ein einziges Chaos und ihre Suppe löffelt die gestresste Ermittlerin problemlos während der Leichenschau in der Pathologie. Und auch wenn sie mit einem von keiner Polizeivorschrift gedeckten Kunstschuss einem Bösewicht lässig das Ohr abschießt, um anschließend im Vorbeigehen seiner Geisel die Blutspritzer aus dem Gesicht zu wischen, ist die niedersächsische Provinz fern – ein realistischer Plot aber ebenso.

Das wäre zu entschuldigen, wenn in der Crimedy die Gags zündeten. Doch wie lustig ist es, wenn schale Sprüche ("Was machen all die Leute im Park? Haben sie keine Arbeit?") auf Szenen treffšen, in denen sich Lauras Zwillingsbrut wechselseitig anpinkelt? An Geschwindigkeit mangelt es indes nicht. Befeuert von rockigen Gitarrensounds rast die Handlung schnell geschnitten, aber weitgehend spannungslos voran. Zeugenbefragungen in Split Screens erzeugen zusätzliches Tempo, aber auch diese Anleihe aus "24" vermag die Schwächen des Hybridformats nicht zu überdecken.

Viel gedreht, aber nichts bewegt

Die Lösung des Falls erscheint schließlich so unglaubwürdig wie die dahin führenden Ermittlungen – und auch die Darstellerin selbst. Die vielfach talentierte Emmy-Preisträgerin Messing überzieht ihr Spiel ins Anke-Engelke-haft Komödiantische und erscheint darum als New Yorker Homicide Detective nur in wenigen Szenen überzeugend. Am Ende bleibt das Gefühl, dass sich viel gedreht, aber nichts bewegt hat.

"Detective Laura Diamond" 02. Februar 2015, 20.15 Uhr Sat.1.