ARD-Krimireihe

"Harter Brocken" – ein Hauch der Coen-Brüder im Harz

von Eric Leimann

Harz-Polizist Frank Koops bekommt es auch in seinem vierten Fall mit Verbrechen zu tun, die für sein Dorf eigentlich viel zu groß sind. "Harter Brocken" zählt zu den klügeren ARD-Krimireihen und besticht mit Stoiker-Humor.

ARD
Harter Brocken: Der Geheimcode
Kriminalfilm • 19.12.2019 • 20:15 Uhr

Knapp 1.900 Einwohnern bot die ehemals freie Bergstadt St. Andreasberg im Oberharz bei der letzten Volkszählung ein Zuhause. Damit dürfte sie zu den allerkleinsten TV-Ermittler-Standorten Deutschlands gehören. Und ebenso wie Frank Koops (Aljoscha Stadelmann), die Ein-Mann-Dienststelle in der immer etwas trist wirkenden Bergwelt mit Holzschindelhäusern, hat es auch die ARD-Reihe "Harter Brocken" nicht eilig. Gerade mal fünf Filme entstanden seit März 2015, als die erste Folge lief. Das Konzept eines stoischen, eher ambitionslosen Provinzbullen, der ohne große Worte, aber mit viel Gerechtigkeitssinn erstaunlich große Fälle löst, dachte sich Grimmepreisträger Holger Karsten Schmidt ("Das weiße Kaninchen") aus. Sein Held Koops, wie immer unterstützt von Postbote Heiner (Moritz Führmann) und Nachbarorts-Polizistin Mette (Anna Fischer), bekommt es diesmal mit einem sterbenden Naturwissenschaftler zu tun, der dem Polizisten als letzten Akt einen Umschlag überreicht.

Darin befindet sich ein Code, der, um aufgelöst zu werden, noch von zwei weiteren Menschen ergänzt werden muss. Alle drei Personen sollten sich in St. Andreasberg im Auftrag eines Notars treffen, um ein "Problem" zu lösen. Blöd nur, dass ein eiskalter Killer (Holger Handtke) hinter allen Code-Inhabern her ist und wohl auch dem Wissenschaftler den Garaus machte. Die anderen Kandidaten sind: eine todkranke Philosophie-Professorin Maria Joseph (Sibylle Canonica) sowie die überängstliche Annett Kruse (Maike Jüttendonk). Was haben diese drei Menschen eigentlich gemein? Und welche Rolle spielt Personenschützerin Claudia Böhm (Franziska Weisz), die Frank Koops gegenüber angibt, der tote Wissenschaftler habe sie zu seinem Schutz engagiert?

Dass Autor Holger Karsten Schmidt ein Faible für einsame, karge Landschafte und ebensolche Helden hat, bewiesen andere, regelmäßig mit Preisen gekrönte Filme wie "Mörder auf Amrum", "Mord in Eberswalde" oder die Reihe "Nord bei Nordwest". Zwischen Schmidts Zeilen und den Bildern, für die diesmal Regisseur Markus Sehr ("Friesland") sorgt, lugt die Liebe für Stoffe der Coen-Brüder wie zum Beispiel "Fargo" oder "No Country For Old Men" heraus. Dessen berühmter, von Javier Bardem gespielter Killer dürfte auch die Vorlage für den düsteren Harz-Häscher in "Der Geheimcode" liefern. Nicht jeder leise Gag dieser vierten Folge – eine fünfte mit dem Titel "Die Fälscherin" wurde im November 2019 abgedreht – ist eine Offenbarung, doch das unaufdringliche, natürliche Spiel des Aljoscha Stadelmanns macht kurzzeitige Ausfälle in Sachen Plot-Brillanz locker wett.

Überhaupt ist Stadelmann, dieser wuchtige Typ mit ganz viel zarter Ausstrahlung, wohl einer der unterschätztesten Schauspielgrößen Deutschlands. Wer ihn als gequälten Ehemann und Hauptverdächtigen im Maria Furtwängler-"Tatort: Der Fall Holdt" (2017) gesehen hat, wird diese Darstellung wohl nie vergessen. Trotzdem bietet auch "Der Geheimcode" einige Szenen, die zur Champions League deutscher Krimikomödienkunst zählen. Wenn zwei junge verklemmte Chemielehrer, ein Mann und eine Frau, sich über die Arbeit am Code tapsig näherkommen, dann ist das sicher eine der schönsten Szenen, die man in diesem Jahr in deutschen Fernsehfilm-Formaten sehen konnte.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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