Deshalb macht das Duo Schluss

Die Lochis im Abschieds-Interview

von Eric Leimann

Roman und Heiko Lochmann waren zwölf Jahre alt, als sie eine der erstaunlichsten Karrieren des letzten Jahrzehnts lostraten. Nun, mit gerade einmal 20 Jahren, setzen die beiden sich zur Ruhe. Oder?

Die Album-Präsentation und die Interviews finden im deutschen Facebook-Hauptquartier am Potsdamer Platz in Berlin statt. Das passt, denn den sozialen Medien haben Die Lochis eine Menge zu verdanken – und umgekehrt. Ab ihrem zwölften Lebensjahr wurden die hessischen Brüder Roman und Heiko Lochmann vor den Augen von Millionen Followern erwachsen. Im Mai sind die Zwillinge 20 Jahre alt geworden. Ihr Entschluss, mit den Lochis Schluss zu machen, fiel bereits früher. Nun steht die Veröffentlichung ihres letzten Albums "Kapitel X" an (13. September), auf die eine Abschlusstournee folgt. In einem reflektierten Interview beschreiben die ehemaligen Nachwuchs-Fußballer mit Profiperspektive, was sie an ihrem öffentlichen Leben lieben, was daran nervt und wie sie das Zwillingsdasein erleben. Mit 20 ist es definitiv zu früh für die Rente. Doch was wollen die Lochis in Zukunft mit ihrem Leben anfangen?

prisma: Viele Zwillinge empfinden es als besondere Herausforderung im Leben, einen jeweils eigenen Weg zu suchen. Wie lief das bei Ihnen?

Heiko Lochmann: Man fängt ja heute früher damit an, das Selbstständige im Zwilling zu fördern. In der Grundschule war bei uns noch alles identisch: die gleichen Freunde, die gleichen Klamotten. Ab der fünften Klasse jedoch trennte man uns. Wir gingen in unterschiedliche Klassen, bauten uns ein eigenes soziales Umfeld auf. Und doch bleibt man natürlich eng verbunden.

prisma: Haben Sie abseits der sozialen Medien viele Freunde?

Roman Lochmann: Wir haben eine Handvoll sehr guter Freunde, die kennen wir schon sehr lange – zum Teil noch aus dem Kindergarten. Unser Freundeskreis hat sich über die letzten Jahre kaum verändert. Das hat aber auch damit zu tun, dass wir selten zu Hause sind. Wenn das der Fall ist, dann freuen wir uns einfach tierisch auf dieses vertraute Umfeld.

prisma: Das hört sich an, als wären die Lochis sehr bodenständig.

Roman Lochmann: Das kann man so sagen. Wir wuchsen in einem Dorf auf, etwa 20 Minuten von Darmstadt entfernt – und haben es jetzt gerade mal bis nach Darmstadt geschafft (lacht). Da leben wir nun in einem Haus mit unseren Eltern. Jeder hat sein Stockwerk, es ist wie eine Familien-WG. Für uns ist das perfekt. Außerdem sind wir große Eintracht-Frankfurt-Fans und können so regelmäßig ins Stadion gehen.

prisma: Sie beide spielten auch selbst Fußball. Wer war am Ball frühere der Bessere?

Heiko Lochmann: Fußball ist immer noch eine unserer größten Leidenschaften. Der Traum, Fußballprofi zu werden, war auf jeden Fall da. Bei mir noch etwas stärker als bei Roman.

Roman Lochmann: Heiko spielte auf jeden Fall länger als ich und relativ hochklassig für sein Alter. Er schaffte es bis in die Regionalliga und zur DFB-Auswahl. Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt schon etwas mehr in der Musik verfangen. Wenn Heiko beim Training war, baute ich zu Hause Beats.

prisma: Sie beide lassen bisher offen, was nach dem Ende der Lochis passieren soll. Gehen die Lochmanns eher getrennte Wege oder machen sie gemeinsam etwas Neues?

Roman Lochmann: Wir beenden das Kapitel "Die Lochis", wollen uns aber nicht unbedingt trennen. Die letzten acht, neun Jahre waren eine geile Zeit. Wir sind für alles sehr dankbar und wollen diese Ära auf unserer Abschlusstour mit den Fans noch einmal richtig feiern. Was danach passiert, lassen wir in der Tat offen. Erst einmal steht für uns die Veröffentlichung von "Kapitel X" und die Abschluss-Tour an.

prisma: Wissen Sie noch, wann genau die Entscheidung fiel, mit den Lochis Schluss zu machen?

Heiko Lochmann: Das war irgendwann im letzten Jahr. 2018 stand bei uns immer so ein Elefant im Raum – und irgendwann haben wir es dann mal ausgesprochen. Ich glaube, ich war der Erste, der es tat. Wir waren uns dann schnell einig. Als wir an dem Album arbeiteten, war es auf jeden Fall fix, dass dies das letzte Lochis-Album ist und dass wir all das genau hier noch einmal richtig abfeiern wollen und können!

"Das, wofür wir stehen, passt nicht mehr zu dem, wie wir uns mittlerweile fühlen"

prisma: Mussten Sie mit den Lochis abschließen, um eine Chance zu haben, erwachsen zu werden?

