Ein Mann wird in einer Straßenbahn von zwei Jugendlichen zusammengeschlagen. Doch plötzlich wollen die Zeugen nichts mehr gesehen haben – offensichtlich aus Angst. Packendes Drama über Zivilcourage, das SAT.1 im Rahmen seiner Themenfilmreihe "#WirZeigenHaltung" ausstrahlt.
Isaac (Julius Dombrink) liegt wehrlos am Boden. Er rührt sich nicht mehr, sein Gesicht und sein Kopf sind blutverschmiert. Doch Mike (Béla Gabor Lenz) und Kevin (Maximilian Beck) lassen nicht ab von dem jungen Mann, sie treten und schlagen wie wild geworden auf ihn ein. Warum sie so wütend auf Isaac sind, wird nicht klar. Die anderen Mitfahrer der Tram verkriechen sich in ihren Sitzen, wohl in der Hoffnung, der Spuk möge bald vorbei sein. Erst als Nicole Wegmann (Mira Elisa Goeres) die Polizei ruft, nimmt die Prügelorgie ein Ende. Während die Täter von den Beamten einkassiert werden, wird Isaac in die Klinik gebracht, wo er um sein Leben kämpft. Die junge Staatsanwältin Jessica Maurer (Sonja Gerhardt) macht sich in dem SAT.1-Film "Ein ganz normaler Tag" auf, die Täter ins Gefängnis zu bringen.
Anfangs scheint der Fall klar zu sein. Die anwesenden Zeugen belasten Mike und Kevin mit ihren Aussagen schwer. Alles andere als eine Verurteilung und ein hohes Strafmaß wäre eine Überraschung. Doch dann kippt ein Zeuge nach dem anderen um. Der Rentner Hans Armbruster (Holger Franke) will plötzlich nichts mehr gesehen haben, und auch Nicole Wegmann kann sich an keine Details mehr erinnern. Offensichtlich sind sie unter Druck gesetzt worden. Ohne Beweise fehlt Jessica Maurer jedoch die Handhabe. Viel Zeit zur Aufklärung bleibt ihr nicht mehr, denn der Urteilsspruch steht kurz bevor.
"Ein ganz normaler Tag" startet unglaublich intensiv. Die sich langsam aufschaukelnde Situation in der Tram – von anfänglichen Pöbeleien bis zur Gewalteruption – ist kaum auszuhalten. Peter Nix klebt mit seiner Kamera förmlich an den Protagonisten und saugt den Zuschauer so förmlich in das Geschehen hinein. Der bedrohliche Soundtrack tut sein Übriges. Nach der imposanten Ouvertüre büßt der Film von Regisseur Ben Verbong zwar an Spannung ein. Dennoch: Die Zweifel der Zeugen an ihrer eigenen Courage gehen nahe. Unweigerlich stellt man sich selbst die Frage, ob man den Mut hätte einzuschreiten oder ob man nicht doch eher die bequeme Variante wählen würde, den Kopf einzuziehen. Wegen dieses Gewissenskonfliktes ist es auch zu verschmerzen, dass der Drehbuchautor Martin Rauhaus nicht umhinkommt, die Zuschauer des SAT.1-Dramas mit einem viel zu dick aufgetragenen Ende zu entlassen.
Der 90-Minüter ist der letzte von drei Filmen, der im Rahmen der SAT.1-Themenfilmreihe unter dem Schlagwort "#WirZeigenHaltung" gezeigt wird. Zuvor wurden mit Vergewaltigung und Stalking bereits zwei sensible gesellschaftliche Themen angesprochen. Im Anschluss an die Ausstrahlung des abschließenden Filmes blickt die Reportage "Ein ganz normaler Tag – wer hilft wirklich, wenn es drauf ankommt" (22.15 Uhr) auf reale Fälle von Zivilcourage.
Quelle: teleschau – der Mediendienst