Roman Lochmann: Das kann man so sagen. Die Lochis stehen für unsere Kindheit. Wir können uns kaum noch an die Zeit davor erinnern. Das, wofür wir stehen, passt einfach nicht mehr zu dem, wie wir uns mittlerweile fühlen.

prisma: Träumen Sie von unterschiedlichen Dingen, was die Zukunft betrifft?

Heiko Lochmann: Wir haben beide Hummeln im Hintern. Wir müssen immer etwas tun, anschieben, unternehmen. Also von einer langen Auszeit träumt keiner von uns.

Roman Lochmann: Außerdem verbindet uns eine große Leidenschaft: die Musik. Das sehen wir schon fast als Berufung. Mit der Musik auch in Zukunft erfolgreich zu sein, ist ein Traum, den wir sicherlich beide träumen.

prisma: Kann es passieren, dass Roman und Heiko eigene Musikprojekte haben werden?

Heiko Lochmann: Wir schließen nichts aus. Nur, dass sich unsere Wege wirklich dauerhaft trennen, auch künstlerisch, halte ich für eher unwahrscheinlich. Dazu funktionieren wir als Team einfach zu gut.

prisma: Was hat Sie am Leben der letzten Jahre genervt?

Heiko Lochmann: Es gab schon ein paar Dinge, die nicht so schön waren, aber wir machten das bisher selten zum Thema. Im Oktober bringen wir noch ein Buch heraus, in dem wir mehr über solche Themen sprechen.

Roman Lochmann: Auf dem neuen Album gibt es ein Lied, es heißt "Bild von mir" – da erzählen wir, was uns genervt hat. Vor allem war es das Schubladendenken einiger Menschen, die uns als YouTuber einsortierten, die nichts können, aber um jeden Preis berühmt sein wollten. Natürlich ohne uns zu kennen. Das tat schon weh ab und zu, denn wie gesagt: Musik ist unsere große Leidenschaft, und wir beschäftigen uns sehr intensiv damit.

prisma: Konnte man das den Kritikern nicht klarmachen?

Heiko Lochmann: Es gibt viele Menschen da draußen, die sind unbelehrbar, weil sie sich nicht für die Wahrheit interessieren. Die möchten einen Brief gar nicht lesen. Ihnen reicht es, wenn sie den Absender oder Stempel gesehen haben. Viele Leute, die neu mit uns an der Musik arbeiten, sind überrascht davon, wie viel Input von uns kommt und wie leidenschaftlich wir an den Sachen werkeln. Aber es herrscht einfach zu viel Getöse heute. Kaum jemand nimmt sich Zeit, um herauszufinden, was wirklich Sache ist.

Roman Lochmann: Wir haben unseren ersten Song mit fünf im Kindergarten geschrieben. Dann nahmen wir Songs am Computer auf, da hatten wir noch lange keinen YouTube-Kanal. Trotzdem hörte ich immer wieder von Leuten: "Die Lochis machen jetzt auch Musik, und das können die nur, weil sie ihre Reichweite als Influencer ausnutzen." Ein anderes Klischee, das wir nicht mehr bedienen wollen, ist das Kindliche. Wir sind jetzt 20 Jahre alt und erwachsen. Wir wollen uns nicht mehr diesen eigenen Filter verpassen, dass wir nur Dinge tun, die zu den Lochis passen.

prisma: Hatten Sie das manchmal das Gefühl, immer beobachtet zu werden und nie frei zu haben? Müssen Sie deshalb erstmal eine Weile "chillen"?

Roman Lochmann: Ich fühle mich nicht gestresst und auch nicht beobachtet, das ist schon okay. Wir sind Menschen, die anderen einfach gerne begegnen. Was uns mit dem Älterwerden auf den Keks ging, war die Tatsache, dass wir uns zunehmend von den Lochis entfernten.

Heiko Lochmann: Ans Chillen denken wir eher weniger. Mal ausruhen und Urlaub machen, ist okay. Aber wir sind beide Typen, die hibbelig werden, wenn sie mehr als zwei Wochen kein Projekt verfolgt haben.

Roman Lochmann: Wir sind 20 und haben das Gefühl, dass es jetzt erst richtig losgeht. Das fühlen doch die meisten in unserem Alter. Auch, wenn wir sehr früh schon viel erlebten, glauben wir, dass eine Menge extrem wichtiger Dinge vielleicht jetzt erst beginnen werden. Wir freuen uns tierisch auf die Zukunft.

prisma: Was machen Sie konkret nach der Abschluss-Tournee?

Heiko Lochmann: Wie gesagt, es gibt noch das Buch, in dem wir auf die letzten 20 Jahre zurückblicken. Danach geht es in den Urlaub mit der Familie. Die Eltern haben uns in den letzten Jahren auch selten gesehen. Es wird schön sein, einfach mal wieder als ganz normale Familie zusammen zu sein. Wenn wir aus dem Urlaub zurück sind, wollen wir uns selbst weiterentwickeln, unseren Horizont erweitern und vielleicht auch mal ganz andere Wege einschlagen.

Die Lochis auf Tour:

19.09. Berlin, Huxleys Neue Welt

20.09. Leipzig, Haus Auensee

21.09. Wien, Gasometer (A)

22.09. München, Tonhalle

23.09. Zürich, Volkshaus (CH)

27.09. Hamburg, Sporthalle

28.09. Dortmund, Westfalenhalle


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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